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Die fünfte Kirche

Die fünfte Kirche

Titel: Die fünfte Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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sich die Augen an einer Ecke des Kissenbezugs ab. Gomer würde nicht weinen. Gomer würde weitermachen. Aber was im Leben war es überhaupt wert, immer weiterzumachen? Wohin führte das? Ob Minnie einer Antwort jetzt näher gekommen war?
Oh Gott.
    Jane nahm das Telefon in die Hand, betrachtete es einen Moment und zuckte dann mit den Schultern. Wenn das jetzt nicht funktionierte, funktionierte es eben nicht. Sie krempelte ihren Ärmel hoch. Sie hatte die Nummer von
Livenight
auf die Innenseite ihres Armes geschrieben. Sie drückte die Tasten und fragte nach Tania Beauman. Die Zentrale verband sie, und sie musste eine Weile Dire Straits hören – hätte schlimmer sein können, auch wenn sie das nie zugegeben hätte.
    Sie lehnte sich an das Kopfende ihres Bettes und dachte über die Mondrian-Wände nach. Ob irgendjemand anders jemals auf die Idee gekommen wäre, die Quadrate und Rechtecke zwischen den Balken in verschiedenen Farben anzumalen? Sie fragte sich, was Eirion davon halten würde.
    Falls sie ihn überhaupt jemals mit nach oben nehmen würde.
    Falls?
Langsam wurde die Zeit knapp, wenn sie wirklich noch zwei ernstzunehmende Liebhaber unterbringen wollte, bevor sie zwanzig war. Ernstzunehmend könnte heißen: sechs Monate. Oder noch länger.
    «Tania Beauman.»
    «Oh, hallo», Jane setzte sich auf. «Raten Sie mal, wer hier ist?»
    «Oh», sagte Tania.
    «Hey, jetzt seien Sie mal nicht so. Vielleicht bin ich die, die es für Sie gerissen hat.»
    «Gerissen? Was denn?»
    Jane schwang ihre Füße auf den Boden. «Ich sag Ihnen, Tania, leicht war das nicht. Sie wollte wirklich nichts davon wissen.
Livenight?
Tss! Aber ich hab gesagt: ‹Merrily, diese elitäre Haltung hat die Anglikanische Kirche in die Sackgasse befördert, in der sie heute festsitzt. Du kannst die Heiden nicht einfach ignorieren und so tun, als wären sie nicht da. Sonst gibt es bald mehr von ihnen, als dir   …›»
    «Das ist ein sehr stichhaltiges Argument», sagte Tania, «aber warum spreche ich dann nicht mit deiner Mutter?»
    «Weil ich sie   … na ja, ich hab sie
fast
überzeugt, aber noch nicht ganz.»
    «Aha. Dann muss ich dir allerdings sagen, dass dir nicht mehr viel Zeit bleibt.»
    «Wenn ich einen kleinen Anreiz hätte, Tania   … darum geht es nämlich.»
    «Ich hatte mich schon gefragt, worum es eigentlich geht.»
    «Um ehrlich zu sein», sagte Jane, «wollte ich Sie um einen winzigen Gefallen bitten.»
     
    Hausbestattungen. Die schienen langsam üblich zu werden, jedenfalls kam es nicht mehr nur in der Upper Class vor, wie es früher der Fall gewesen war. Merrily versuchte Barbara zu erklären, dass es sich dabei um eine nichtkirchliche Angelegenheit handelte, für die häufig nicht einmal eine offizielle Erlaubnis eingeholt werden musste.
    «Was die Leute allerdings oft zurückschrecken lässt, ist die Befürchtung,dass ihr Haus dadurch an Wert verliert, wenn es einmal verkauft werden soll. Niemand möchte gern ein Grab im Garten haben.»
    «Er wird   …» Barbara hatte ihren Schal wieder vom Tisch genommen und wickelte ihn um ihre Hände. «Er wird Menna nicht begraben, das ist das Allerschlimmste. Sie soll in eine Gruft, in ein Mausoleum.»
    «Oh.»
So geliebt zu werden.
    «Er hat in Old Hindwell ein viktorianisches Haus», sagte Barbara. «Das frühere Pfarrhaus. Kennen Sie Old Hindwell?»
    «Nicht gut. Gehört es zu dieser Diözese?»
    «Vermutlich. Das Haus liegt ganz nah an der walisischen Grenze, am Rand von Radnor Forest. Es liegt nicht gerade abgeschieden, aber es gibt keine unmittelbaren Nachbarn. Im Garten ist ein   … Gebäude   – Weinlager, Kühlhaus, Luftschutzbunker, ich weiß nicht genau, was es ist, aber da soll sie hinkommen.»
    «Ist es eine Art Familiengruft?»
    «Es ist krank. Ich habe heute Morgen einen Termin bei einem Anwalt gehabt, aber er sagte, da könne man nichts machen. Ein Mann hat jedes Recht, seine tote Ehefrau in einem privaten Museum auszustellen.»
    «Und da Ihr Schwager selbst Anwalt ist, wird er sich über seine Rechte völlig im Klaren sein.»
    «Nennen Sie ihn nicht so!» Barbara wandte sich ab. «Das Ganze ist obszön.»
    «Er hat sie geliebt», sagte Merrily unsicher. «Er will nicht von ihr getrennt werden. Er möchte sie bei sich haben. Das ist normalerweise der Grund.»
    «Nein! Er will sie besitzen, es geht hier um Besessenheit. Wer besitzt, ist immer im Vorteil.»
    «Schon wieder dieses Wort   … stört es Sie, wenn ich rauche?»
    «Machen Sie ruhig.»
    Merrily

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