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Die Fünfundvierzig

Titel: Die Fünfundvierzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas d. Ä.
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ein breites flämisches Messer, das in seinem Gürtel steckt, und worauf er eine kräftige Hand stützt.«
    »Das ist anziehend, wecke mir diesen Burschen ein wenig.« – »Ah! nein, Hoheit.«
    »Was sagst du?« – »Ich sage, daß ich mir, abgesehen von dem flämischen Messer, nicht aus den Herren von Joyeuse, die bei Hofe sehr wohlgelitten sind, Todfeinde machen will. Wären wir Könige der Niederlande gewesen, dann ginge es wohl an; doch wir haben nur die Freundlichen zu spielen, Monseigneur, besonders gegen die, die uns gerettet;denn die Joyeuse haben uns gerettet. Nehmt Euch in acht, Hoheit, wenn Ihr es nicht sagt, werden sie es sagen.«
    »Du hast recht, Aurilly,« sagte der Herzog, mit dem Fuße stampfend, »du hast recht, und dennoch ...« –
    »Ja, ich begreife; und dennoch hat Eure Hoheit nicht ein einziges Frauengesicht seit vierzehn tödlichen Tagen gesehen. Ich spreche nicht von jenen Tieren, die die Polder bewohnen.«
    »Ich will diese Geliebte von du Bouchage sehen, Aurilly, ich will sie sehen, hörst du?« – »Ja, Monseigneur, ich höre.«
    »Nun, so antworte.« – »Wohl, Hoheit, ich antworte, daß Ihr sie vielleicht sehen werdet, aber nicht durch die Tür.«
    »Es sei; wenn ich sie aber nicht durch die Tür sehen kann, so werde ich sie wenigstens durch das Fenster sehen.«
    – »Ah! das ist ein Gedanke, Monseigneur, und zum Beweis, daß ich ihn vortrefflich finde, will ich Euch eine Leiter holen ...«
    Aurilly schlüpfte in den Hof des Hauses und fand nach einigem Suchen eine Leiter.
    Er trug sie vorsichtig auf die Straße und legte sie dort an die äußere Mauer an.
    Aurilly machte aber den Prinzen auf eine Schildwache aufmerksam, die, da sie nicht wußte, wer die beiden Männer waren, eben »Wer da!« rufen wollte.
    Franz zuckte die Achseln und ging gerade auf den Soldaten zu. Aurilly folgte ihm.
    »Mein Freund,« sagte der Prinz, »nicht wahr, dieser Punkt ist der höchste Punkt des Fleckens?«
    »Ja, Monseigneur,« antwortete die Schildwache, die, Franz erkennend, grüßte, »und wären nicht diese Linden, so könnte man beim Mondschein einen Teil der Landschaft überschauen.«
    »Ich vermutete es,« sagte der Prinz; »ich habe auch diese Leiter bringen lassen, um darüber hinaus zu schauen.Steige also hinauf, Aurilly, oder nein, laß mich hinaufsteigen, ein Fürst muß alles selbst sehen.«
    »Wo soll ich die Leiter anlegen, gnädigster Herr?« fragte der gleisnerische Diener.
    »Irgendwohin, meinetwegen an diese Wand.«
    Sobald die Leiter angelegt war, stieg der Prinz hinauf. Mochte er nun das Vorhaben des Prinzen vermuten, oder war es natürliche Diskretion, der Soldat wandte den Kopf auf die entgegengesetzte Seite.
    Der Prinz erreichte die Höhe der Leiter; Aurilly blieb am Fuß.
    Das Zimmer, in dem Henri Diana eingeschlossen hatte, war mit Matten belegt, und die Ausstattung bestand aus einem großen Bett von Eichenholz mit Vorhängen von Sarsche, einem Tisch und einigen Stühlen.
    Die junge Frau, deren Herz seit der falschen Nachricht vom Tode des Prinzen, die sie im Lager der Gendarmen von Aunis erfahren, von einer ungeheuren Last erleichtert zu sein schien, hatte von Remy etwas Speise verlangt, was ihr dieser mit dem Eifer einer unsäglichen Freude herbeigeschafft.
    Zum ersten Male hatte Diana nun seit der Stunde, wo sie den Tod ihres Vaters erfahren, ein etwas kräftigeres Gericht als Brot gekostet, zum ersten Male hatte sie ein paar Tropfen von einem Rheinwein getrunken, der von den Gendarmen in einem Keller gefunden und du Bouchage überbracht worden war.
    Nach diesem Mahl, so leicht es auch war, floß Dianas Blut, von so vielen heftigen Gemütsbewegungen und unerhörten Strapazen gepeitscht, stürmischer ihrem Herzen zu, zu dem es den Weg vergessen zu haben schien; Remy sah, wie ihr die Augen schwer wurden, und wie ihr Kopf sich auf ihre Schulter neigte.
    Er zog sich bescheiden zurück und legte sich auf die Türschwelle. Diana schlief ihrerseits, den Ellenbogen auf den Tisch, ihren Kopf auf ihre Hand gestützt.Ihr geschmeidiger, zarter Leib war auf ihrem Stuhle mit der langen Lehne seitwärts geneigt; eine kleine, eiserne Lampe, die neben einem halb geleerten Teller auf dem Tische stand, beleuchtete ihr Antlitz, das beim ersten Anblick so ruhig zu sein schien, während soeben ein Sturm darin erloschen war, der sich bald wieder entzünden sollte.
    Die Augen geschlossen, diese Augen mit den azurgeaderten Lidern, den Mund sanft und leicht geöffnet, die Haare über den Capuchon

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