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Die fünfte Kirche

Die fünfte Kirche

Titel: Die fünfte Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Hindwell nach New Radnor führte durch den kleinen Ort Llanfihangel-nant-Melan. Die Kirche St.   Michael lag direkt an der Straße. Sie sah nicht besonders alt aus, aber ein Kreis alter Eiben ließ vermuten, dass sie wiederaufgebaut worden war.
    Betty brachte den Subaru zum Stehen. Sie hatte im Moment keine Lust, mit Mrs.   Wilshire oder irgendjemand anderem zu reden. Sie wollte die Atmosphäre in der Kirche spüren. Vielleicht beruhigte es sie ja sogar.
    Sie war immer noch wütend auf Robin. Wenn ihn die betrunkene Frau von Greg Starkey neulich angesprochen und auf der Straße befummelt hatte, warum hatte er ihr das dann nicht erzählt, als er nach Hause gekommen war? Old Hindwell war ja nun nicht gerade für sein Rotlichtviertel bekannt. Warum also hatte er nichts gesagt?
    Warum?
Weil sie gerade einen gottverdammten Streit darüber gehabt hatten, wie er mit Nick Ellis umgegangen war. Weil er türenknallend aus dem Haus gestürmt war und nicht geglaubt hatte, dass sie überhaupt mit ihm reden würde. Weil er durchgefroren und müde war.
Darum.
    Und warum hatte er es dann nicht wenigstens am nächsten Tag erwähnt?
    Weil   … Echt, war das wirklich so wichtig? Dachte sie etwa, er hätte es
genossen
? Dachte sie, er hätte die Gelegenheit genutzt, um mal Mariannes Titten anzutatschen?
    Eigentlich dachte sie das überhaubt nicht. Sie dachte, dass Robin es vermied, ihr irgendwas zu erzählen, was Old Hindwell in ihren Augen schlecht aussehen ließ.
Warum lernst du nicht mal die Leute hier kennen? So wie Judith Prosser, sie ist o.   k., ganz anders, als ich dachte.
    Schwachkopf.
    Betty ging auf die Kirche zu. Das Mauerwerk zeugte von umfangreichen viktorianischen Renovierungsarbeiten. War überhaupt irgendetwas von der Kirche geblieben, die als Teil eines angeblichen St.-Michael-Kreises erbaut worden war? Wie würde die Atmosphäre in dieser Kirche auf sie wirken?
    Früher oder später, wenn Robin nicht in der Nähe war, würde sie noch einmal in die Old-Hindwell-Ruine gehen und sich der Frage stellen müssen, die sich ihr inzwischen aufdrängte: Der schmutzige, schwitzende, verängstigte, betende Mann aus ihrer Vision – war er das gewesen? War das Pfarrer Penney gewesen? War er tot?
    Aber hier ging es nicht um ihre übernatürlichen Kräfte. Erst einmal wollte sie alles wissen, was sich über
sämtliche
Kirchen des St.-Michael-Kreises in Erfahrung bringen ließ.
    In der Llanfihangel-Kirche wurde sie sofort von einem Mann im hellen Anzug angesprochen, der sie fragte, ob sie zur Familie der Braut oder zur Familie des Bräutigams gehörte. So viel zum Thema In-der-Stille-stehen-und-das-Wesen-des-Ortes-spüren. Betty entschuldigte sich und entkam mit einer Handvoll Faltblättern, die sie sich näher ansah, als sie wieder im Auto saß.
    Sie konnte es kaum glauben. Eines der Faltblätter, offenbar dasProdukt einer Tourismus-Initiative der Gemeinde, war marktschreierisch überschrieben mit:
In welcher St.-Michael-Kirche schläft der Drache?
    Betty ließ sich in ihren Sitz zurückfallen und brach in wildes, albernes Gelächter aus. Ein Touristenfaltblatt. Hatte so alles angefangen?
    Der Text erklärte, dass es vier St.-Michael-Kirchen rund um Radnor Forest gab – in Llanfihangel-nant-Melan, Llanfihangel Rhydithon, Cefnllys und Cascob. Wahrscheinlich führte es Old Hindwell nicht auf, weil es eine Ruine war, die jetzt auf privatem Land stand.
    Die Überschrift auf der Innenseite lautete:
St.   Michael und der Drache von Radnor Forest
.
    Sie bezog sich auf die Einführung der «Angelologie» durch getaufte Juden. Engel schützten demnach die Natur und die Gemeinden. Der heilige Michael schützte Israel und wurde in der Offenbarung genannt und so weiter und so weiter. Die meisten walisischen Kirchen, die man ihm geweiht hatte, waren im zehnten und elften Jahrhundert erbaut worden.
    Der Bezug zu Radnor kam aus einem Buch namens
Ein walisischer Landpfarrer
von D.   Parry-Jones, der eine Legende wiedergab, nach der der letzte walisische Drache im Radnor Forest schlief. Um den Drachen in Schach zu halten, hatten die Einheimischen vier St.-Michael-Kirchen gebaut, die einen Kreis um den Forst bildeten. Es hieß, dass der Drache erwache und das Land verwüste, wenn auch nur eine einzige dieser Kirchen zerstört würde.
    War es das? War das die Quelle von Nicholas Ellis’ Paranoia?
    Verrückt!
    Aber es sah danach aus, als hätten Robin und Ellis recht. Vorausgesetzt, es gab kein feuerspeiendes Untier, das sich irgendwo

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