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Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag

Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag

Titel: Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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Miene ein seltsam grimmiges Gesicht.
    »Schnell«, hatte sie gesagt. Das klang zunächst wie ein Kompliment, doch bin ich in meinem Leben schon so oft verspottet worden, dass ich Spott in jeder Sprache sofort erkenne.
    Schlimmer noch, sie schob sich die rechte Hand mit der Innenseite nach außen ins Kreuz. Sogar ich mit meiner rudimentären Kenntnis der Gebärdensprache der Adem wusste, was das bedeutete. Die Hand war damit so weit wie möglich vom Schwertgriff entfernt. Zugleich kehrte die Frau mir die Schulter zu und sah weg. Damit gab sie mir nicht nur zu verstehen, dass ich keine Bedrohung für sie darstellte, sondern beleidigte mich mit ihrer Geringschätzung.
    Ich beherrschte mich mühsam, denn mit jedem weiteren Gefühlsausdruck hätte ich wahrscheinlich nur einen noch schlechteren Eindruck gemacht.
    Tempi zeigte in die Richtung, aus der ich gekommen war. »Geh«, sagte er.
Ernst, förmlich.
    Widerstrebend gehorchte ich, denn ich wollte keine Szene machen.
    Die Adem standen noch eine Viertelstunde lang beisammen, während ich meine Übungen fortsetzte. Zwar hörte ich sie nicht, sah aber, dass sie stritten. Ihre Handbewegungen waren heftig und wütend, die Beine hatten sie angriffslustig gespreizt.
    Schließlich kehrten die vier fremden Adem zur Straße zurück, und Tempi kam zu mir. Ich mühte mich an einer Weizendrescher genannten Übung ab.
    »Zu weit auseinander.«
Tadel.
Tempi klopfte an mein hinteres Bein und drückte gegen meine Schulter, um mir zu zeigen, dass ich nicht gut stand.
    Ich veränderte die Fußstellung und wiederholte die Übung. »Was waren das für Leute, Tempi?«
    »Adem«, antwortete er kurz und setzte sich wieder an den Fuß des Baumes.
    »Kanntest du sie?«
    »Ja.« Tempi holte meine Laute aus dem Kasten. Sobald seine Hände beschäftigt waren, war er doppelt stumm. Ich kehrte zu meinen Übungen zurück. Ich wusste, von ihm jetzt Antworten zu fordern wäre wie Zähneziehen gewesen.
    Zwei Stunden vergingen und die Sonne schickte sich an, hinter den Bäumen im Westen unterzugehen.
    »Morgen verlasse ich euch«, sagte Tempi unvermittelt. Da er noch die Laute in den Händen hielt, konnte ich seine Stimmung nur erraten.
    »Wohin willst du?«
    »Nach Haert. Zu Shehyn.«
    »Sind das Orte?«
    »Haert ja. Shehyn unterrichtet mich.«
    Ich hatte in der Zwischenzeit überlegt, was ihn wohl beschäftigen mochte. »Hast du Ärger, weil du mich unterrichtest?«
    Tempi legte die Laute in den Kasten und drückte den Deckel zu. »Vielleicht.«
Ja.
    »Ist es verboten?«
    »Strengstens verboten.«
    Er stand auf und begann mit den Übungen des Ketan. Ich tat es ihm nach und wir schwiegen beide eine Weile.
    »Wie groß ist der Ärger?«, fragte ich schließlich.
    »Sehr groß.« Ich hörte aus seiner Stimme ganz ungewohnte Gefühle heraus: Sorge und Angst. »Vielleicht hätte ich es nicht tun sollen.«
    Wir bewegten uns so langsam wie die untergehende Sonne.
    Ich dachte an die Worte des Cthaeh, an die einzige vielleicht nützliche Information, die er mir während unseres Gesprächs gegeben hatte.
Du hast dich über Feen lustig gemacht, bis du einer begegnet bist. Kein Wunder glauben die anderen zivilisierten Menschen auch nicht an die Chandrian. Du müsstest dich schon sehr weit aus deiner Welt herauswagen, bis du jemanden finden würdest, der dich ernst nimmt. Mindestens bis zum Stormwall-Gebirge reisen müsstest du.
    Laut Felurian sagte der Cthaeh nur die Wahrheit.
    »Kann ich dich begleiten?«, fragte ich.
    »Begleiten?«, fragte Tempi und beschrieb mit den Händen einenanmutigen Bogen, der dazu gedacht war, die langen Armknochen zu brechen.
    »Mit dir gehen. Dir folgen. Nach Haert.«
    »Ja.«
    »Würde es dir helfen?«
    »Ja.«
    »Dann komme ich mit.«
    »Ich danke dir.«

Kapitel 109

Barbaren und Verrückte
     
    I n Wirklichkeit wäre ich am liebsten auf dem schnellsten Weg nach Severen zurückgekehrt. Ich wollte wieder in einem Bett schlafen und mich in der Gunst des Maer sonnen, solange sie währte. Außerdem wollte ich Denna finden und mich mit ihr aussprechen.
    Aber Tempi steckte in Schwierigkeiten, weil er mich unterrichtete. Ich konnte nicht einfach weglaufen und ihn seinem Schicksal überlassen. Außerdem hatte der Cthaeh gesagt, Denna habe Severen bereits verlassen – obwohl ich kein wahrsagendes Fae-Wesen brauchte, um das zu wissen. Ich hatte Severen schon vor einem Monat verlassen, und Denna hatte noch nie lange auf jemanden gewartet.
    So verabschiedete ich mich am folgenden Morgen von

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