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Die fünfte Kirche

Die fünfte Kirche

Titel: Die fünfte Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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gegangen? Betrachte es mal aus Ellis’ Perspektive. Der denkt doch, er kämpft hier gegen einen aktiven Teufel.»
    «Oder gegen uns», sagte Betty bitter.
    «Ich bin immer noch nicht sicher, ob er überhaupt Bescheid weiß über uns. Wer hätte es ihm denn sagen sollen, wer weiß denn davon?»
    «Mir macht das Angst, ich will das alles nicht», sagte Betty.
    «Ach, komm. Du bist eine Hexe, du weißt doch genau, dass all diese Kirchen auf älteren Stätten in der Nähe von Grabhügeln und Menhiren stehen.» Er lehnte sich zufrieden zurück. «Dieser Ort ist ein verdammtes prähistorisches Wunderland, das erklärt alles.»
    «Tut es das?»
    «Sieh doch mal, es gibt hier all diese heiligen Stätten. Die meisten davon sind wahrscheinlich noch bis ins Mittelalter hinein von den übrig gebliebenen Heiden besucht worden. Das war eine abgelegene Gegend hier, schwach besiedelt. Die Leute lebten zurückgezogen. Man kann wohl davon ausgehen, dass sie ihre alten Gewohnheiten beibehalten haben, auch wenn sie im Rest des Landes brutal ausgerottet wurden.»
    «Vermutlich.»
    «Der Erzengel Michael ist der härteste Typ, den die Kirche zu bieten hat. Es ist ihre Art, den Heiden zu verstehen zu geben, dass sie sich besser zurückhalten,
sonst
… Ellis ist ein Fundamentalist, der bezieht sich auf all das. Und dann ist er noch von diesen Bible-Belt-Evangelistenbeeinflusst. Und davon abgesehen ist sein Ego sowieso schon riesengroß, weil er so viele Leute anzieht, während alle andern Gemeinden den Bach runtergehen. Ich hab beschlossen, der Typ nervt. Die einzige Frage ist, wie lange wir noch damit warten wollen, ihm und seiner Exorzistentruppe zu sagen, dass sie sich ins Knie ficken können.»
    «Ich wollte eigentlich sagen: Vielleicht vergisst er uns, wenn wir nicht weiter auf ihn eingehen», sagte Betty lahm.
    «Wird nicht passieren. Glaub mir, dieser Typ ist auf seinem ganz persönlichen Kreuzzug. Unter dem Banner von St.   Michael. Hey, das erklärt vielleicht auch das ganze Armeezeugs. Scheiße.» Robin lächelte.
    Betty begriff, dass er es toll fand, die Zielscheibe fanatischer Christen zu sein.
    «Wenn
wir
die Ruinen hier angucken», sagte er, «dann sehen wir die wahre, ursprüngliche Spiritualität dieser Gegend wieder aufleben. Während
er
nur einen Turm sieht, der ihm und seiner Religion den Stinkefinger zeigt. Er möchte wahnsinnig gern derjenige sein, der den Drachen tötet und alles zurückerobert. Das ist ganz klar ’ne Ego-Sache.»
    «Bei ihm und bei dir.»
    Sein Lächeln fiel in sich zusammen. «Soll heißen?»
    «Ihr trinkt zusammen ein paar Bier, schätzt euch gegenseitig ab, und jetzt lasst ihr eure Muskeln spielen für den großen Kampf. Du kannst es doch gar nicht erwarten, du findest es doch toll, dass er diese riesige Menschenmasse hinter sich hat, während wir bloß zwei Neuankömmlinge   …»
    «Jetzt hör mir mal zu.» Robin war wütend aufgesprungen. «Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich ihn gleich in den Arsch getreten, aber ich mache alles so, wie
du
es für richtig hältst! Immer schön freundlich, immer lächeln, bloß nicht die Pferde scheu machen!»
    «Nein, das hast du nicht. Du hast gedacht, du kannst ihm hier alles zeigen und ihn an der Nase rumführen, dabei hat
er
die ganze Zeit
dich
verarscht!»
    «Du warst doch überhaupt nicht dabei!»
    «Du hast keine Sekunde daran gedacht, wohin das führen kann und was das für uns bedeutet. Egal, was passiert, wir müssen danach noch hier
leben
können. Denn es wird wohl kaum jemand ein runtergekommenes Haus mit einer Ruine kaufen, die dem hiesigen Pfarrer zufolge vom Bösen besessen ist.» Sie wandte sich von ihm ab. «Du Idiot.»
    Robin machte ein Geräusch, das fast wie ein Schluchzen klang, und warf seinen Stift auf den Tisch. «Ich brauch frische Luft.»
    «Das glaube ich auch.»
    Er ging mit großen Schritten durch die Küche und schlug die Tür hinter sich zu.
    Betty ließ den Kopf auf die Tischplatte sinken.
    Was haben wir getan? Wo sind wir hier reingeraten?
     
    Robin stapfte über den Hof. Es war kalt und dunkel, aber er würde auf keinen Fall zurückgehen, um sich Mantel und Taschenlampe zu holen.
    Warum war alles, was er sagte, was er tat oder auch nur versuchte zu tun, immer genau das Falsche?
    Seit vier Jahren waren Betty und er zusammen, und sie hatten – auch wenn sie verschieden waren und verschiedene kulturelle Hintergründe hatten – einiges gemeinsam. Großen Respekt vor den Kräften der Natur und dem Schicksal des

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