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Die fünfte Kirche

Die fünfte Kirche

Titel: Die fünfte Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Rücken zur Tür. «Sollte ich Sie vielleicht fragen, ob Sie Beihilfe zur Vertuschung eines keineswegs im Affekt begangenen Mordes geleistet haben?»
    Sein Blick flackerte.
    «Das glaubt jedenfalls Ned Bain, und das ist das Entscheidende», sagte Merrily.
    «Edward ist ein verabscheuungswürdiges Nichts.»
    «In heidnischen Kreisen ganz und gar nicht. Vermutlich ist er Heide geworden, weil dieser Glaube so unverfälscht ist, so natürlich und wild   … genau das Gegenteil der erstickenden Kirchenhörigkeit Ihrer Mutter.»
    Er sprang auf. «Das ist Blasphemie!»
    Merrily stieß sich von der Tür ab. «Wissen Sie, was
echte
Blasphemie ist, Nick? Ein Mann mit einem zwanzig Zentimeter großen Kreuz.»
    «Ich werde
nicht
–»
    «Desinfizieren Sie es vorher wenigstens?»
    «Möge Gott Ihnen gnädig sein!»
    «Ich war dabei, als Sie Marianne Starkey exorziert haben. Die   …» Merrily betete stumm um Vergebung. «Die bereit ist, eine detaillierte Aussage zu machen.»
    Das war eine Lüge. Aber jetzt hatte sie ihn. Er starrte sie an.
    «Wir haben eine Pressemitteilung vorbereitet, Nick. Meine Sekretärin wird sie dem Allgemeinen Nachrichtendienst in London faxen, wenn sie bis sieben Uhr nichts von mir gehört hat.»
    Ellis verschränkte die Arme.
    Merrily sah auf die Uhr. «Ihnen bleibt weniger als eine Stunde.»
    «Um was zu tun?» Er lehnte sich mit vollkommen ausdruckslosem Gesicht zurück.
    «Um Ihre weiße Messiasausrüstung anzuziehen, da hinauszugehen und den Leuten zu sagen, dass alles vorbei ist. Sagen Sie ihnen, sie sollen nach Hause gehen. Oder führen Sie sie alle in die Dorfhalle und sorgen Sie dafür, dass sie dort bleiben.»
    Ellis breitete die Arme aus. «Da werden sie ohnehin sein. Die Polizei wollte sie von der Straße weghaben. Ich glaube, die Prossers haben sie in die Halle gebracht.»
    «Dann sorgen Sie dafür, dass sie dort bleiben. Sagen Sie ihnen, dass sie ihr ewiges Seelenheil nicht aufs Spiel setzen sollen, indem sie den verunreinigten Boden von St.   Michael berühren.»
    Er zuckte mit den Schultern. «Das kann ich tun.» Er lehnte sich zurück, zwei Finger an der Schläfe. «Aber ich verstehe nicht ganz. Warum wollen Sie das?»
     
    Sie folgte ihm nicht. Sie blieb am Rand des Schulhofs stehen, in der Nähe der Polizeiwagen. Dr.   Coll kam aus der Praxis, doch er warf ihr nur einen flüchtigen Blick zu. Vielleicht hatte Judith ihm nichts gesagt. Gleichzeitig gingen zwei Polizisten in das Gebäude, vermutlich, um die Aussagen des verletzten Mannes und seiner Frau aufzunehmen. Merrily widerstand dem Drang, Dr.   Coll zuzurufen: «Warum haben Sie Mrs.   Wilshire umgebracht?» Vielleicht hätte ja einer von den Polizisten darauf reagiert.
    Im Ort war es wieder verhältnismäßig ruhig. Die paar Lichter,die brannten, wirkten trüb. Aber vielleicht lag das bloß an ihren Augen. Hätte sie mehr tun können? Wenn ja, wusste sie nicht, was es hätte sein sollen. Sie war müde. Sie betete, dass Ellis zur Vernunft käme.
    Wenige Minuten später sah sie ihn aus der Wohnsiedlung kommen, ein Hollywoodgespenst in einer weißen Mönchskutte. Er ging an der Schule vorbei, ohne in ihre Richtung zu schauen. Sie folgte ihm mit gebührendem Abstand bis zur Dorfhalle. Ein Kameramann sah ihn, rannte los, um ihn zu überholen, und kniete sich vor ihm auf die Straße, um ihn zu filmen. Ein Journalist lief, weiße Atemwolken ausstoßend, zurück zum Pub und informierte die anderen. Merrily betete darum, dass sie alle am Ende sehr enttäuscht sein würden. Genau wie die Christen.
     
    «Bei allem Respekt, Vater, warum sollten wir eigentlich alle hierherkommen?»
    Es war der Motorradfahrer mit dem schwarzen Drachen.
    Ellis legte seine Hände zusammen. «Ihr seid hierhergekommen, weil euch der Heilige Geist hierhergeführt hat. Wir alle müssen den Impulsen gehorchen, die der Wille Gottes uns eingibt.»
    «Aber», beharrte der Mann, «was will Gott? Was sollen wir tun?»
    Ellis ließ die Frage eine Weile im Raum stehen und sagte dann mit sanfter Stimme: «Ihr habt alle gesehen, was unserem Bruder passiert ist. Ich kann euch sagen, dass zwei Männern Körperverletzung vorgeworfen wird. Das ist ihre Strafe. Aber, indem Gott das zugelassen hat, hat er uns bedeutet, dass eine öffentliche Demonstration nicht die Antwort ist. Die Antwort ist Beten.»
    «Gelobt sei der Herr», rief jemand halbherzig. Sie wollten   …
    Blut.
Merrily saß hinten, entmutigt, trotz ihres Sieges.
    «Es wird keine Gewalt mehr geben», sagte

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