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Die Fünfundvierzig

Titel: Die Fünfundvierzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas d. Ä.
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»und Bruder Jacques kann lange ausbleiben, umso mehr, als die Person, an die Ihr schreibt, vielleicht zögern wird, einen so wichtigen Brief einem Kind anzuvertrauen.«
    »Ihr bedenkt das etwas spät, Bruder Borromée.«
    »Ich wußte es nicht; wenn man mir vertraut hätte ...«
    »Gut, gut, ich werde mich mit kurzen Schritten nach Charenton zu begeben; der Bote, wer es auch sein mag, wird mich auf dem Wege einholen.«
    Und er wandte sich nach der Treppe.
    »Nicht nach dieser Seite, wenn es Euch beliebt, mein Herr,« sagte Borromée rasch, »die unbekannte Dame kommt hier herauf, und sie wünscht niemand zu begegnen!«»Ihr habt recht,« erwiderte Chicot lächelnd, »ich gehe die kleine Treppe hinab.«
    Und er ging auf eine Nebentür zu, die in ein kleines Kabinett führte.
    »Und ich,« sagte Borromée, »ich werde die Ehre haben, das Beichtkind bei dem ehrwürdigen Herrn Prior einzuführen.«
    »Gut,« sagte Gorenflot.
    »Ihr wißt den Weg?« fragte Borromée unruhig.
    »Sehr genau,« erwiderte Chicot und ging durch das Kabinett.
    Nach diesem Kabinett kam ein Zimmer; die Geheimtreppe ging auf den Ruheplatz dieses Zimmers. Chicot hatte wahr gesprochen, er kannte den Weg, aber er kannte das Zimmer nicht mehr.
    Es hatte sich in der Tat seit seinem letzten Besuch gewaltig verändert; das friedliche Gemach war in ein kriegerisches verwandelt worden; die Wände waren mit Waffen geziert, der Tisch mit Säbeln, Degen und Pistolen beladen; alle Winkel enthielten Haufen von Musketen und Büchsen.
    Chicot verweilte einen Augenblick in diesem Zimmer; er fühlte das Bedürfnis, nachzudenken.
    »Man verbirgt Jacques vor mir, man verbirgt die Dame vor mir, man treibt mich die kleinen Stufen hinab, um die große Treppe frei zu lassen; das heißt, man will mich von dem Mönchlein entfernen und die Dame vor mir verbergen, so viel ist klar. Ich muß also eine gute Kriegslist anwenden und gerade das Gegenteil von dem tun, was man will, daß ich tun soll.
    »Ich werde Jacques' Rückkehr abwarten und es so einrichten, daß ich die geheimnisvolle Dame sehe. Ho ho! da liegt ein schönes Panzerhemd in der Ecke ... fein, geschmeidig und fest gearbeitet!«
    Er hob es auf, um es zu bewundern.
    »Ich suche gerade eines, so leicht wie Linnen,« sagteer; »für den Prior ist es zu eng; man sollte in der Tat glauben, es wäre für mich gemacht worden; entlehnen wir dieses Stück von Dom Modeste, bei unserer Rückkehr geben wir es ihm wieder.«
    Rasch bog Chicot das Panzerhemd und schob es unter sein Wams.
    Er befestigte die letzte Nestel, als Bruder Borromée auf der Schwelle erschien.
    »Oh! oh!« murmelte Chicot, »du abermals, doch du kommst zu spät, Freund.«
    Und er kreuzte seine langen Arme hinter dem Rücken, legte sich zurück und stellte sich, als bewunderte er die Trophäen.
    »Herr Robert Briquet sucht eine Waffe, die ihm taugen würde?« fragte Borromée. – »Ich, lieber Freund? Mein Gott! wozu eine Waffe?«
    »Ah! wenn man so gut damit umzugehen weiß!« – »Theorie, lieber Bruder, Theorie, nichts anderes; ein armer Bürger meiner Art kann mit seinen Armen und Beinen geschickt sein; aber was ihm fehlt und immer fehlen wird, ist das Herz eines Soldaten. Das Rapier glänzt ziemlich hübsch in meiner Hand; doch glaubt mir, Jacques würde mich mit der Spitze eines Degens von hier nach Charenton zurücktreiben.«
    »Wahrhaftig?« versetzte Borromée, halb überzeugt durch Chicots einfache und gutmütige Miene. – »Und dann fehlt es mir an Atem,« fuhr Chicot fort; »Ihr habt gesehen, daß ich nicht ausfallen kann, die Beine sind abscheulich, da mangelt es mir.«
    »Erlaubt mir, Euch zu bemerken, mein Herr, daß dieser Mangel beim Reisen noch größer ist, als beim Fechten.« – »Ah! Ihr wißt, daß ich reise,« versetzte Chicot mit gleichgültigem Tone.
    »Panurgos hat es mir gesagt,« erwiderte Borromée errötend. – »Das ist drollig, ich glaubte mit Panurgos hiervon nicht gesprochen zu haben; doch gleichviel, ich habe keinenGrund, es zu verbergen. Ja, mein Freund, ich mache eine kleine Reise, ich gehe in meine Heimat, wo ich etwas Grund und Boden habe.«
    »Wißt Ihr, Herr Briquet, daß Ihr dem Bruder Jacques eine große Ehre verschafft?« – »Die, mich zu begleiten?«
    »Einmal, sodann die, den König zu sehen.« – »Oder seinen Kammerdiener, denn es ist möglich und sogar wahrscheinlich, daß Bruder Jacques nichts anderes sehen wird.«
    »Ihr seid also ein Vertrauter des Louvre?« – »Oh! einer der Vertrautesten,

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