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Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag

Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag

Titel: Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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fragte ich.
    Der Junge überlegt kurz, zuckte dann mit den Schultern und kratzte sich in der Kniekehle. »Keine Ahnung. Von anderen Kindern.«
    »Wir müssen weiter«, sagte der Alte und hob den Blick zum Himmel.Ich holte meine Börse heraus und gab ihm einen Silbernobel. »Was ist das?«, fragte er und betrachtete ihn misstrauisch.
    »Ein Beitrag zu einem neuen Bären«, sagte ich. »Ich war selbst auch schon klamm, aber zur Zeit habe ich genug.«
    Die Schauspieler bedankten sich überschwenglich und gingen. Die Armen. Keine Truppe der Ruh, die etwas auf sich hielt, hätte sich je dazu herabgelassen, Bärenkämpfe zu veranstalten. Solche Kämpfe waren würdelos und erforderten keinerlei Fähigkeiten.
    Doch konnte ich ihnen schlecht vorwerfen, dass sie keine Ruh waren, und wir Schauspieler müssen einander helfen. Sonst tut es niemand.

     
    Tempi und ich nutzten die Zeit des Marschierens für Gespräche über Lethani. Abends übten wir den Ketan. Die Bewegungsabläufe fielen mir allmählich leichter. Manchmal schaffte ich es bis zum Einfangen des Regens, bevor Tempi einen kleinen Fehler entdeckte und ich wieder von vorne anfangen musste.
    Eines Abends hatten wir uns neben dem Wirtshaus, in dem wir abgestiegen waren, wieder einen einigermaßen abgeschiedenen Platz gesucht. Dedan, Hespe und Marten saßen drinnen beim Trinken. Ich arbeitete mich ganz langsam durch die Bewegungen des Ketan, Tempi saß mit dem Rücken an einen Baum gelehnt und war in endlosen Wiederholungen mit einer Fingerübung beschäftigt, die ich ihm aufgegeben hatte.
    Ich hatte soeben die Kreisenden Hände abgeschlossen, als ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrnahm. Ohne darauf zu achten, fuhr ich fort. Tempi hatte mich gelehrt, mich während der Ausführung des Ketan nicht ablenken zu lassen. Hätte ich mich nach der Bewegung umgedreht, hätte ich noch einmal von vorne anfangen müssen.
    Ganz langsam begann ich den Rückwärtstanz. Doch kaum hatte ich die Ferse aufgesetzt, merkte ich, dass ich nahe daran war, das Gleichgewicht zu verlieren. Ich wartete darauf, dass Tempi mich unterbrach, doch er blieb stumm.
    Ich brach ab und drehte mich um. Eine Gruppe von vier Adem-Söldnern näherte sich uns mit geschmeidigen Schritten. Tempi war bereits aufgestanden und ging ihnen entgegen. Meine Laute lehnte in ihrem Kasten am Baum.
    Dann standen die fünf so dicht zusammen, dass ihre Schultern sich fast berührten. Ich hörte von dem, was sie sagten, nicht das leiseste Flüstern und konnte auch ihre Hände sehen. Nur an Tempis hochgezogenen Schultern konnte ich seine Anspannung erkennen. Er schien sich zu verteidigen.
    Da ich wusste, dass es unhöflich gewesen wäre, Tempi zu rufen, trat ich näher. Doch noch bevor ich mich den Adem soweit genähert hatte, dass ich etwas verstehen konnte, streckte einer der fremden Söldner die Hand aus, drückte mir die gespreizten Finger an die Brust und schob mich weg. Ohne nachzudenken führte ich den Löwengriff aus, indem ich seine Hand am Daumen von mir wegbog. Mein Gegner machte sich ohne ersichtliche Mühe von mir los, um mich mit dem Fallenden Stein aus dem Gleichgewicht zu bringen. Ich vollführte daraufhin den Rückwärtstanz und konnte diesmal das Gleichgewicht halten, aber mein Gegner schlug mich mit seiner anderen Hand an die Schläfe. Es tat nicht einmal weh, doch musste ich einen Moment benommen innehalten.
    Ich war in meinem Stolz gekränkt. So ähnlich fühlte ich mich, wenn Tempi mir stumm einen vorwurfsvollen Klaps gab, weil ich den Ketan schlampig ausführte.
    »Schnell«, sagte der Söldner leise auf Aturisch. Erst jetzt hörte ich an der Stimme, dass ich es mit einer Frau zu tun hatte. Nicht dass sie besonders männlich gewesen hätte, sie sah nur so ähnlich aus wie Tempi. Sie hatte die gleichen rotblonden Haare und hellgrauen Augen und das gleiche unbewegte Gesicht und trug die gleichen blutroten Kleider. Davon abgesehen war sie eine Handbreit größer als er und hatte breitere Schultern. Zwar war sie gertenschlank, doch die straffen Kurven ihrer Hüften und Brüste zeichneten sich unter den engen Kleidern deutlich ab.
    Ich betrachtete nun auch die anderen Söldner genauer. Drei der vier waren Frauen. Die Breitschultrige, die sich mir zugewandt hatte, hatte eine dünne Narbe, die quer durch eine Augenbraue schnitt, undeine weitere am Kinn. Die Narben waren ähnlich silbrig hell wie die auf Tempis Brust und Armen. Sie wirkten recht harmlos, verliehen ihrer Trägerin aber trotz ihrer unbewegten

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