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Die Furcht des Weisen / Band 1

Die Furcht des Weisen / Band 1

Titel: Die Furcht des Weisen / Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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bitte, Kessler, aber meine Börse ist zu schmal.«
    »Und Ihr?« Der Kessler musterte mich von Kopf bis Fuß. »Ihr seht aus, als hättet Ihr einige Wünsche.«
    »So ist es tatsächlich«, stimmte ich zu. Ich bedeutete den anderen, die sehnsüchtig die Straße entlangblickten, sie sollten schon aufbrechen. »Geht ruhig«, sagte ich. »Ich komme gleich nach.«
    Sie entfernten sich, und der Kessler rieb sich grinsend die Hände. »Was darf es also sein?«
    |714| »Erst mal Salz.«
    »Und einen Behälter dafür«, fügte er hinzu und begann in den Packen zu wühlen, die er dem Esel auf den Rücken geschnallt hatte.
    »Ich könnte auch ein Messer gebrauchen, wenn Ihr eins findet.«
    »Für eine Reise nach Norden ganz gewiss«, sagte er, ohne seine Suche zu unterbrechen. »Die Straße ist gefährlich. Ohne ein Messer ist man verloren.«
    »Hattet Ihr unterwegs Schwierigkeiten?«, fragte ich in der Hoffnung, einen Hinweis auf den Aufenthaltsort der Banditen zu erhalten.
    »Ich doch nicht«, erwiderte er, die Hände in einem Packen vergraben. »So schlimm ist es noch nicht, dass es jemandem einfallen würde, einen Kessler zu überfallen. Doch ist die Straße unsicher.« Er holte ein langes schmales Messer in einer ledernen Scheide hervor und gab es mir. »Ramston-Stahl.«
    Ich zog es aus der Scheide und betrachtete die Klinge eingehend. Sie war tatsächlich von feinster Qualität. »Etwas so Gutes brauche ich nicht«, sagte ich und gab das Messer zurück. »Ich brauche ein Messer für den täglichen Gebrauch, vor allem zum Essen.«
    »Dazu taugt es auch.« Der Kessler drückte es mir wieder in die Hand. »Ihr könnt damit Holzspäne zerkleinern und Euch gleich anschließend damit rasieren. Die Schneide bleibt scharf.«
    »Aber vielleicht muss ich auch grobe Arbeiten damit verrichten. Dazu wäre Ramston-Stahl zu spröde.«
    »Zugegeben«, räumte der Kessler unbekümmert ein. »Wie mein Vater immer zu sagen pflegte: ›Es ist das beste Messer, bis es bricht.‹ Aber dasselbe gilt für alle Messer. Und ich muss gestehen, dass ich kein anderes dabei habe.«
    Ich seufzte. Ich merke es nämlich, wenn ich geschröpft werde. »Und eine Streubüchse.«
    Er hielt mir eine hin, noch bevor ich zu Ende gesprochen hatte. »Ich habe vorhin bemerkt, dass Ihr Tintenflecken an den Fingern habt.« Er zeigte auf meine Hände. »Ich verkaufe auch Papier in guter Qualität. Und Federn und Tinte. Nichts ist schlimmer als einen guten Einfall für ein Lied zu haben und ihn nicht aufschreiben zu können.« Er zog eine lederne Mappe mit Papier, Federn und Tinte hervor.
    |715| Ich schüttelte den Kopf, denn ich wollte die Börse des Maer nicht über Gebühr beanspruchen. »Ich denke, ich schreibe in nächster Zeit keine Lieder, Kessler.«
    Er zuckte die Achseln, hielt mir die Mappe aber trotzdem hin. »Aber doch wohl einen Brief. Ich kannte einmal einen Burschen, der sich selbst Blut für einen Brief an seine Geliebte abzapfen musste. Dramatisch, zugegeben, und sehr symbolisch, aber auch schmerzhaft, ungesund und ziemlich makaber. Seitdem hat er immer Feder und Tinte dabei.«
    Ich spürte, wie die Farbe aus meinem Gesicht wich, denn die Worte des Kesslers erinnerten mich an etwas anderes, das ich bei meinem überstürzten Aufbruch aus Severen vergessen hatte: Denna. Das Gespräch mit dem Maer über die Banditen, zwei Flaschen starken Weins und eine schlaflose Nacht hatten jeden Gedanken an sie aus meinem Kopf verdrängt. Nach unserem furchtbaren Streit hatte ich kein Wort mehr mit ihr gesprochen. Was würde sie denken, wenn ich sie zuerst so grausam zurechtwies und dann einfach verschwand?
    Doch ich war bereits einen ganzen Tagesmarsch von Severen entfernt und konnte nicht einfach umkehren und ihr sagen, dass ich verreisen musste. Kurz erwog ich es, aber nein. Außerdem war Denna selbst tagelang ohne Vorankündigung verschwunden. Sie verstand bestimmt, wenn ich dasselbe tat.
    Dumm, dumm, dumm.
Meine Gedanken drehten sich im Kreis, während ich zwischen verschiedenen gleichermaßen unangenehmen Alternativen hin und her überlegte.
    Das heisere Iah des Esels riss mich aus meinen Gedanken. »Seid Ihr nach Severen unterwegs, Kessler?«
    »Da komme ich durch, ja.«
    »Mir ist eingefallen, dass ich noch jemandem schreiben muss. Wenn ich Euch den Brief mitgebe, könntet Ihr ihn in einer bestimmten Herberge abgeben?«
    Der Kessler nickte langsam. »Das könnte ich, aber dazu braucht Ihr doch wohl Tinte und Papier.« Er hob lächelnd die Mappe.
    Ich verzog

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