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Die Fuenfzig vom Abendblatt

Die Fuenfzig vom Abendblatt

Titel: Die Fuenfzig vom Abendblatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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daß er in zwei Stunden wiederkommen kann?“ Fräulein Weißmüller wußte beim besten Willen nicht, wie sie den Boß der Abendblatt-Jungen ihrem Chef anders melden sollte. Sein eigentlicher Name fiel ihr gerade nicht ein, und nur „Alibaba“ wagte sie auch nicht zu sagen, obwohl Mr. Voss diese Bezeichnung sicherlich kannte.
    „Soll hereinkommen!“
    Knacks! — Der Sprechapparat war wieder abgeschaltet. Alibaba grinste der Sekretärin seines Chefs zu und tippte dankend an seine Mütze, die er jetzt allerdings abnahm, bevor er eine der beiden Polstertüren öffnete.
    Mr. Voss nahm gerade seinen Hut von der Garderobe, als der Junge eintrat. Er forderte ihn auf, in einem der Sessel Platz zu nehmen, bot ihm sogar eine Zigarre an. Wenn Alibaba sie auch nicht selbst rauchte, so steckte er sie doch zu sich und sagte grinsend, sein Vater werde über ein solches Monstrum von Zigarre bestimmt aus dem Häuschen geraten. Insbesondere, wenn er ihm sage, von wem er sie geschenkt bekommen hätte.
    Mr. Voss lächelte und entschuldigte sich dann, daß er gerade im Gehen sei und daher nicht allzuviel Zeit hätte. Er behandelte auch die Jungen wie Erwachsene.
    „ — wenn einer von euch kommt — insbesondere, wenn du es höchstpersönlich bist — , finden sich immer noch ein paar Minuten. Im übrigen wollte ich euch ohnehin wieder einmal alle beisammen haben. Wir müssen einiges bereden — ihr seid mir in der letzten Zeit etwas aus den Augen gekommen.“
    Das sollte aber nicht bedeuten, daß er nicht doch über die Leistungen der Jungen laufend informiert würde. Mr. Voss sprach seine Anerkennung besonders wegen des gestrigen Abends aus. Es zeigte sich, daß er von der verspäteten Auslieferung bestens unterrichtet war. Es hatte an der Lokalschriftleitung gelegen, und er habe den Herren schon in aller Frühe ganz schön Bescheid gestoßen. Im übrigen wisse er nach wie vor, von welcher Bedeutung gerade die Arbeit der Jungen für seine Zeitung sei, und er wolle sich in Zukunft noch mehr um sie kümmern als bisher. Daher wünsche er, wie gesagt, sie möglichst bald einmal alle beisammen zu haben. Und ob die beiden Schwarzhaarigen aus der Kieler Straße nun schon ihre ordentliche Lehrzeit in der Setzerei angetreten hätten?
    „Das ist ja der Grund, weswegen ich Sie sprechen wollte, Mr. Voss. Die beiden sind weg, und nun fehlen uns zwei Mann-“
    „Einer — nur einer fehlt noch. Den anderen — hm — ein Bekannter — jemand aus der Redaktion hat mich gebeten, seinen Jungen zu euch zu geben. Ich habe mir den Burschen angeschaut. Er wird auch dir gefallen. Morgen oder übermorgen fängt er an.“
    Alibaba biß die Lippen zusammen und glaubte, sich genügend beherrscht zu haben. Aber Mr. Voss hatte den Jungen genau beobachtet und fügte daher hinzu: das heißt, wenn du und wenn die anderen damit einverstanden sind.“
    Ich bin gespannt, Ich bin heillos gespannt, dachte Alibaba. Das ist das erste Mal, daß Mr. Voss selbst einen Jungen empfiehlt. Alibaba sah jetzt seinem Chef wirklich ganz harmlos ins Gesicht.
    „Wenn Sie ihn für gut befunden haben, dann wird er bestimmt auch uns gefallen, Mr. Voss. Und was den zweiten betrifft, so hat sich ein Junge aus dem Hansaviertel gemeldet. Er wollte schon lange zu uns, aber wir waren ja immer vollzählig. Sein Vater hat ein kleines Buchgeschäft in der Pardemannstraße, er ist sechzehn Jahre alt. Wenn es recht ist, kommt er mal zu Ihnen, damit Sie ihn sehen.“
    Mr. Voss nickte, nahm seinen Füller zur Hand und machte sich irgendeine Notiz.
    In diesem Augenblick surrte das Telefon, und fast gleichzeitig war auch Fräulein Weißmüllers Stimme im Sprechgerät zu hören. Sie erinnerte daran, daß der Wagen bereitstehe und Mr. Voss im Presse-Club erwartet würde.
    Während der Allgewaltige jetzt den Hörer abnahm, schwankte Alibaba noch, ob er warten solle oder nicht. Aber was er zu sagen hatte, war ja gesagt. Mr. Voss hatte jetzt einige Schriftstücke zur Hand genommen, die wohl etwas mit dem Telefongespräch zu tun hatten.
    natürlich, natürlich, wie es in unserem Vertrag ja eindeutig festgelegt ist. Ich bestehe darauf Alibaba war jetzt schon direkt dicht neben der Tür. Er legte vorsichtig seine Hand auf die Klinke.
    das interessiert uns nicht! Zum Zeitpunkt des Abschlusses war das Risiko für beide Parteien das gleiche. Die Papierpreise hätten genausogut auch fallen können Jetzt war Mr. Voss mit seinem Telefongespräch und seinen Papierpreisen nur noch allein.
    Alibaba ging etwas

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