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Die Fuenfzig vom Abendblatt

Die Fuenfzig vom Abendblatt

Titel: Die Fuenfzig vom Abendblatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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nicht auszuhalten, wie hundsgemein ruhig dieser dicke Kerl da in seinem Ledersessel sitzen blieb.
    „— an diese Geschichte denkt das Abendblatt, bis es alt und grau wird. War ein voller Erfolg, das Ganze! Wirklich!“
    „Schön — wieviel sagten Sie doch, daß Sie Auslagen hatten?“
    Dr. Malborn griff nach seiner Brieftasche. Es war tatsächlich unverständlich, wie teilnahmslos er den ganzen Bericht angehört hatte, und es war nicht ganz unberechtigt, wenn Bulle nun auch seinerseits etwas kurz und bösartig antwortete: „Zweihundert Mark — Ich denke, Sie bedauern es jetzt nicht?“
    „Hier — der Rest ist für Sie.“
    Dr. Malborn schob drei Hundertmarkscheine über den Schreibtisch.
    „Wir wollen die Sache auf sich beruhen lassen. Berechtigt war sie jedenfalls. Ich habe Ihnen zu danken —“
    Dabei griff der Chef des Nachtexpreß nach dem Hörer seines Telefons. Fast schien es jetzt so, als hätte er seit dem Eintreten von Bulle nur an dieses Gespräch gedacht, das er jetzt führen wollte.
    „Eine Verbindung mit Hauptschriftleiter Sprinter.“
    Nun war es heraus. Dieses Gespräch konnte jetzt nicht mehr aufgeschoben werden. Was bedeuteten da noch die durchgeschnittenen Reifen an soundsoviel Fahrrädern.
    Bulle stand an der Tür. Aber er ging noch nicht. Er schien noch auf irgend etwas zu warten.
    „Ich lasse Sie rufen, wenn ich Sie wieder benötige
    Jeden Augenblick konnte das Telefon klingeln. Weshalb ging der Kerl nicht? Dr. Malborn empfand plötzlich eine heftige Abneigung gegen den Chef seiner Zeitungsfahrer.
    Aber auch Bulle fand in diesem Augenblick, daß sein Chef eigentlich unausstehlich sei. Zumindest unberechenbar und wechselhaft, wie das Wetter im April.
    Als sich die Tür endlich hinter ihm schloß, meldete sich die Telefonzentrale und stellte die gewünschte Verbindung her. Es war vorläufig nicht viel, was Dr. Malborn dem Hauptschriftleiter der Konkurrenz zu sagen hatte. Er bat ihn lediglich zu einer Besprechung in den Presse-Club. Unter vier Augen. Von Kollege zu Kollege. Je früher, desto besser.
    Hauptschriftleiter Sprinter sagte zu. Und zwar für morgen. Das war den Worten Dr. Malborns zu entnehmen, bevor er jetzt den Hörer wieder auf seinen Apparat zurücklegte.
    „ — gut — morgen elf Uhr. Ich werde dafür sorgen, daß wir allein sind — “

Harald schreibt Alibaba einen Brief

    Die Nacht war über die Stadt gefallen wie ein großes, dunkles Tuch. Schwarze Wolken trieben tief vom Westen her und nur dann, wenn der Wind sie für Sekunden auseinanderriß, konnte man die Sterne sehen.
    Vom Hafen herauf roch es nach Meer und von den Fischhallen herüber nach Fisch.
    Kurz vor zehn Uhr kam Sam im Wagen von Mister Voss als letzter aus der Stadt zurück.
    Diesen Abend würde die Horde nie vergessen.
    Aber jetzt war es geschafft! Jeder Kiosk hatte seine Zeitungen bekommen, und die Ausgaberampe war leergefegt wie immer. Allerdings hatte heute mancher Zeitungshändler länger warten müssen als üblich.
    „Das gibt eine Katastrophe!“ hatte der alte Bombinsky immer wieder gejammert.
    Aber es hatte keine Katastrophe gegeben. Im Gegenteil. Als ein Auto nach dem anderen bei der Ausgaberampe vorgerollt war, hatte Bombinsky plötzlich nicht mehr gewußt, wo ihm der Kopf stand.
    Außer dem Abendblatt hatten alle Zeitungen über das Konzert im Unionhaus so berichtet, wie es sich für alle Besucher dargestellt hatte, die nicht bis zum Schluß geblieben waren. Zugegeben, daß diese Berichte jeweils auf die erste Seite gerutscht waren. Das verdankte Peter von Bertelmann dem Pressekrieg, der seinetwegen ausgebrochen war. Üblicherweise gehörten Konzertberichte in das Innere einer Zeitung.
    „Peter v. Bertelmanns neuer Erfolg“ — so ähnlich hatten alle Zeitungen ihre Artikel überschrieben.
    Das Abendblatt ausgenommen.
    Denn allein im Abendblatt stand auch der weitere Verlauf des Konzertes. Die Aufklärung über den Fall Peter von Bertelmann und die Wahrheit über den wirklichen Komponisten des Adagios hatten wie eine Bombe eingeschlagen. Kein Wunder, daß das Abendblatt ausverkauft wurde, auch wenn es hier und dort später angeliefert wurde als gewöhnlich.
    Doch das alles war im Augenblick vorbei und interessierte nicht mehr.
    Auch die Rechnung mit Bulle würde eines Tages beglichen werden. Er hatte den Italiener erpreßt und gezwungen, die Fahrradreifen durchzuschneiden. Aber er und auch seine Zeitung liefen ja nicht davon. Morgen oder übermorgen oder in zwei Wochen, irgendwann würde

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