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Die fünfte Kirche

Die fünfte Kirche

Titel: Die fünfte Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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anderen zum Beispiel. Er hatte gedacht, der Weg nach Old Hindwell sei genau der richtige für sie beide. Sie hatten kaum beschlossen, aufs Land zu ziehen, als es vor Zeichen nur so wimmelte. Sie hatten im Heiden-Forum im Internet inseriert, dass sie etwas auf dem Land suchten, es musste nicht luxuriös sein. Der Hexenzirkel von Shrewsburyhatte eine Beschwörungsformel für sie gesprochen, und noch bevor die Woche um war, hatten sie schon einen Hinweis auf St.   Michael bekommen – anonym, aber mit Glückssymbolen und der Nachricht: «Dachte, das könnte euch interessieren   … Seid gesegnet!» Gleichzeitig war ein Brief von Al Delaney von Talisman gekommen, der schrieb, dass Kirk Blackmore von Robins Arbeit beeindruckt wäre und sich freuen würde, wenn Robin das neue Cover gestalten würde   … und es bestand die Möglichkeit, dass er auch die Umschläge für die Neuausgabe der letzten
sieben Bände
machen konnte.
    Selbst Betty musste zugeben, dass sie es sich kaum besser hätten träumen lassen können.
    Robin bog in den Weg ein, der am Prosser-Hof vorbei in den Ort führte. Der Hof war groß, auf beiden Seiten des Weges lagen Scheunen und Ställe. Unter einem Vordach stand ein Landrover. Auf seiner Heckscheibe prangte ein großer Aufkleber mit neongelber Schrift, die man sogar im Dunkeln lesen konnte: «Christus ist das Licht!» Robin unterdrückte ein Schnauben. Das hatte er nicht gewusst. Wenn Ellis sie an den Pranger stellen sollte – dann würden ihre Nachbarn sie nicht unterstützen.
    Als er den Hof hinter sich gelassen hatte, erstreckte sich vor ihm die Nacht. Über dem mit Koniferen bestandenen Hügel lag der Mond auf dem Rücken – wie ein Igel, wie ein Drache. Gareth Prosser war ganz offensichtlich ein Bauer, der die Natur beherrschen wollte.
Sein Hof, sein Land.
Robin fragte sich, wie Prosser wohl auf die Archäologen reagiert hatte, die seine Felder umgegraben und herausgefunden hatten, dass sein Hof vor 4000   Jahren eine wichtige heidnische Kultstätte gewesen war. Vielleicht hatte er Ellis gerufen, um die Stelle zu pazifizieren.
    Jetzt war jedenfalls nichts mehr von alldem zu sehen. Robin hatte sich an den Beirat der Britischen Archäologen gewandt, um den Bericht über die Grabungen zu bekommen. Als er und Bettyvor ein paar Wochen mit einem Auto voller Bücher hergekommen waren, hatte er sich genau umgesehen, aber nur ein paar Stellen gefunden, an denen die Erde frisch umgegraben war. Das Team hatte seine Funde mitgenommen – die Pfeilspitzen aus Stein, die Äxte und Hunderte von Fotos – und den Tempel wieder den Schafen überlassen.
    Und den Heiden.
    Aber warum auch nicht? Am Abend, bevor sie eingezogen waren, hatten sie sich darauf geeinigt, dass sie zu Imbolg hier ein Feuerfest abhalten würden – auch wenn Betty immer noch den christlichen Namen benutzte, Lichtmess, weil sie ihn schöner fand. Sie waren sich einig gewesen, dass es die traditionelle Lichterkrone geben und dass Betty sie tragen sollte, wenn sich keine geeignetere Bewerberin finden würde. Es würde unendlich schön werden in der alten Kirche über dem Wasser. Robin hatte sich vorgestellt, wie neugierige Leute aus dem Ort kommen würden, wie sie ihre Kinder mitbrachten und sich zu ihnen gesellten – diese Atmosphäre voller Freude und Harmonie an Imbolg, dem ersten Tag des keltischen Frühlings, dem Leuchten in der Dunkelheit.
    Aber in letzter Zeit hatten sie das Fest nicht mehr erwähnt, und jetzt würde er es bestimmt nicht mehr ansprechen.
    Robin ging weiter die Straße entlang, hügelaufwärts. Aus der Hecke zu seiner Rechten war eine Steinmauer geworden, und er betrat den Ortskern von Old Hindwell. Auf beiden Seiten der Straße standen alte Cottages. Oben auf dem Hügel gabelte sich die Straße. An der Ecke war der Pub, der
Black Lion
. Sein Betreiber, Greg Starkey, war mit großen Ideen aus London gekommen, hatte aber nicht genug Kundschaft angezogen, um sie umsetzen zu können.
    Robin hätte heute Abend ein Bier gebrauchen können. Er kramte in seiner Hosentasche und fand ein einziges 5 0-Cent -Stück. Ob es dafür irgendwas zu trinken gab? Vermutlich nicht.
    «Robin, hallo.» Er zuckte zusammen.
    «Hast du mich erschreckt!» Sie war aus einem Seiteneingang gekommen. Es war Marianne.
    Gregs Frau. Sie stand unter der Eingangslampe, und er konnte sehen, dass sie eine türkisfarbene Fleecejacke über einem tief ausgeschnittenen schwarzen Top trug. Das trugen vermutlich die Frauen in ihrem Teil Londons, hier

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