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Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag

Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag

Titel: Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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Gerüchte. Männer des Maer hatten in einer abgelegenen Gegend des Eld einigen Banditen das Handwerk gelegt. Die Banditen hatten offenbar Steuereintreibern aufgelauert. Im Norden herrschte Unmut, da die Steuereintreiber des Maer bereits zum zweiten Mal dort gewesen waren. Doch wenigstens waren die Straßen wieder frei und die Bösewichter tot.
    Außerdem berichtete Bredon von einem interessanten Gerücht, dem zufolge ein junger Mann mehr oder weniger unbeschadet, wenngleich mit Augen, die an die Fae erinnerten, von einem Besuch bei Felurian zurückgekehrt war. Genaugenommen handelte es sich nicht um ein Gerücht bei Hof, sondern um Geflunker, wie man es in einer Schenke hört, billigen Klatsch, für den sich keine höhergestellte Person je interessiert hätte. Bredons schwarze Eulenaugen glänzten amüsiert, als er davon sprach.
    Ich stimmte ihm zu, dass solche Geschichten billig und auch unter der Würde anständiger Menschen wie unsereins waren. Mein Mantel? Eine sehr schöne Arbeit, nicht wahr? Ich konnte mich nicht mehr daran erinnern, wo ich ihn hatte schneidern lassen. An irgendeinem ungewöhnlichen Ort. Übrigens hatte ich erst am Vortag ein interessantes Lied zum Thema Felurian gehört. Ob er es hören wolle?
    Außerdem spielten wir natürlich Tak. Obwohl ich es lange nicht gespielt hatte, meinte Bredon, ich sei viel besser geworden. Offenbar lernte ich nach und nach, wie man schön spielte.
     
    Überflüssig zu sagen, dass ich, als Alveron mich das nächste Mal rufen ließ, sofort aufbrach. Ich war versucht, einige Minuten später zu erscheinen, widerstand der Versuchung aber, weil ich wusste, dass ich mir nur Ärger einhandeln würde.
    Der Maer spazierte allein durch den Garten, als ich mich ihm näherte. Er ging aufrecht, und kein Mensch hätte vermutet, dass er sich je auf mich hatte stützen müssen oder einen Spazierstock gebraucht hatte.
    »Kvothe.« Er lächelte freundlich. »Es freut mich, dass du Zeit für einen Besuch bei mir findest.«
    »Es ist mir wie immer ein Vergnügen, Euer Gnaden.«
    »Sollen wir ein Stück gehen?«, fragte er. »Die Aussicht von der südlichen Brücke ist um diese Tageszeit besonders schön.«
    Ich trat neben ihn und wir gingen die Wege zwischen den sorgfältig gestutzten Hecken.
    »Wie ich sehe, bist du bewaffnet«, sagte er. In seiner Stimme schwang Tadel.
    Ich legte unwillkürlich die Hand an Caesura. Das Schwert hing natürlich an meiner Hüfte, nicht mehr an meinem Rücken. »Ist das schlimm, Euer Gnaden? Meines Wissens sind in Vintas alle Männer berechtigt, ein Schwert zu tragen.«
    »Es ist nicht
angemessen.«
Er betonte das letzte Wort.
    »Aber soviel ich weiß, würde am königlichen Hof in Renere kein Edelmann es wagen, sich ohne Schwert zu zeigen.«
    »Du sprichst beredt wie immer, aber du bist kein Edelmann«, erwiderte Alveron kühl, »und tätest gut daran, es nicht zu vergessen.«
    Ich schwieg.
    »Außerdem ist es eine barbarische Gepflogenheit und eine, die dem König noch bald genug Kummer bereiten wird. Aber egal, wie das in Renere gehandhabt wird, in meiner Stadt, meiner Burg und meinem Garten wirst du nicht bewaffnet vor mich treten.« Er sah mich mit einem strengen Blick an.
    »Bitte entschuldigt, wenn ich Euch gekränkt habe, Euer Gnaden.« Ich blieb stehen und verbeugte mich tiefer, als ich es bei unserer Begrüßung getan hatte.
    Meine so offenkundige Zerknirschung schien ihn zu besänftigen. Er lächelte und legte mir die Hand auf die Schulter. »Lassen wir das. Sieh dir lieber das Trauerfeuer an. Die Blätter werden sich bald verfärben.«
    Wir spazierten eine Stunde lang und plauderten über verschiedene Belanglosigkeiten. Ich war stets höflich, und Alverons Laune besserte sich zusehends. Wenn ich ihm um den Bart gehen musste, um mich seiner Gunst zu versichern, war das ein kleiner Preis.
    »Ich muss sagen, dass die Ehe Euer Gnaden gut bekommt.«
    »Danke.« Er nickte gnädig. »Ich fühle mich auch sehr wohl.«
    »Und Ihr erfreut Euch weiterhin guter Gesundheit?«, fragte ich. Die Frage sprengte den Rahmen eines öffentlichen Gespräches schon fast.
    »Bester Gesundheit, auch das gewiss eine Auswirkung des Ehelebens.« Sein Blick gab mir zu verstehen, dass ich zumindest an einem so öffentlichen Ort wie dem Garten keine weiteren Fragen dazu stellen sollte.
    Wir setzten unseren Spaziergang fort und nickten den Adligen zu, denen wir begegneten. Der Maer plauderte über Gerüchte bei Hof. Ich spielte mit und trug meinen Teil zum Gespräch bei.

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