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Die fünfte Kirche

Die fünfte Kirche

Titel: Die fünfte Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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soll keine große Sache werden – ihm ist natürlich nicht klar, dass jede Art Gottesdienst hier eine
Riesen sache
ist. Und warum will er es überhaupt machen, wenn es keine große Sache ist? Der Typ
mag
Kirchen ja noch nicht mal.»
    «Was für eine Art Gottesdienst?» Betty saß auf der Stuhlkante und sah ihn mit steinerner Miene an.
    «Ich weiß nicht.» Robin bekam es langsam mit der Angst zu tun. «Eine Eucharistiefeier? Ich glaub, so was hat er gesagt. Was genau ist das eigentlich? Ich kenn mich mit diesem christlichen Sch   …»
    «Die Heilige Messe.»
    «Wie?»
    «Eine anglikanische Messe. Und weißt du, warum man eine Messe in einem Gebäude abhält, das keine funktionierende Kirche ist?»
    Wusste er nicht.
    «Um es zu reinigen», sagte Betty. «Die Eucharistie ist wie ein christliches Desinfektionsmittel. Reinigen, säubern – schädliche Bakterien loswerden.»
    «O.   k., dann geht es hier   …», Robin hielt sich die Hände vors Gesicht, als würde er beten, «…   um das E-Wort , hab ich recht?»
    Betty nickte.
    Exorzismus.

9
Besucher
    Die Stimme auf dem Anrufbeantworter klang gereizt.
    «Mrs.   Watkins, Tania Beauman,
Livenight
. Ich hab schon überall Nachrichten für Sie hinterlassen. Die Sendung läuft am Freitagabend, ich muss also wirklich langsam wissen, ob Sie kommen oder nicht. Ich bin noch bis sieben Uhr hier. Bitte melden Sie sich   … Danke.»
    «Sorry.» Merrily kam in die Küche und hängte ihren Beerdigungsmantel auf. «Ich kann nicht denken, wenn dies Ding piepst.»
    Barbara Buckingham saß am Refektoriumstisch und befreite sich von ihrem schweren Seidenschal, während ihre Augen eine fotografisch genaue Inventarliste des Raumes zu erstellen schienen.
    «Sie sind sehr gefragt, Mrs.   Watkins.» Als sie durch das abendliche Ledwardine zu dem alten Pfarrhaus gegangen waren, hatte sie gesagt: «Wie malerisch und heimelig es hier ist. Das hatte ich ganz vergessen. Und so nah.»
    Nah woran? Aber Merrily hatte absichtlich nicht nachgefragt.
    «Tee?» Sie schämte sich immer noch ein bisschen für die Küche, sie musste sie im Frühling unbedingt streichen. «Oder Kaffee?»
    Barbara wünschte Tee. Sie zog ihre Handschuhe aus.
    Wie ihre Schwester sah sie gut aus, aber auf elegante, glatte Weise.
«Die Schwester ist eine pensionierte Lehrerin. Mit der ist nicht gut Kirschen essen»
, hatte Eileen Cullen gesagt.
    «Ich hatte nicht erwartet, dass Sie so jung sind, Mrs.   Watkins.»
    «Ich werde bald siebenunddreißig.»
    «Das ist sehr jung für Ihre Tätigkeit. Sehr jung für eine Diözesanexorzistin.»
    «Beraterin für spirituelle Grenzfragen in der Diözese.»
    «Sie müssen einen ziemlich fortschrittlichen Bischof haben.»
    «Nicht mehr.» Merrily füllte den Kessel mit Wasser.
    Mrs.   Buckingham lachte kurz auf. «Natürlich. Dieser Mann, der den Druck seines Amtes nicht ertragen konnte und verschwunden ist. Hunt? Hunter? Ich versuche, bei kirchlichen Angelegenheiten auf dem Laufenden zu bleiben. Ich war jahrelang Rektorin an einer kirchlichen Schule.»
    «Hier in der Gegend? An der Grenze?»
    «Um Gottes willen, nein. Ich bin hier weg gewesen, bevor ich zwanzig war. Hab die Kälte nicht ausgehalten.»
    Merrily stellte den Kessel auf den Herd. «Ja, die Winter hier können hart sein.»
    «Ach, es war nicht nur das Wetter. Mein Vater war Bauer in Radnor Forest. Mir kommt es vor, als wäre meine ganze Kindheit über Februar gewesen.»
    «Ihre Eltern mussten sparsam leben?» Merrily hängte zwei Teebeutel in die Kanne.
    Mrs.   Buckingham lachte bitter. «Bei uns wären diese zwei Teebeutel mindestens sechsmal benutzt worden. Das Fett in der Fritteuse ist nur zu Weihnachten erneuert worden.»
    «Dann waren Sie arm?»
    «Eigentlich nicht. Wir hatten mehr als fünfzig Hektar. Randlage. Aber die sind bis zum Letzten ausgenutzt worden, jeder Quadratmeter musste sich rentieren. Haben Sie schon mal was von Hydatide gehört, der Krankheit?»
    «Ja, davon hab ich mal irgendwas gehört.»
    «Führt zu Zysten an den inneren Organen, manchmal granatapfelgroß. Kommt von einem Bandwurm, den Hunde aufnehmen, die die Überreste infizierter toter Schafe fressen. Menschen können die Bandwurmeier schon kriegen, wenn sie den Schäferhund nur streicheln. Als ich sechzehn war, musste ich ins Krankenhaus, um eine Hydatidenzyste an meiner Leber entfernen zu lassen.»
    «Wie schrecklich.»
    «Damals habe ich beschlossen abzuhauen. Ich glaube nicht, dass mein Vater überhaupt mitbekommen hat, dass ich

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