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Die fünfte Kirche

Die fünfte Kirche

Titel: Die fünfte Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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fertig geworden wären und das Grundstück dann zum Verkauf angeboten hätten, hätten wir es uns niemals leisten können. Wenn die Leute hier wegen der tragischen Gründe für den Verkauf nicht zurückgeschreckt wären, hätten wir bestimmt Mitbewerber gehabt   … Wenn das Haus nicht ausgerechnet im November angeboten worden wäre, wären all die Londoner hier gewesen, die ein Wochenendhaus suchen   … wenn, wenn, wenn! All diese Wennshaben einen Grund. Aber gut, wenn du dich dann besser fühlst, besuchen wir sie. Wann?»
    «Wen?»
    «Mrs.   Wilshire.»
    «Oh. Nein, ich dachte eigentlich, ich gehe alleine. Sie hat schüchtern gewirkt.»
    «Und du meinst,
ich
würde sie einschüchtern?»
    «Wir wollen schließlich nicht wie eine Delegation wirken. Außerdem hast du doch zu tun.»
    «Hab ich auch. Ich hab wirklich zu tun.»
    Die Kirk-Blackmore-Illustrationen waren fertig, und er würde sie per Kurier direkt an Kirk schicken. Aber der Gedanke, ein Gemälde von der nebelverhangenen Kirche anzufertigen, ließ Robin nicht mehr los. Wenn er das Betty erzählte, würde sie vermutlich sagen:
Wenn du dafür Zeit hast, kannst du doch auch eine Wand anstreichen
. Während sie weg war, könnte er schnell eine Aquarellskizze von der Kirche machen. Er sah schon eine ganze Jahreszeiten-Serie vor sich, ein   … wie nannte man ein Triptychon, wenn es
vier
Bilder waren?
    «Außerdem», Betty ging zur Tür und drehte sich dann mit einem Schwung ihres wilden, weizenblonden Schopfes um, «bin ich sicher, dass du eine Menge ausprobieren willst, wenn ich dir mal nicht über die Schulter sehe.»
    Robin brachte ein Grinsen zustande. Betty schien seine Gedanken manchmal so deutlich lesen zu können, als stünden sie in Neonschrift über seinem Kopf. Manchmal war dieses Weib selbst für eine Hohepriesterin wirklich furchteinflößend. Und so schön.
    Er machte sich nichts vor: Wenn er irgendeine Gefahr sähe, dass das hier ein Ort des Unglücks wäre, wären sie sofort weg, ganz gleich, wie viel Geld sie dabei verlieren würden.
    Aber das würde nicht passieren. Das hier war bestimmt keine Mogelpackung. Allein die Magie, dank der sie diesen Ort gefundenhatten: die Prophezeiung   … und dann kamen die Unterlagen zum Haus noch in derselben Woche, dann der Blackmore-Vertrag und die Möglichkeit, mit der Backlist ein Riesengeschäft zu machen.
    Es war, als wäre die Straße hierher für sie hell erleuchtet worden. Wenn sie diese Lichter ausgehen ließen –
das
würde garantiert böses Karma anlocken.
    Die Einheimischen?
    Arschlöcher. Vergiss sie.

5
Jede Säule des Kreuzgangs
    «Heidentum.» Bernie Dunmore, der Bischof, schmierte Senf auf seinen Hotdog.
    «Was sollen wir zum Thema Heidentum sagen?»
    «So wenig wie möglich», schlug Merrily vor.
    Der Bischof legte den Senflöffel auf Sophies Schreibtisch.
    «Genau.» Er nickte.
    Die E-Mail auf seinem Bildschirm endete:
     
    Die Diskussion wird im Studio stattfinden und live übertragen. Teilnehmen werden voraussichtlich praktizierende Hexen, Druiden und «fundamentalistische» Geistliche. Bitte bestätigen Sie Ihre Teilnahme so bald wie möglich bei der Redakteurin Tania Beauman in Birmingham.
     
    «Wir sagen also nein. Sehr gut.» Merrily stand erleichtert auf. «Ich rufe sie heute Abend an und teile ihr mit, dass wir uns nicht in der Lage sehen, etwas Sinnvolles zu dieser Debatte beizutragen. Und dass es nichts ist, womit wir in unserer Diözese ein besonderes Problem hätten. Wie klingt das?»
    «Das klingt ausgesprochen vernünftig, Merrily.» Aber dasgroße, glattrasierte Gesicht des Bischofs wirkte immer noch besorgt.
    «Gut. Bis jetzt ist es noch niemandem gelungen, bei
Livenight
seine Würde zu bewahren. Das sind eben die Untiefen des Privatfernsehens.»
    «Ich sehe immer weniger fern.» Er wischte ein paar Krümel von seinem großzügig geschnittenen lila T-Shirt . «Wahrscheinlich ist das ein Fehler. Schließlich ist es meine seelsorgerische Pflicht, die traurigen Entwicklungen der Gesellschaft zu verfolgen   … die Exzesse der Jugend, den aktuellen Slang   …»
    «Ich werde meine Tochter bitten, eine Liste für Sie anzufertigen.»
    Bernie Dunmore lächelte, wirkte aber immer noch seltsam beunruhigt. «Dieses
Livenight
», er sah auf den Bildschirm, «hat also keinen   … aufklärerischen Wert?»
    «Nein – oder wie würden Sie
Livenight
beschreiben, Sophie?»
    «Wie eine Generalprobe für Armageddon.» Die Sekretärin des Bischofs, die ihr Büro bei Merrily im

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