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Die fünfte Kirche

Die fünfte Kirche

Titel: Die fünfte Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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wahrscheinlich besser als Menna, weil sie eher in ihrem Alter war. Judy Prosser war schlau, der entging nicht viel, im Gegensatz zu diesem vertrottelten Schwachkopf Gareth, dem so ziemlich alles entging.
    Mit Judy war Gomer immer ganz gut ausgekommen, bevor Gareth dann seinen eigenen Bagger gekauft hatte. Wahrscheinlich sollte er hierbleiben und abwarten, ob sie nach der Beerdigung in den Pub kam.
    «Meine bessere Hälfte ist auch gelegentlich rübergegangen», fuhr der Junge fort.
    «Um Menna zu besuchen?»
    «Sie müssen ungefähr im selben Alter gewesen sein, sie dachte, sie könnten sich vielleicht anfreunden. Aber Menna hat kurzen Prozess mit ihr gemacht, hat sie noch nicht mal über die Türschwelle gelassen.»
    «Das ist doch das alte Pfarrhaus?»
    «Wahnsinnshaus für zwei Leute. Die scheinen auch nie Übernachtungsbesuch gehabt zu haben, nicht mal im Sommer. Sind auch selbst nie weggefahren.»
    «Na ja, so ’n Anwalt muss ’n großes Haus haben. Is ’n Statusding. Und dann hat sein Alter vermutlich ’ne ganze Menge Kohlegemacht, als sie die Kirche verhökert haben. Trinkst du einen mit, –?»
    «Greg», sagte der Junge, «ich nehm ’n halbes. Sie kommen also von hier, Mr. –?»
    «Gomer Parry, Landwirtschaftsdienste», sagte Gomer. «In Radnor Valley geboren und groß geworden. Hab Drainagen gelegt, Sickergruben gegraben, Straßen gebaut, hier in der ganzen Gegend. Macht jetzt mein Neffe, Nev.»
    «Ja,
das
weiß ich. Er hat die Löcher nach den archäologischen Grabungen wieder aufgefüllt, nicht? Ist mittags immer auf ein Sandwich und ein Bier reingekommen?»
    «Kann gut sein.»
    «Die haben hier überall gegraben. Wir waren alle ganz begeistert, als sich rumgesprochen hat, dass die ’n alten Tempel gefunden haben. Wir dachten, es wär so was wie Stonehenge und wir kriegen hier massenhaft Touristen. Aber dann waren’s doch nur ’n paar Löcher im Boden, in denen früher Holzpfosten gesteckt haben, die vor Jahrhunderten verrottet sind. Nich viel zu sehen, war ’ne echte Enttäuschung.»
    «Hm. Typische Radnorshire-Attraktion.» Gomer holte seine Blechdose raus, um sich eine Zigarette zu drehen. «Klingt gut, aber nur, bis du’s siehst.»
     
    Als Merrily in Sophies Saab über die walisische Grenze kam, wurde es auf einmal hell. Das letzte englische Städtchen, Kington, hatte mit seinen schmalen Gassen und den dunklen Hügeln rundherum schon wie ein walisischer Ort gewirkt. Die Hügel, durch die sie danach fuhren, waren dicht mit Koniferen bestanden, die sich schließlich lichteten und den Blick auf eine verfallene Kathedrale aus zerklüfteten Steinen freigaben.
    Und dann, plötzlich, öffnete sich das Radnor-Tal, und die ganze Landschaft schien wie reingewaschen. Merrily sank in ihremSitz zurück. Am liebsten hätte sie sich für immer so durch die winterliche Landschaft fahren lassen, ohne irgendwelche Entscheidungen treffen zu müssen   … ohne schwierige Fragen beantworten zu müssen, während über ihr ein Mikrophon hing wie eine Keule.
    Sophie bog links ab, und bald sahen sie einen Wegweiser nach Old Hindwell. Allerdings hätten sie inzwischen auch einfach irgendeinem Fahrzeug folgen können, denn in jedem Auto schienen schwarzgekleidete Menschen zu sitzen.
    «Man vergisst immer», sagte Sophie, «was für Ereignisse Beerdigungen auf dem Land sind.»
    Die Straße schien sie in einer Schleife wieder zurück ins Koniferenland gebracht zu haben. Das Ortsschild von Old Hindwell war klein und verdreckt. Gleich dahinter stand auf einer Lichtung ein schönes viktorianisches Haus mit einem kleinen Erkerturm. An den meisten Fenstern waren die Vorhänge zugezogen, die anderen hatten vermutlich keine.
    «Das wird wohl das alte Pfarrhaus sein, oder?», sagte Sophie.
    «Weals Haus? Könnte gut sein. Offensichtlich ist niemand da. Wenn es das Pfarrhaus ist, müssten wir von hier aus aber die Kirche sehen.»
    Sie spähte zwischen den Bäumen hindurch, blattlose Eichen und dunkle Tannen.
    «Es ist Ihnen wahrscheinlich auch schon in den Sinn gekommen», sagte Sophie, «dass es diese alte Kirche sein könnte, von der die Frau in der Sendung gesprochen hat.»
    «Die Heidenkirche   …» Sie fuhren an einem Bauernhof vorbei – fensterlose Gebäude auf beiden Seiten der Straße. «Darüber sollten wir uns keine Gedanken machen, bis uns jemand dazu auffordert.»
    Vor ihnen erschienen die ersten graubraunen Cottages.
    Und Autos. Der Ort war zugeparkt mit Autos.
    Der Parkplatz vor dem Pub war voll, genau wie

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