Die fünfte Kirche
versteckte, handelte es sich schlicht um eine Metapher für das Heidentum, für die Alte Religion.
«… wenn auch nur eine einzige dieser Kirchen zerstört würde …»
Old Hindwell
war
gewissermaßen zerstört worden … und zwar vom Pfarrer selbst, was zunächst keinen Sinn zu ergeben schien. Warum sollte ein Geistlicher etwas tun, das von jedem, der abergläubisch genug war, um der Drachenlegende zu glauben, negativ ausgelegt werden musste?
Es sei denn, Penney war ein bekennender Heide. War das möglich? Eigentlich nicht. Irgendetwas fehlte. Einen Moment lang roch Betty wieder den starken, übelkeiterregenden Gestank des betenden Mannes in dem skelettartigen Kirchenschiff.
Viel zu schnell fuhr sie mit dem schaukelnden Subaru davon.
Lizzie Wilshire begrüßte sie mit einer unbeholfenen Umarmung.
«Ich weiß nicht, ob es Ihre Kräutermischung ist oder einfach
Sie
, meine Liebe, aber es geht mir
so
viel besser.» Sie streckte ihre Hand aus und schloss und öffnete sie mehrmals hintereinander.
«Mein Gott», sagte Betty.
«Das habe ich Monate lang nicht gekonnt!» Ihre E. T.-Augen glänzten wie polierte Murmeln. «Sie haben ein Wunder bewirkt, meine Liebe!»
«Das würde ich nicht gerade sagen.»
Der Trunk konnte unmöglich so schnell und stark wirken, es sei denn, Mrs. Wilshires Problem war im Wesentlichen psychosomatisch.
Dennoch … Betty spürte unerwartet Lizzies Aura. Sie war zweifellos weniger beschädigt. Und sie redete ohne Punkt und Komma.
«Wurden Sie früher eigentlich Elizabeth gerufen? Wie ich?»
«Vor langer Zeit, ja», sagte Betty, als sie sich setzte.
«Vor
langer
Zeit, meine Liebe, da waren Sie noch nicht mal geboren.» Lizzie Wilshire lachte heiser. «Und? Haben Ihnen die Papiere etwas genutzt? Wenn nicht, werfen Sie sie einfach weg.Ich bin in Wegwerf-Laune, irgendwelches Durcheinander macht mir immer Angst. Ich denke sogar darüber nach, das Sommerhäuschen zu verkaufen. Jedes Mal, wenn ich es ansehe, denke ich, gleich geht Bryan durch den Garten. Könnte der Käufer es einfach abbauen und bei sich in den Garten stellen?»
«Ich glaube schon. Sie könnten in der Zeitung inserieren. Ich kann das auch für Sie machen, wenn Sie möchten.»
«Oh, würden Sie das tun? Das ist furchtbar nett. Ja. Ich habe Dr. Coll von Ihnen und Ihrer wunderbaren Kräuterzubereitung erzählt … ich hoffe, das macht Ihnen nichts aus. Er hat heute Morgen vorbeigeschaut – obwohl Samstag ist, er ist so fürsorglich! –, und er hat gesagt, ich sähe so viel besser aus, und da habe ich ihm natürlich von Ihnen erzählt.»
«Oh.» Bettys Erfahrung nach war das Allerletzte, was Ärzte gerne hörten, dass irgendein obskurer Kräutersud sofort wirkte, nachdem starke Medikamente bisher keinen nennenswerten Erfolg gezeigt hatten.
«Er war entzückt», sagte Lizzie.
«Wirklich?»
«Er hat gesagt, es liege ihm fern, die alten Heilmittel abzulehnen. Er hat mir tatsächlich schon öfter geraten, zu den Gottesdiensten von Pfarrer Ellis zu gehen, das könnte mir helfen – aber da ist es mir zu laut.»
«Er muss ein sehr ungewöhnlicher Arzt sein.»
«Er ist einfach sehr fürsorglich. Bevor Bryan gestorben ist, war mir gar nicht klar, dass Landärzte richtige Seelsorger sind. Bryan hatte es nicht so mit der Schulmedizin. Wenn es sich nicht gerade um einen Notfall handelte, hat er sich immer geweigert, einen Arzt zu rufen. Aber Sie hätte er gemocht, an die Naturmedizin hat er geglaubt. Allerdings braucht man jemanden, der sich wirklich damit auskennt, nicht?»
«Ja, ich denke auch», sagte Betty. «Soll ich Tee machen?»
Sie wusste inzwischen, in welchem Schrank was zu finden war und auf welchem Teller die Kekse arrangiert werden sollten, und das wusste Mrs. Wilshire sehr zu schätzen. Als alles vorbereitet war, setzte sich Betty zu ihr, und sie lächelten sich an.
«Sie haben mein Leben in so kurzer Zeit so viel freundlicher gemacht, Betty.»
«Sie haben mir aber auch sehr geholfen.»
«Das vergesse ich Ihnen nicht. Ich vergesse nie jemanden, der gut zu mir war.»
«Ach, wissen Sie …»
«Wir haben keine Kinder, und ich habe auch keine engen Verwandten mehr. In meinem Alter, mit meinen Beschwerden … da weiß man nicht, wie lange man noch hat …»
«Jetzt übertreiben Sie aber.»
«Nein, ich meine es ganz ernst, meine Liebe. Manchmal sage ich zu Dr. Coll: Kann ich irgendetwas tun, das Ihnen nach meinem Tod hilft? Brauchen Sie etwas? Irgendwelche neuen
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