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Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag

Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag

Titel: Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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Erst jetzt, im Rückblick, weiß ich, was sie bedeutete. Felurian wollte mich mit dem ganzen schüchternen Ungeschick einer jungen Liebhaberin trösten und hatte keine Ahnung, wie sie das anstellen sollte.

     
    Doch die Zeit heilt alle Wunden. Meine Träume verblassten, mein Appetit kehrte zurück. Das Durcheinander in meinem Kopf lichtete sich, und ich konnte wieder mit Felurian scherzen. Wenig später konnte ich sogar mit ihr flirten. Ihre Erleichterung war mit Händen zu greifen, als habe sie nichts mit einem Wesen anzufangen gewusst, das nicht begehrte, sie zu küssen.
    Zuletzt kehrte auch meine Neugier zurück, ein sicheres Zeichen, dass ich wieder ganz hergestellt war. »Ich habe dich nie gefragt, wie es dir bei der Arbeit mit dem
shaed
zuletzt erging«, sagte ich.
    Ihre Miene hellte sich auf. »er ist fertig!« Aus ihren Augen leuchteteStolz. Sie nahm meine Hand und zog mich zum Rand der Laube. »die arbeit mit dem eisen war nicht leicht, aber jetzt ist alles geschafft.« Sie wollte schon losgehen, doch dann hielt sie inne. »siehst du ihn?«
    Aufmerksam blickte ich mich um. Obwohl ich wusste, wonach ich Ausschau zu halten hatte, dauerte es eine Weile, bis ich im Schatten eines nahen Baumes etwas noch Dunkleres entdeckte. Ich streckte die Hand aus und zog meinen
shaed
aus dem Schatten, in dem er versteckt gewesen war.
    Felurian sprang lachend herbei, als hätte ich soeben im Spiel gewonnen, fiel mir um den Hals und küsste mich in kindlichem Übermut.
    Ich hatte den Mantel noch nie tragen dürfen, und als sie ihn mir jetzt um die Schultern legte, staunte ich. Er wog kaum etwas und war weicher als der weichste Samt. Mir war, als hüllte ein warmer Luftzug mich ein, derselbe Luftzug, der mich auf der nächtlichen Lichtung gestreift hatte, als Felurian mich zum Sammeln des Schattens mitgenommen hatte.
    Ich wollte schon zum Teich gehen, um mich im Spiegel des Wassers zu betrachten, da warf Felurian sich gegen mich, drückte mich zu Boden und landete rittlings auf mir. Mein Mantel lag wie eine dicke Decke unter uns ausgebreitet. Felurian wickelte uns darin ein und küsste mich auf Brust und Hals. Ich spürte ihre Zunge heiß auf meiner Haut.
    »jetzt wirst du immer an mich denken, sobald dein
shaed
dich einhüllt«, flüsterte sie mir ins Ohr. »wenn du ihn spürst, wirst du glauben, du spürtest mich.« Sie drückte sich langsam an mich und glitt mit ihrem nackten Körper an meinem entlang. »durch alle anderen frauen hindurch wirst du mich spüren, und du wirst zu mir zurückkehren.«

     
    Ab da wusste ich, dass meine Zeit im Reich der Fae sich dem Ende zuneigte. Die Worte des Cthaeh ließen mich nicht mehr los und drängten mich zum Aufbruch. Dass ich, ohne es zu merken, bis auf einen Steinwurf an den Mann herangekommen war, der meine Elterngetötet hatte, hinterließ einen bitteren Nachgeschmack in meinem Mund, den selbst Felurians Küsse nicht beseitigen konnten. Außerdem ging mir ständig durch den Kopf, was der Cthaeh über Denna gesagt hatte.
    Und eines Tages beim Aufwachen wusste ich, dass der Tag gekommen war. Ich stand auf, richtete meinen Reisesack und zog mich zum ersten Mal seit einer Ewigkeit wieder an. Nach so langer Zeit Kleider auf der Haut zu spüren fühlte sich seltsam an. Wie lange war ich bei Felurian gewesen? Ich fuhr mit den Fingern durch meinen Bart und schob den Gedanken mit einem Achselzucken beiseite. Warum sollte ich rätseln, wenn ich die Antwort doch bald erfahren würde.
    Ich drehte mich um. Felurian stand mit traurigem Gesicht in der Mitte der Laube. Einen Augenblick glaubte ich schon, sie wollte mich aufhalten, doch sie tat nichts dergleichen. Stumm trat sie zu mir und legte mir den Schattenmantel um die Schultern. Sie erinnerte mich an eine Mutter, die ihr Kind gegen die Kälte anzieht. Selbst die Schmetterlinge, die ihr folgten, schienen wehmütig gestimmt.
    Sie führte mich stundenlang durch den Wald, bis wir zu zwei nebeneinander stehenden, hohen Grausteinen gelangten. Dort setzte sie mir die Kapuze meines Mantels auf und hieß mich die Augen schließen. Dann führte sie mich im Kreis. Ich spürte, wie die Luft um mich sich kaum merklich änderte. Als ich die Augen wieder öffnete, begriff ich, dass ich in einem anderen Wald stand als dem, durch den ich eben noch gegangen war. Die eigentümliche Spannung war verschwunden. Ich war in die Welt der Sterblichen zurückgekehrt.
    Ich wandte mich an Felurian. »Ich habe kein Abschiedsgeschenk für dich«, sagte ich.
    »außer

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