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Die fünfte Kirche

Die fünfte Kirche

Titel: Die fünfte Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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war eine entschlossene Frau. Sie hatte einen echten Widerwillen gegen diese Gegend, der aus ihrer Kindheit rührte und sich in Hass auf den schwerfälligen, mürrischen, sturen Jeffery Weal konzentriert hatte.
    Was, wenn sie schon in Weals Haus war? Oder irgendwo draußen? Und auf die Trauergäste der kleinen privaten Zeremonie wartete, die noch folgen sollte.
    Merrily eilte die restlichen Stufen hinunter. Nach dem, was sie da drinnen gesehen hatte, wollte auch sie unbedingt wissen, wie das Ganze endete.

21
Lord Madoc
    «Robin, hier ist Al.»
    Aber das klang überhaupt nicht wie Al. Al war immer so aufgekratzt, dass es geradezu wehtat, wenn er einen zu früh morgens erwischte.
    Aber jetzt war es nicht früh morgens, es war später Nachmittag, und Betty war schon wieder bei der verdammten Witwe Wilshire. Die Stimme am Telefon klang wie die eines Verwandten, der anruft, um zu sagen, dass jemand gestorben ist.
    Als Art Director von Talisman, der Fantasy-Abteilung des internationalen Verlags Harvey-Calder, kannte Al Delaney Robins Verwandte nicht; er beschränkte seinen Umgang streng auf Künstler, Autoren und Herausgeber. Robin hatte also schon zu Beginn des Telefonats eine böse Ahnung.
    «Hi», sagte er. «Wie geht’s?»
    Draußen wurde es schnell dunkel, er stand am Fenster seines Ateliers. Oder jedenfalls in dem nach Norden gerichteten Raum, der ihm als Atelier dienen würde, bis sie genug Geld zusammenhatten, um eines der Nebengebäude umzubauen. Im Raum standen zwei Tische, auf dem einen hatte er seine Farben und seine vier elektrischen Spritzpistolen, von denen im Moment nur zwei funktionierten. Spritzpistolen schienen Robin nicht zu mögen. Das musste an all diesen negativen übersinnlichen Schwingungen liegen.
    Ha!
    «Ich rufe von zu Hause an», sagte Al.
    «Vermutlich, weil Samstag ist und das Büro zu hat.»
    «Und weil ich gerade von, äh   … Kirk Blackmore gehört habe.»
    «Hmhm.» Robin befeuchtete seine Lippen.
    «Und ich will das, was ich dir sagen will, lieber von zu Hause aus sagen. Zum Beispiel, dass Blackmore ein unerträglicher Egoist ist, der erzählt, Botticelli könne keine Ärsche zeichnen, und dasseinige von uns sein Schwert des Zwielichts gerne benutzen würden, um ihm öffentlich den Bauch aufzuschlitzen, aber tragischerweise   –»
    «Tragischerweise ist er auch der angesagteste Fantasy-Autor Englands, es wäre also unklug, ihm das ins Gesicht zu sagen. Ja, ja. O.   k., Al, hör zu. Seit mir Blackmore dieses Fax geschickt hat, hab ich ’ne ganze Menge nachgedacht, und mir ist was eingefallen, was ihm bestimmt viel besser gefallen wird. Ich seh ein, dass der lila Nebel zu grell war und die Schrift zu plakativ, ich würd also fürs Erste vorschlagen   –»
    «Robin, er will jetzt überhaupt nicht mehr, dass du das machst.»
    Auf dem zweiten Tisch, dem Arbeitstisch, lag Robins Tuschezeichnung für den Umschlag des neuen Buches von Blackmore. Sie sollte die neue Ausstattung einführen, mit der dann alle vorigen Bücher nochmal aufgelegt werden sollten. Sie sollte die Sanierung der Nebengebäude finanzieren, Betty ihr Kräuterparadies bringen und Robin, in ein oder zwei Jahren, das wunderbarste, inspirierendste,
heilige
Atelier.
    «Er hat doch nur   … er hat doch nur gesagt, dass er dieses Bild nicht mag», sagte Robin. Sein Körper erschien ihm mit einem Mal sehr leicht. «Er hat gesagt   …, er hat gesagt, dass es in dem Bild
Elemente
gibt, die er nicht mag, das war alles.»
    «Er will, dass es jemand anders macht, Robin», sagte Al.
    «Wer denn?» Robin konnte seine Hände nicht mehr spüren.
    «Ist doch egal, wer. Niemand Bestimmtes – aber eben nicht du. Tut mir leid, Kumpel. Ich war echt überzeugt, dass du der Richtige dafür bist. Ich musste es dir heute sagen. Ich wollte nicht, dass du das ganze Wochenende was ausarbeitest, das dann gar nicht   –»
    «Und die Cover für die Neuauflage der früheren Bücher?»
    «Frühere Bücher?»
    «Ich meine, es ist also nicht nur dieser eine Umschlag, der ihm nicht gefällt   …?»
    «Es
ist
leider ganz genau dieser Umschlag, der ihm nicht gefällt. Du kriegst natürlich das volle Honorar, überhaupt kein Problem, aber   … wie deutlich muss ich noch werden? Er will   … er will einen anderen Illustrator. Er will dich nicht.»
     
    Robin nahm den Entwurf in die Hand, der Blackmore hatte begeistern sollen, und sah Lord Madoc ein letztes Mal in die Augen. Lord Madoc, der sich, wenn er gebraucht wurde, in den Megalithen-Kreis

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