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Die fünfte Kirche

Die fünfte Kirche

Titel: Die fünfte Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Torhaus hatte, schüttelte sich. Sophie strich sich eine Strähne ihres weißen Haares hinters Ohr und griff nach einem Tuch, um einen Klecks Senf wegzuwischen. «Sie fangen immer mit einem Thema an, das im weitesten Sinne auf einer Nachrichtenmeldung basiert, aber eher auf einer, die in einer Boulevardzeitung erscheinen würde.»
    «Also zum Beispiel irgendein Vorort-Ehemann, der seine Frau für sich anschaffen gehen lässt», sagte Merrily. «Wird sie ausgenutzt, oder ist das eine legitime Art und Weise, den Kredit zurückzuzahlen?»
    «Und sie schaffen es jedes Mal wieder, Schreihälse und professionelle Spinner ins Studio zu holen.»
    Merrily nickte. «Und wenn man nicht laut oder verrückt genug ist, suchen sie sich den nächstbesten Idioten, der alles dafür tun würde, im Fernsehen aufzutreten. Man kann eigentlich nur an derMenschheit verzweifeln, wenn man das sieht. Und darum, Verzweiflung zu verbreiten, geht es uns ja nun nicht gerade.»
    «Nein», sagte der Bischof, «ganz bestimmt nicht. Es ist nur so   … wenn Sie nicht hingehen   … haben wir ein Problem.»
    Merrily starrte den Bischof an: «Was soll das denn heißen?»
     
    Bernie Dunmore hatte es sich angewöhnt, Merrily jeden Dienstagmittag im Büro für spirituelle Grenzfragen zu besuchen, um mit ihr zusammen eine Kleinigkeit zu essen. Er schien jedes Mal froh zu sein, den Bischofspalast verlassen zu können.
    Das war nur allzu verständlich, denn er war eigentlich gar nicht der Bischof von Hereford, sondern als Suffraganbischof von Ludlow nur vertretungsweise zuständig, solange Seine Exzellenz Bischof Michael Hunter nicht verfügbar war.
    Allerdings hatte das Verschwinden Mick Hunters nicht den Medienrummel ausgelöst, den die Diözese befürchtet hatte. Denn gleichzeitig hatten zwei andere Bischöfe der Anglikanischen Kirche abgedankt und ein dritter Selbstmord begangen – nachdem die Forderung laut geworden war, zu überprüfen, warum ihre persönlichen Ausgaben mehr als 200   000   Pfund im Jahr betrugen und unkonventionelle Nebeneinnahmen nicht länger akzeptiert werden sollten.
    Auch wollte man nun wissen, warum Hunter einen Landrover für sich und einen Mercedes für seine Frau hatte kaufen können, und nachdem weder die Presse noch die Polizei in der Lage gewesen waren, weitere Missstände zu belegen, hatte sich die Diözese glücklich geschätzt, sich hinter kleineren Skandalen zu verschanzen. Aber jetzt hatte sich die Situation umgekehrt: Vier Bischöfe hatten sich in der
Sunday Times
über die Herausforderungen ihrer Arbeit in einer immer profaner werdenden Zeit geäußert. Und natürlich hatte es dazu ein Foto von Mick Hunter im Jogginganzug gegeben, wie er versuchte, «dem Druck zu entkommen».
    War es unter diesen Umständen besser, dass die Wahrheit nicht ans Tageslicht gekommen war? Merrily war sich nicht sicher. Aber sie mochte Bernie Dunmore. Er war zweiundsechzig Jahre alt und auf angenehme Weise träge. Und er war entschlossen, die Stellung zu halten, bis ein unumstrittener Ersatz für Mick Hunter gefunden worden wäre. Niemand konnte allerdings weniger streitlustig sein als Bernie. Das Deutlichste, was er jemals über Hunter gesagt hatte, war: «Man sollte meinen, die Ernennungskommission sei sich über Michaels Persönlichkeitsprobleme im Klaren gewesen.»
    Merrily hatte Bernie – als Micks Angestellte – angeboten, von ihrer Funktion im Büro für spirituelle Grenzfragen zurückzutreten, und den erfahrenen Exorzisten Huw Owen zitiert, der gewarnt hatte, weibliche Pfarrer könnten zur Zielscheibe satanischer Psychos werden.
    «Umso dringender sollten Sie bleiben, meine Liebe», hatte Bernie gesagt, allerdings konnte sie seiner Logik dabei nicht ganz folgen. Sie hoffte, es lag nicht nur daran, dass er dienstags so gerne mit ihr zu Mittag aß, hier im Büro, mit Hotdogs und einer Dose Bier.
     
    «Erklären
Sie
es, Sophie», sagte der Bischof.
    Seine Sekretärin in ihrem eleganten grauen Nadelstreifen-Kostüm sah auf ihren Notizblock.
    «Wie Sie wissen, ist die Redaktion vor wenigen Wochen mit dem Wunsch an uns herangetreten, dass Merrily an einer Diskussion zum Thema übernatürliche Phänomene teilnimmt – was Merrily ablehnte.»
    «Weil Merrily nicht sicher war, was diese Leute über die jüngsten Vorkommnisse in Hereford wissen», ergänzte Merrily.
    «Ganz recht. Dann habe ich einen Anruf von Tania Beauman bekommen, die Merrily jetzt für die Sendung zum Thema Heidentum anfragt.»
    «Offenbar haben sie dieses sexy

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