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Die Fuenfzig vom Abendblatt

Die Fuenfzig vom Abendblatt

Titel: Die Fuenfzig vom Abendblatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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wieder jämmerlich
    Dabei faßte er sich an seinen schwarzen Schlips, der freilich keine besondere Zierde war.
    Man lachte allgemein. Einige der Herrschaften applaudierten sogar. Dabei traten zwei schon ebenfalls ältere Herren auf Professor Beckmann zu und schüttelten ihm die Hand. Bevor sie ihn aber mit sich führen durften, wandte sich der Direktor der Musikhochschule nochmals an den Blinden. „Suchen Sie mich doch einmal auf, Verhoven. Wir müssen etwas für Sie tun. So darf es doch nicht weitergehen. Wir verlieren Sie ganz aus den Augen —“
    Als dann der Blinde mit den Jungen wieder Platz genommen hatte, war Alibaba noch ganz von dem Gespräch erregt. „Dieser Professor war der Chef der Musikhochschule?“
    Die Musikhochschule stand als riesiger roter Backsteinkomplex am Ende der Pardemannstraße, und jeder der Jungen kannte sie.
    Vater Verhoven nickte lächelnd. „Professor Beckmann ist auf seinem Gebiet die erste Autorität in unserer Stadt. Man nennt ihn allgemein den Musikpapst. Seine Art ist allerdings nicht gerade zimperlich
    „Aber gerade, daß er vor all den Leuten seine Meinung sagt, das gefällt mir Harald beugte sich etwas vor.
    Da lächelte Verhoven. „Beckmann hält mit seiner Meinung nie hinter dem Berg. Wenn er über Musik redet, weiß er eben, daß er recht hat. Er würde sich nie anmaßen, in dieser Art etwa über ein Bild zu urteilen oder über eine Dichtung. Aber bei Musik — da ist er wirklich unfehlbar
    Professor Beckmann sollte auch im vorliegenden Fall recht behalten. Im Falle des heutigen Konzerts. Im Falle Peter von Bertelmann.
    Schon gegen Ende der zweiten Symphonie machte sich Unruhe im Parkett bemerkbar. Man hustete auffallend laut. Einzelne Besucher erhoben sich sogar und verließen den Saal, um ihre ablehnende Haltung zum Ausdruck zu bringen.
    Professor Beckmann, den die Jungen jetzt in einer der Logen entdeckt hatten, saß gerade aufgerichtet und ohne jede Bewegung. Auch als das Konzert zu Ende war. Der allgemeine Applaus fiel ziemlich dünn aus. Er reichte für den Dirigenten gerade noch zu einer einmaligen Verbeugung. Dabei waren vom ersten Rang herunter auch einzelne Pfiffe zu hören. Aber sie klangen zaghaft und setzten sich nicht durch.
    „Haarscharf am Skandal vorbei —“
    Nicht so, als ob Vater Verhoven dies mit Freude oder Genugtuung festgestellt hätte. Aber dieser Abend war für ihn doch eine nachträgliche Bestätigung seines Urteils. Er hatte sich also doch nicht getäuscht, als er zum ersten Mal bei jenem Platzkonzert Bertelmanns Musik gehört hatte.
    Alibaba aber meinte, als er sich von dem Blinden verabschiedete: „Ich habe befürchtet, so ein Konzert sei eine langweilige Sache. Aber das stimmt gar nicht. Es war richtig interessant heute abend
    „Hoffentlich mußt du beim Besuch anderer Konzerte deine Meinung später nicht korrigieren“, lächelte Vater Verhoven.

„Also Streik! „ ruft Alibaba

    Heute noch bekommen Geschäftsleute und Bankbeamte eine Gänsehaut, wenn die Rede auf den „Schwarzen Freitag“ kommt. Dabei liegt dieser Tag schon Jahre zurück. In jenen vierundzwanzig Stunden war nämlich einem großen Teil der Geschäftswelt der Teppich, auf dem sie sich bis dahin sehr sicher geglaubt hatte, mit einem Ruck unter den Beinen weggezogen worden. Die Kurse fielen wie faule Äpfel von den Bäumen, und Banken flogen auseinander, als hätte man sie mit Dynamit gesprengt. Kein Wunder, daß die Erinnerung an diesen Tag noch heute jedem der Beteiligten die Haare zu Berge stehen läßt.
    In der Geschichte der Horde würde man an Stelle jenes „Schwarzen Freitags“ einmal von einem „Schwarzen Montag“ reden.
    Und dieser „Schwarze Montag“ war heute.
    Er fing gleich damit an, daß ein dünner, völlig schwarz gekleideter Mann im Hinterhof vom „Abendblatt“ auftauchte. Er trug eine Brille, und kein Mensch wußte, wie er es wohl angestellt hatte, hier hereinzukommen. Plötzlich stand er einfach da. Sah aus wie der Beamte eines Beerdigungsinstituts und schaute sich unter all den Kisten, Rampen, Papierstapeln und parkenden Autos um wie einer, der gerade erst vom Himmel gefallen ist.
    Die Jungen waren ohnehin nicht in bester Stimmung. Da hing erstens die Sache mit dem angesägten Pedal in der Luft, und dann war heute schon wieder zweimal Falschgeld aufgetaucht. So sehr sich die Jungen auch beim Kassieren vorgesehen hatten. Nein, man hatte wirklich keinen Grund, den sonderbaren Fremden sehr freundlich anzusprechen.
    „Sie haben sich wohl in

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