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Die fünfte Kirche

Die fünfte Kirche

Titel: Die fünfte Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Pfarrer hält seine Gottesdienste in der Dorfhalle ab.»
    «Aber die alte Kirche – die wird nicht mehr benutzt, oder?»
    «Schon lange nicht mehr, ist ’ne Ruine.»
    «Kann man die noch besichtigen?»
    «Vermutlich schon», sagte Greg, «aber sie steht jetzt auf ’nem privaten Grundstück.»
    «Mein Kumpel hier will nur ein paar Fotos machen. Mit Erlaubnis natürlich. Wir wollen uns aber nicht reinschleichen. Wen müssen wir fragen, wem gehört sie?»
    «Na ja, die sind neu hier, erst vor einer Woche oder so eingezogen. Wohnen in einem Bauernhaus. Wenn Sie die Straße zurückgehen, an der Post vorbei und raus aus dem Ort, dann sehen Sieeinen großen Hof zu beiden Seiten der Straße, und dann geht links ein Pfad ab. Wenn Sie dem folgen, kommt eine kleine Brücke. Und wenn Sie rechts das alte Pfarrhaus sehen, sind Sie schon dran vorbeigegangen.»
    «Sind die Leute o.   k.?»
    «Klar», sagte Greg. «Junges Pärchen. Er ist Amerikaner, Künstler, Illustrator. Ja, die sind o.   k.»
    «Wie heißen sie?»
    Gomer war misstrauisch geworden. Gomer wurde immer misstrauisch, wenn Leute in Anzügen Fragen stellten. Nicht so Greg – misstrauische Wirte machen keinen Umsatz.
    «Ach, Mist, da muss ich überlegen. Goodfellow? Goodbody? Irgend so was.»
    Der dicke Kerl nickte. «Danke, wir klopfen mal bei ihnen an.»
    «Sie können auch gern meinen Laden fotografieren», sagte Greg. «Ist das für ’ne Zeitung? Oder ’n Reiseführer?»
    Die beiden Männer grinsten sich an.
    «So ähnlich», sagte der, der fürs Reden zuständig zu sein schien.
     
    Die Dorfhalle sah aus wie eine dieser Werkstätten, die in den fünfziger Jahren überall an den Straßenrand gebaut worden waren, mit grau-weißer Fassade und einem gestuften Dach. Auf dem Gipfel prangte ein Plexiglas-Kreuz, das nachts offensichtlich leuchtete. Koniferen standen so dicht am Gebäude, dass es wirkte, als würde man im Dschungel auf eine Missionarskapelle stoßen.
    Es ging auf Viertel vor vier, der Himmel hatte sich bräunlich verfärbt. Als Sophie wegfuhr, hatte Merrily plötzlich Bedenken. Als sie die Stufen hinaufging, hörte sie von drinnen ein Lied, das sie nicht kannte.
    Unter ihr lag v-förmig Old Hindwell. Jenseits des einen Arms erstreckte sich der teilweise bewaldete Hügel, auf dem sich, wieSophie ihr erzählt hatte, ein Lager aus der Eisenzeit befand, die Burfa-Hügelfestung. Hinter dem Dorf konnte Merrily den Turm der alten Kirche sehen. Sie fragte sich, ob Nicholas Ellis sich Old Hindwell auch ausgesucht hätte, wenn die Kirche noch genutzt werden würde. Sicher nicht, denn mit der Dorfhalle konnte er sein persönliches Credo demonstrieren: Die wahre Kirche, das sind die Menschen – alte Kirchengebäude sind Museen.
    Das Lied, das sie nicht kannte und das weder von einer Orgel noch von einen Klavier begleitet wurde, war zu Ende, und sie hörte, wie die Leute sich auf den Stühlen niederließen. Merrily öffnete die Flügeltür und trat ein.
    In die Dunkelheit. In ein Theater, dessen Zuschauerraum dunkel war, die Bühne jedoch beleuchtet wie für ein Krippenspiel.
Irgendwie so gar nicht anglikanisch.
Sie schloss vorsichtig die Tür hinter sich und stand unter einem beschädigten grünen Ausgang-Schild.
    Dicht vor ihr waren Reihen schattenhafter Köpfe und Schultern zu erkennen, die Stühle waren wie in einem Theater halbkreisförmig angeordnet.
    Sie fühlte sich bedenklich an das
Livenight -
Studio erinnert, das Publikum hier war mindestens ebenso groß: wahrscheinlich zweihundert Leute. Unter der Decke waren Scheinwerfer angebracht, die den Mann auf der Bühne beleuchteten. Er trug eine weiße, mönchsartige Kutte, hielt den Kopf gebeugt und die Augen auf seine über dem Bauch gefalteten Hände gesenkt.
    Merrilys erster Eindruck von Pfarrer Nicholas Ellis war enttäuschend: War das alles?
    «…   ist für mich ein besonders schmerzhafter Anlass», hörte sie. «Es ist erst wenige Wochen her, dass Menna mit ihrem geliebten Ehemann zu mir kam, um noch einmal getauft zu werden, um sich unserem Herrn Jesus Christus zu verpflichten. Ich frage mich   … ob sie geahnt hat   …»
    Sein Gesicht war reizlos und glänzte, sein Mund groß, wie ein Briefkastenschlitz. Sein hellbraunes Haar war streng zurückgekämmt, ein bescheidener Pferdeschwanz verschwand in den Falten seiner Mönchskutte. Klösterliche Kleidung war für anglikanische Pfarrer nicht mehr so unorthodox wie früher, aber das leuchtende Weiß zeugte nicht gerade von Demut. Zu messianisch

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