Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Fuenfzig vom Abendblatt

Die Fuenfzig vom Abendblatt

Titel: Die Fuenfzig vom Abendblatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
Vom Netzwerk:
einem kurzen, abgeschriebenen Bleistift sehr kleine und fast unleserliche Notizen. Dann sah er wieder auf: „Ist dieser Harald — Made — “
    Der Kriminalassistent buchstabierte wieder an irgendeiner seiner Aufzeichnungen herum. „Madelung — Harald Madelung anwesend?“
    Harald meldete sich.
    Kiesewetter musterte den Jungen mit einem kritischen Blick. „Sie sind erkannt worden, wie Sie sich am 23. abends gegen 19 Uhr 50 in der Parimontstraße an der Plakatsäule Ecke Uhlandstraße als städtischer Angestellter ausgegeben haben. Sie behaupteten dort fälschlicherweise, die Galavorstellung des Nachtexpreß im Zirkus finde nicht statt, und veranlaßten auf diese Weise eine Gruppe von Nachtexpreß-Radfahrem, wieder umzukehren.---Geben Sie das zu? Ja oder nein?“
    Kiesewetter faßte wieder einmal mit den Fingerspitzen der linken Hand an seine Brille.
    Harald hatte sich, schon während der Kriminalassistent sprach, fieberhaft überlegt, was er antworten müßte. Es war offensichtlich, daß Bulle ihn angezeigt hatte. Also auch die übrigen Leutchen vom „Nachtexpreß“ würden ihn wiedererkennen. Leugnen war also sinnlos.
    „Es stimmt so ziemlich — Nur, daß ich mich nicht für einen städtischen Beamten ausgegeben habe.“ Harald sah dem Kriminalassistenten fast lächelnd in sein zerknittertes Gesicht.
    Kiesewetter notierte. Er ging auf Haralds Antwort gar nicht ein. „Und weshalb?“
    Nun grinste Harald ganz offen: „Weil ich die Nachtexpreß-Leute mal ärgern wollte —“
    Kiesewetter sah auf: „Das ist doch kein Grund. Ich meine, wünschen Sie, daß ich das zu Protokoll nehme — ?“
    „Sie werden von mir nicht verlangen, daß ich lüge. Nur damit Sie irgend etwas hören, das besser in Ihre Akten paßt — “
    „Das Motiv Ihrer Tat war Sabotage. Geben Sie’s lieber gleich zu. Sie wollten die Nachtexpreß-Vorstellung im Zirkus Bertoldi sabotieren. Das war’s---“
    „Entschuldigen Sie — was ist Sabotage? — Fremdwörter sind meine schwache Seite!“ machte sich Alibaba wieder bemerkbar.
    Aber Kiesewetter schien ihn gar nicht zu hören. Er behielt Harald fest im Auge. Dieser meinte jetzt, daß von Sabotage nicht die Rede sein könnte. Er habe sich diesen Scherz mit den Nachtexpreß-Leuten erlaubt, genauso wie er zum Beispiel an einem anderen Tag von der Bogenbrücke auf irgendein durchfahrendes Schiff herunterspucken würde. Das sei übrigens gar nicht so leicht. „Die Schiffe fahren ziemlich schnell, und die Brücke ist verdammt schmal. Man muß gut fünf oder sechs Meter vorauszielen, wenn man genau in den Schornstein treffen will —“
    Da war es soweit, daß Kiesewetter mit einem beinahe freundlichen Blick, zuerst auf Harald und dann auch noch auf die gesamte Horde, sein kleines schwarzes Notizbuch zuklappte und wieder in die Tasche zurücksteckte. „Wir hören noch voneinander — !“
    Steif und aufrecht stolzierte er jetzt wie ein Storch über den Hof und zur Einfahrt zurück.
    Der Boß sah ihm nach und rieb sich dabei sein Kinn. „Zu einer solchen Kriminalpolizei kann ich die Falschmünzer nur beglückwünschen. Vor einem Herrn Kiesewetter brauchen die nicht zu zittern — und wir auch nicht.“
    „Ich weiß nicht recht — “, gab Harald zu bedenken. „Irgendwie hab’ ich das Gefühl, der Bursche hat es faustdick hinter den Ohren —“
    Alibaba verstand nicht ganz, was er meinte, und die anderen Jungen verstanden es auch nicht.
    Im übrigen hatte der „Schwarze Montag“ ja erst gerade angefangen.
    Kriminalassistent Kiesewetter war nicht viel mehr gewesen als so etwas wie eine Vorspeise.
    Und tatsächlich, schon fünf Minuten später platzte das nächste Knallbonbon.
    Als der alte Bombinsky mit sämtlichen Jungen abgerechnet hatte und jetzt die Fahrtenbücher wieder ausgab, blieb am Schluß eines der Hefte übrig. Er schien darüber gar nicht erstaunt zu sein und wandte sich lediglich an Alibaba mit der anscheinend recht nebensächlichen Frage, ob denn schon Ersatz da sei und wer die Route jetzt fahren würde.
    „Welche Route? Ersatz für wen?“ Der Rothaarige schien nicht recht gehört zu haben.
    „Für Erwin Kogge natürlich-“
    Der alte Bombinsky war nun seinerseits etwas erstaunt. „Ich dachte, es sei zwischen euch abgesprochen —“
    Mit einem einzigen Sprung stand der Boß dicht vor dem Mann am Ausgabeschalter. „Was ist mit Erwin Kogge?“
    Die ganze Horde hing jetzt förmlich am Mund des alten Bombinsky. Der aber berichtete ganz sachlich, daß Erwin Kogge heute

Weitere Kostenlose Bücher