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Die Fünfundvierzig

Titel: Die Fünfundvierzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas d. Ä.
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an, ihr zu folgen. Er mußte wie die Herzogin an Chicots Versteck vorüber.
    Chicot sah ihn kommen, wie der Jäger das Wild kommen sieht, indem er sich bereithält, danach zu schießen, sobald es in seinem Bereiche ist.
    »He! ehrlicher Mann,« rief er aus seinem Loch, »deinen Blick hierher, bitte.«
    Poulain bebte und wandte den Kopf dem Graben zu.
    »Ihr habt mich gesehen, sehr gut!« fuhr Chicot fort. »Nehmt nun nicht die Miene an, als ob Ihr nichts bemerktet, Meister Nicolas ... Poulain.«
    Der Leutnant der Prevoté sprang wie ein Hirsch beim Schuß.
    Indem Chicot dem Geängstigten bewies, daß er die Personen auf dem Balkon der Priorei kenne und wisse, daß der Leutnant an einer Verschwörung gegen den König teilnehme, und indem er ihm als unumgängliche Strafe den Tod am Galgen zeigte, machte er den Armen zum Wachs in seiner Hand. Als einziges Mittel, sein Leben zu retten, zeigte er ihm die Enthüllung des Komplotts gegenüber dem Herzog von Epernon.Willenlos versprach Poulain, diesen Verrat an seinen Genossen auszuführen.
    Kaum hatte sich der Profoßleutnant entfernt, so sah Robert Briquet den vom Prior versprochenen Reisegenossen am verabredeten Platz sich einstellen. Er bemerkte aber beim Näherkommen bald, daß es nicht der kleine Mönch war, sondern ein wahrer Philister mit riesigen Armen und Beinen und einer höchst verdächtigen Physiognomie. Dieser überreichte einen Brief von Gorenflot, worin der Würdige erklärte, er könne Jacques, das junge unschuldige Lamm, nicht unter die Wölfe gehen lassen.
    Kurz entschlossen schickte Briquet den unwillkommenen und gefährlichen Burschen, der sich nur knurrend abweisen ließ, dem Prior zurück, um lieber allein die Reise anzutreten.
    Als unser Reisender den Goliath in der großen Pforte des Klosters verschwinden sah, verbarg er sich hinter einer Hecke, streifte sein Wams ab und zog das uns bekannte feine Panzerhemd unter seinem Linnenhemde an.
    Sobald seine Toilette beendigt war, schritt er querfeldein, um wieder auf die Straße nach Charenton zu gelangen.

Die Guisen.
    An demselben Abend, an dem Chicot nach Navarra abreiste, finden wir in dem großen Gemache des Hotels Guise den kleinen jungen Mann mit dem lebhaften Auge, den wir auf dem Pferderücken hinter Herrn von Carmainges haben in Paris einreiten sehen, und der, wie wir bereits wissen, niemand anders war, als das schöne Beichtkind Dom Gorenflots.
    Jetzt, mit einem zierlichen Kleide angetan, das am Halse weit ausgeschnitten war, die Haare mit Edelsteinen besternt, wie es damals Mode, erwartete Frau von Montpensier,in einer Fenstervertiefung stehend, ungeduldig irgend jemand, der auf sich warten ließ.
    Der Schatten fing an sich zu verdichten, die Herzogin unterschied nur mit Mühe die Pforte des Hotels, worauf ihre Augen beständig gerichtet waren. Endlich vernahm man den Hufschlag eines Pferdes, und zehn Minuten nachher meldete die Stimme des Pförtners geheimnisvoll der Herzogin den Herzog von Mayenne.
    Frau von Montpensier erhob sich und lief ihrem Bruder mit solcher Hast entgegen, daß sie auf der Spitze des rechten Fußes zu gehen vergaß, wie es ihre Gewohnheit war, wenn sie nicht hinken wollte.
    »Allein, mein Bruder,« sagte sie, »seid Ihr allein?« – »Ja, meine Schwester,« antwortete der Herzog, der sich setzte, nachdem er der Herzogin die Hand geküßt hatte.
    »Aber Heinrich ... wo ist denn Heinrich? Wißt Ihr, daß ihn alle hier erwarten?« – »Heinrich, meine Schwester, hat hier in Paris noch nichts zu tun, während er dort in Flandern und der Picardie viel zu tun hat. Unser Werk ist langsamer und unterirdischer Natur, doch wir haben dort Arbeit; warum sollten wir diese Arbeit verlassen, um nach Paris zu kommen, wo alles getan ist?«
    »Ja, wo jedoch alles wieder rückgängig werden wird, wenn Ihr Euch nicht sputet. Ich sage Euch, daß sich die Bürger nicht mehr mit solchen Gründen begnügen, daß sie ihren Herzog Heinrich sehen wollen, daß dies ihr Hunger, ihre Heißgier ist.« – »Sie werden ihn im geeigneten Augenblicke sehen. Hat ihnen Mayneville nicht alles erklärt?«
    »Ganz gewiß; doch Ihr wißt, seine Stimme hat nicht die Macht der Eurigen.« – »Das Dringendste, meine Schwester – und Salcède?«
    »Tot!« – »Ohne zu sprechen?«
    »Ohne eine Silbe von sich zu geben.« – »Gut. Und die Bewaffnung?«»Vollendet.« – »Und Paris?«
    »In sechzehn Viertel abgeteilt. – »Und jedes Viertel hat den von uns bezeichneten Chef?«
    »Ja.« – »Gottes Ostern!

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