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Die Fuenfzig vom Abendblatt

Die Fuenfzig vom Abendblatt

Titel: Die Fuenfzig vom Abendblatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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„Hast du das gelesen?“
    Harald nickte.
    „Und ihr auch?“
    Der Boß wandte sich jetzt an Klaus Verhoven und Sam. Auch ihnen war der Artikel bekannt.
    „Und?“
    Keiner wußte recht, was er sagen sollte.
    „Brille hat recht. Das stimmt nicht, was da geschrieben steht“, stellte jetzt Alibaba fest.
    Auch Harald war richtig erschrocken. Als er den Artikel gelesen hatte. Noch heute wollte er mit seinem Vater darüber sprechen.
    „Es ist nicht schön, daß das ‚Abendblatt’ so etwas abdruckt. Jeder, der in dem Konzert war, weiß doch, daß das, was hier gedruckt steht, nicht stimmt. Man hörte ja am Schluß sogar, wie gepfiffen wurde —“
    Klaus Verhoven sagte es ohne jede Leidenschaft. Eben als sachliche, klare Feststellung.
    „Richtig! Jeder, der das Konzert besucht hat und jetzt diesen Bericht liest, weiß, daß er nicht stimmt. Aber er wird nicht nur sagen, dieser Bericht stimmt nicht. Er sagt ganz einfach:
    Das Abendblatt lügt---“ Alibaba legte die Dinge zurecht,
    wie man einen Fisch zerlegt, wenn man ihn vor sich auf dem Teller hat.
    „Aber das Tollste an der ganzen Geschichte ist die Sache mit dem Geld!“ Sam schneuzte sich in sein riesiges weißes Taschentuch.
    Der Boß sah auf. Anscheinend wußte er nicht, was der Negerjunge damit sagen wollte.
    Da schickte sich Sam, während er jetzt sein Taschentuch wieder zusammenfaltete, zu näheren Erklärungen an: „Na, dieser dicke Portugiese, dieser Vergas oder wie er heißt, der hat doch —“
    Da fiel ihm Brille ins Wort. Schließlich kam die Geschichte aus seiner Quelle, und er hatte die Vermittlung Sams nicht nötig. Er stellte sich wie zu einer regelrechten Rede vor Alibaba und der Horde in Positur.
    „Mein Vater ist doch bei der städtischen Feuerwehr. Schon länger als zehn Jahre. Seit Januar ist er Löschzugführer. Gestern hatte er Bereitschaftsdienst im Unionhaus. Das ist bei Theatern und Versammlungen so. Es muß immer eine Wache der Feuerwehr da sein. Damit, wenn es je brennen sollte
    Alibaba winkte ungeduldig ab.
    „-schön. Also mein Vater war hinter der Bühne eingeteilt. Er hatte sich bei den Künstlergarderoben aufzuhalten. Mit Helm und Beil und all dem anderen Zeug im Falle, daß es je---“
    „-brennen sollte.“ Der Boß holte tief Luft.
    Aber Brille fuhr unbeirrt fort: „Neben den Garderoben der Musiker gibt es einen Raum, der immer für den Dirigenten reserviert ist. Da vor der Tür sah mein Vater Peter von Bertelmann. Ich hatte von ihm zu Hause erzählt, und so wußte mein Vater Bescheid. Ein ziemlich dicker Mann, der nur schlecht deutsch sprach und ganz fettglänzende schwarze Haare hatte, war immer um ihn. Später erfuhr mein Vater, daß der Dicke ein Portugiese und der Impresario von Bertelmann ist---“
    Brille schien nun doch selbst zu bemerken, daß er etwas zu weitschweifig ausholte.
    „Um es kurz zu machen, hier empfing dieser Portugiese vor dem Konzert und auch in der Pause verschiedene Leutchen, die offenbar von der Presse waren. Sie wurden in die Dirigentengarderobe gebeten und Peter von Bertelmann vorgestellt. Weil es immer mehr Menschen wurden, blieb die Tür schließlich offen, und man stand auch noch im Korridor. Der Portugiese teilte Gläser mit Sekt aus, und es muß ein ziemliches Durcheinander gewesen sein. Insbesondere, als dann auch noch Rundfunkleute kamen und von Bertelmann an ihre Mikrofone baten. Selbstverständlich sah und hörte mein Vater so ziemlich alles. Er hatte ja nur herumzustehen und zu warten. Und als der Name ‚Abendblatt’ fiel, spitzte er natürlich besonders die Ohren. Ja, und da hörte er, wie der portugiesische Impresario mit einem Herrn sprach, so halblaut und etwas abseits von den anderen. Es liege ihm besonders viel daran, daß dieses erste Konzert seines Schützlings gerade im ‚Abendblatt’ gut besprochen würde, und selbstverständlich wäre er bereit, sich großzügig und erkenntlich zu zeigen---“
    Brille sah sich jetzt um und reinigte wieder einmal seine Gläser. In dieser Pause war vom Ausgabeschalter her die Stimme des alten Bombinsky zu hören, der nun vollends allein bei seinen Zeitungsstapeln wartete.
    „Augenblick mal —“ rief Alibaba laut hinter sich.
    „Das ist ja —!“ Bombinsky knallte krachend sein Schalterfenster zu. Kurz danach stand er höchstpersönlich vor dem Boß der Horde. Der aber ließ ihn gar nicht zu Worte kommen, sondern wandte sich an Brille.
    „Was du da von deinem Vater erfahren hast, ist hundertprozentig? Und dein Vater würde

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