Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Fuenfzig vom Abendblatt

Die Fuenfzig vom Abendblatt

Titel: Die Fuenfzig vom Abendblatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
Vom Netzwerk:
bereits in aller Frühe und längst vor den übrigen Jungen zu ihm gekommen sei und auf den Groschen genau abgerechnet habe. Er habe das mit dem Boß längst vereinbart, und er fange noch heute bei der Volkswagen-Vertretung an als Fahrer. Es wären Unstimmigkeiten aufgekommen zwischen euch und ihm — sowas käme eben vor---
    Als Bombinsky sah, wie die Jungen vollkommen fassungslos dastanden und wie es selbst Alibaba die Stimme verschlug, da kratzte er sich doch verlegen am Hinterkopf.
    „Ich dachte — ich dächte tatsächlich, daß ihr darüber Bescheid wüßtet. Das scheint aber nicht der Fall zu sein —“ Alibaba biß sich auf die Unterlippe und sah dabei zu Harald hinüber. Dann plötzlich steckte er seine Hände tief in die Hosentaschen und guckte angestrengt auf seine Schuhspitzen. Er schien über irgend etwas nachzudenken. Dabei pfiff er leise vor sich hin. Natürlich den Toreromarsch aus Carmen. Aber der klang heute anders als sonst.
    In diesem Augenblick kam Hugo Treutlein in den Hof gerannt. Er war noch bis vor drei Monaten bei der Horde gewesen. Jetzt arbeitete er als Lehrling in der Autoschlosserei des Abendblattes, die ihre Werkstätten und Garagen gleich nebenan hatte. Er steckte in seinem blauen Lehrlingsanzug und war offenbar sehr in Eile. Dabei rief er jetzt laut nach Erwin Kogge.
    Der sei im Augenblick nicht hier, gab ihm Alibaba zu verstehen. Er solle mal am Abend wiederkommen. Aber davon wollte Hugo Treutlein nichts wissen. Er tat jetzt ganz verzweifelt und so, als ob er in einer jämmerlichen Klemme sitzen würde.
    „Dieser Suppenheini! — “ er meinte Erwin Kogge, „—ich hab’ es ja gleich geahnt, und ich wollte ihm das Ding auch gar nicht rausgeben! Aber er schwor mir hoch und heilig, daß ich es in einer Stunde wieder zurück hätte. Er müßte unbedingt mal etwas an seinem Rad in Ordnung bringen. Für das Rennen sagte er — und jetzt ist drüben in der Werkstatt die Hölle los. Der Meister sucht überall nach der Säge und flucht wie ein Türke. Wenn er rausbekommt, daß ich dahinterstecke, klebt er mich glatt an die Wand
    Hugo Treutlein sagte das bereits im Weggehen und eigentlich mehr für sich. Aber während seiner letzten Worte war Alibaba plötzlich auf ihn zugeschossen und hatte ihn an den Schultern gepackt.
    „Eine Säge sagst du? Vielleicht eine Metallsäge?“
    Hugo Treutlein mußte den Rothaarigen für übergeschnappt halten. Er fühlte dessen Fäuste wie zwei Schraubstöcke an seinen Schultern.
    „Natürlich eine Metallsäge — Autos sind nun mal aus Metall. Würdest du vielleicht so freundlich sein und mich wieder loslassen?“
    Aber dazu brauchte er den Rothaarigen gar nicht mehr aufzufordern. Der flog jetzt an den staunenden Jungen vorbei über den Hof, sprang über ein paar Kisten, die ihm im Wege standen. Und jetzt kam die ganze Meute hinter ihm her. Auch Hugo Treutlein schloß sich an.
    In der hintersten Ecke des Aufenthaltsraumes stieß der Boß fast mit Harald zusammen. Auch der hatte gehört, was der Lehrling der Autowerkstatt gesagt hatte, und auch er war daraufhin wie auf ein stummes Kommando losgerannt. Und so hatte er jetzt gemeinsam mit Alibaba das gleiche Ziel erreicht: das Spind von Erwin Kogge.
    Wortlos rissen sie an der Tür, schlugen mit einem Schemel, den sie aufgegriffen hatten, auf das Vorhängeschloß ein, bis es krachend nachgab. Harald riß die Tür auf, und der Boß stürzte sich förmlich in das nunmehr geöffnete Spind, durchwühlte es von oben bis unten, bis er in den Händen hielt, was der Meister von nebenan im Augenblick, wie ein Türke fluchend, in seiner Werkstatt vergeblich suchte.
    Alibaba stand mit wirrem Haar und erschöpft wie nach einem Zehnkilometerlauf. Er warf dem Lehrling der Autoschlosserei wortlos seine Säge zu, und dann schloß er behutsam wieder die Spindtür, die er gerade erst so gewaltsam erbrochen hatte. Dabei fiel sein Blick auf Harald. Dem legte er jetzt seine Hand auf die Schulter. Etwas müde allerdings und wie als Ersatz für irgendwelche weiteren Worte.
    Auch der Horde gegenüber schwieg er. Jede Erklärung war ja auch überflüssig.
    Also Erwin Kogge! Herr Erwin Kogge!
    Alibaba fühlte einen sehr schlechten Geschmack im Munde. Er spuckte aus.
    Aber der „Schwarze Montag“ war noch nicht vorbei.
    Es war wie im Fernsehen beim „Musikalischen Wochenende“. Da kam auch die beste Nummer jedes Mal zum Schluß.
    Am Abend teilten sich Alibaba und Harald in die Route von Erwin Kogge.
    Zunächst nichts

Weitere Kostenlose Bücher