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Die Furcht des Weisen / Band 1

Die Furcht des Weisen / Band 1

Titel: Die Furcht des Weisen / Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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sagte Fenton. »Es ist ein Salzwasserfluss, der von der Sundersee aus landeinwärts fließt.«
    Elodin schüttelte den Kopf. »Das wusste ich schon.«
    Fenton sah auf ein Blatt Papier. »Kaiser Ventoran hat einmal ein Gesetz erlassen, das –«
    »Langweilig«, schnitt Elodin ihm das Wort ab.
    |191| »Wenn man mehr als zwei Quart Salzwasser trinkt, muss man zwangsläufig kotzen«, sagte Fenton.
    Elodin bewegte mit nachdenklicher Miene den Mund, so als versuchte er, mit der Zunge ein kleines Knorpelstück zwischen den Zähnen hervorzupulen. Dann nickte er. »Das lasse ich gelten.« Er zeigte auf Uresh.
    »Eine unendliche Zahl kann man unendlich oft teilen und erhält dabei immer wieder unendliche Zahlen«, sagte Uresh mit seinem eigentümlichen Lenatti-Akzent. »Teilt man aber eine nicht unendliche Zahl unendlich oft, erhält man nicht unendlich kleine Zahlen. Da sie nicht unendlich klein sind, es aber unendlich viele sind, ist die Summe daraus wieder unendlich. Daraus folgt, dass letztlich jede Zahl unendlich ist.«
    »Wow«, sagte Elodin nach längerem Schweigen. Dann richtete er mit ernster Miene einen Zeigefinger auf den Mann aus Lenatt. »Uresh, deine nächste Hausaufgabe besteht darin, dich sexuell zu betätigen. Falls du nicht weißt, wie du das anstellen sollst, sprich mich bitte nach der Veranstaltung an.« Er richtete den Blick auf Inyssa.
    »Das yllische Volk hat nie eine Schriftsprache hervorgebracht«, sagte sie.
    »Das stimmt nicht«, sagte Elodin. »Sie hatten früh eine Knotenschrift.« Er bewegte die Finger, als würde er etwas flechten. »Und zwar lange bevor wir hier anfingen, Bildschriftzeichen auf Schafleder zu malen.«
    »Ich habe nicht gesagt, dass sie keine sprachlichen Aufzeichnungen hatten«, murmelte Inyssa. »Ich sprach von der Schriftsprache.«
    Elodin gelang es, seine grenzenlose Langeweile mit einem schlichten Achselzucken auszudrücken.
    Ilyssa sah ihn finster an. »Also gut. In Sceria gibt es eine Hunderasse, die ihre Jungen durch einen rudimentären Penis hindurch gebären«, sagte sie.
    »Gut«, sagte Elodin. »Weiter.« Er deutete auf Fela.
    »Vor achtzig Jahren entdeckte man in der Mediho, wie man bei einem menschlichen Auge eine Katarakt, einen grauen Star also, beheben kann«, sagte sie.
    »Das wusste ich«, sagte Elodin und winkte ab.
    |192| »Lasst mich bitte ausreden«, sagte Fela. »Als man herausfand, wie man das macht, bedeutete das, dass man das Augenlicht von Menschen wieder herstellen konnte, die nie zuvor gesehen hatten. Diese Menschen waren nicht erblindet, sondern blind geboren.«
    Elodin legte neugierig den Kopf zur Seite.
    Fela fuhr fort: »Als sie dann sehen konnten, zeigte man ihnen bestimmte Objekte. Eine Kugel, einen Kubus und eine Pyramide, die alle auf einem Tisch standen.« Während sie sprach, ahmte Fela mit den Händen die Gestalt dieser Objekte nach. »Und dann fragten die Ärzte, welches der drei Objekte rund sei.«
    Fela machte eine effektvolle Pause und sah uns alle an. »Vom Sehen allein konnten sie das nicht entscheiden. Sie mussten die Objekte erst berühren. Erst als sie die Kugel angefasst hatten, wussten sie, dass sie rund war.«
    Elodin lachte begeistert. »Echt wahr?«
    Fela nickte.
    »Fela gewinnt den großen Preis!«, rief Elodin und riss die Hände hoch. Dann zog er aus einer Tasche etwas Braunes, Längliches hervor und drückte es ihr in die Hände.
    Sie betrachtete es neugierig. Es war eine Samenkapsel von einer Seidenpflanze.
    »Kvothe hat noch gar nichts beigetragen«, sagte Brean.
    »Egal«, sagte Elodin. »Kvothe ist bei ›Interessante Tatsachen‹ meist eh ein Versager.«
    Ich blickte ihn so finster an, wie ich nur konnte.
    »Also gut«, sagte Elodin. »Was hast du in petto?«
    »Die Söldner der Adem haben eine geheime Kunst, die sie ›Lethani‹ nennen«, sagte ich. »Sie ist der Schlüssel dazu, dass sie so fähige Krieger sind.«
    Elodin legte den Kopf auf die Seite. »Tatsächlich?«, sagte er. »Und was ist das?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte ich flapsig und hoffte ihn damit zu ärgern. »Es ist ja, wie gesagt, geheim.«
    Elodin schien einen Moment lang darüber nachzudenken. Dann schüttelte er den Kopf. »Nein. Das ist zwar interessant, aber keine Tatsache. Da könnte ich ja auch behaupten, die kealdischen Geldverleiher |193| hätten eine geheime Kunst namens ›Finanzia‹, der sie ihr monetäres Können verdanken. Das ist weiter nichts als heiße Luft.« Er sah mich erwartungsvoll an.
    Ich versuchte mir etwas anderes

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