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Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag

Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag

Titel: Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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noch immer schwer und hart an meinen Füßen.
    Als ich die Augen wieder öffnete, sah ich Hespes Blick auf mich gerichtet. »Kvothe«, begann sie zögernd, »es ist dir also … nichts passiert.«
    Ich lächelte freundlich. »Nein.«
    »Wir dachten, du … hättest dich verirrt.«
    »Ihr dachtet, dass ihr mich nie wieder sehen würdet«, verbesserte ich sie sanft und ging zum Kamin, vor dem Marten stand. »Dass ich tot in Felurians Armen liegen oder wahnsinnig vor Begierde durch den Wald irren würde.« Ich sah meine Gefährten nacheinander an. »Stimmt doch, oder?«
    Wieder waren alle Blicke auf mich gerichtet, und ich beschloss, das Beste daraus zu machen. »Aber ich bin Kvothe, ein Edema Ruh. Ich habe an der Universität studiert und kann Blitze vom Himmel holen wie Taborlin der Große. Habt ihr wirklich geglaubt, Felurian wäre mein Tod?«
    »Sie wäre es«, sagte eine rauhe Stimme hinter mir. »Wenn du auch nur ihren Schatten gesehen hättest.«
    Ich drehte mich um und sah das Falkengesicht des Fiedlers vor mir. »Was sagst du da?«
    »Du solltest dich bei den anderen Gästen entschuldigen«, sagte er. Seine Stimme troff vor Verachtung. »Ich weiß nicht, was du dir von diesem Theater versprichst, aber ich habe keinen Moment geglaubt, dass einer von euch Felurian begegnet ist.«
    Ich hielt seinem Blick stand. »Ich habe sie nicht nur gesehen, mein Freund.«
    »Wenn das stimmte, wärst du jetzt entweder verrückt oder tot. Verrückt magst du ja sein, aber nicht, weil eine Fee dich verzaubert hätte.« Einige Gäste kicherten. »Seit zwanzig Jahren hat niemand mehr Felurian gesehen. Die Feen haben diese Gegend verlassen, und du bist kein Taborlin, egal was deine Freunde behaupten. Wahrscheinlich bist du nur ein geschickter Geschichtenerzähler, der sich einen Namen machen will.«
    Er klang sehr überzeugend, und ich sah, wie einige Gäste mich misstrauisch musterten.
    Bevor ich etwas antworten konnte, mischte Dedan sich ein, der sich wieder gesetzt hatte. »Woher kommt dann Kvothes Bart? Als er vor drei Tagen verschwand, war sein Gesicht so glatt wie ein Kinderpopo.«
    »Das behauptest du«, erwiderte der Fiedler. »Ich wollte eigentlich nichts sagen, obwohl ich nicht die Hälfte von dem geglaubt habe, was du uns von den Banditen erzählt hast oder davon, wie dieser Kvothe den Blitz gerufen hat. Aber im Stillen dachte ich mir: ›Ihr Gefährte ist wahrscheinlich tot, und sie wollen nur, dass er mit ein, zwei schönen Geschichten in Erinnerung bleibt.‹«
    Er sah an seiner Hakennase entlang auf Dedan hinab. »Aber jetzt geht ihr wirklich zu weit. Es ist dumm, Lügen über die Feen zu verbreiten. Ich mag es nicht, wenn Fremde hier auftauchen und meinen Freunden Unsinn erzählen, bis sie nicht mehr wissen, wo ihnen der Kopf steht. Haltet doch den Mund, ihr alle. Für heute Abend haben wir genug von euch gehört.«
    Nachdem der Fiedler seinem Ärger Luft gemacht hatte, öffnete er den zerschrammten Kasten, der neben ihm lag, und holte sein Instrument heraus. Aus dem Schankraum schlug mir eine fast schon feindselige Stimmung entgegen, und so mancher ablehnende Blick traf mich.
    »Jetzt hör aber mal zu«, legte Dedan wütend los. Hespe sagte etwas und wollte ihn wieder auf die Bank ziehen, doch er schüttelte sie ab. »Nein, ich lasse mich nicht einen Lügner schimpfen. Alveron persönlich hat uns wegen der Banditen hergeschickt. Und wir haben seinen Auftrag ausgeführt. Wir erwarten keinen großen Dank, aber einen Lügner lasse ich mich von dir verdammt noch mal nicht nennen. Wir haben diese Halunken getötet. Und danach haben wir Felurian gesehen. Und Kvothe ist ihr nachgelaufen und verschwunden.«
    Er sah sich streitlustig um, und sein Blick kehrte immer wieder zu dem Fiedler zurück. »Das ist die Wahrheit, ich schwöre es bei meiner gesunden rechten Hand. Wenn jemand mich Lügner nennt, will ich das jetzt gleich klären.«
    Der Fiedler hob seinen Bogen, erwiderte Dedans Blick und zog den Bogen quietschend über die Saiten. »Lügner.«
    Dedan machte einen Satz durch den Raum, und die anderen Gäste rückten hastig mit ihren Bänken zurück, um Platz für den Kampf zu schaffen. Der Fiedler stand langsam auf. Er war größer als vermutet, hatte kurze graue Haare und vernarbte Fingerknöchel, die zeigten, dass er nicht zum ersten Mal mit den Fäusten kämpfte.
    Ich trat rasch vor Dedan und drängte ihn zurück. »Willst du wirklich mit einem gebrochenen Arm eine Schlägerei anfangen?«, fragte ich leise. »Wenn der

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