Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gabe der Amazonen

Die Gabe der Amazonen

Titel: Die Gabe der Amazonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Kiesow
Vom Netzwerk:
große rothaarige Frau, die eiserne Reifen auf den muskulösen Oberarmen trug. »Nie wieder müßte ich einen Sack auf dem Buckel tragen!« Scheinbar hatte sie schon vergessen, wie sehr sie ihre Arbeit liebte. Sie sah mich von oben bis unten an.
    »Hey, ein Elf ist auch bei den Gesuchten. Vielleicht bekomme ich ein paar Dukaten, wenn ich dich im Schwarzen Bären abliefere!«
    »Ich bin ein Halbelf, kein echter Elf. Was ist der Schwarze Bär? Eine Schenke, nehme ich an?«
    Die Rothaarige warf lachend den Kopf in den Nacken. »... eine Schenke, nehme ich an?! Wie kann man den Schwarzen Bären nicht kennen?! Aber du bist ja nicht von hier. Der Bär ist eine Nobelkneipe in der Oberstadt, nicht weit vom Praiostempel. Der Wirt – er heißt Elfried Urber oder so ähnlich – kommt gut zurecht mit diesen streitbaren Damen. Der Kopfgeldbrief hing jedenfalls in seinem Laden, und bei ihm sollten die Gesuchten auch abgeliefert werden. Dann kommen die Amazonen wahrscheinlich her, um sie abzuholen und nach Kurkum zu schaffen ... Ein scheußlicher Gedanke!« Sie schüttelte sich.
    »Wo liegt eigentlich dieses Kurkum? «
    »Na, du machst mir Spaß! Denkst du, das wüßte ich? Und wenn ich es wüßte, würde ich es bestimmt niemandem erzählen. Schließlich hänge ich am Leben.«
    Eben setzten unsere Tischgenossen Mädchen den dritten Becher gesüßten Wein vor. Ich sah Mädchen an und schüttelte den Kopf. Sie lächelte schief und setzte den Becher trotzdem an die Lippen.
    »Mädchen, laß ihn stehen! Trink nicht so viel!« sagte ich.
    Sie schüttelte den Kopf. »Das schmeckt mir sehr gut. Viel besser als Bier.« Sie trank einen weiteren Schluck.
    Ich beugte mich vor, riß ihr den Becher aus der Hand und stellte ihn auf den Tisch. »Laß es sein!«
    Im Nu hatte ich all meine neuen Freunde gegen mich: »Das Langohr gönnt der Dame den Wein nicht!« – »Wir sind wohl nicht fein genug, um deiner Herzliebsten einen Wein zu kaufen, du Waldeichhörnchen!« – »Komm, schöne Frau, nimm einen Schluck, hör nicht auf den Spielverderber!«
    Mädchen ließ sich nicht zweimal bitten. Währenddessen rückten die Hafenarbeiter dichter an sie heran. Eine mollige Schwarzhaarige mit einer speckigen Lederschürze ließ sich an meiner Seite nieder, legte mir den Kopf an die Schulter und die Rechte auf den Oberschenkel. »Laß den Jungs doch ihren Spaß!« raunte sie mir ins Ohr. »Komm lieber mit mir – dann können wir auch einen Spaß haben.«
    Die Lage spitzte sich zu. Ich beschloß, das Gespräch ein wenig zu beschleunigen. »Was passiert denn sonst noch so in eurer Stadt? Hat es nicht gestern einen Zwischenfall mit ein paar Bauern gegeben?« fragte ich vorsichtig – meine Freunde waren schließlich als Bauern verkleidet gewesen.
    »Ach, frag mir keine Löcher in den Bauch!« Die Frau wandte sich ab, um sich mit ihrem Banknachbarn auf der anderen Seite zu unterhalten. Mädchen hielt ihren Becher hoch und ließ den letzten Weintropfen in den offenen Mund fallen. Gerade wollte ich aufstehen, um zu gehen, da drehte der Mann links von mir sich zu mir herum. »Stimmt, da ist irgend etwas am Tor geschehen. Bauern waren auch dabei. Warum willst du das wissen?«
    »Ach nur so. Hatten sie einen Wagen und zwei Pferde bei sich?«
    »Keine Ahnung. Aber mein Freund hier, der weiß Bescheid.«
    Ich ging hinüber zu dem anderen – ein Kerl mit einem breiten runden Gesicht. Aus seinen Nasenlöchern wuchsen lange schwarze Haare. Seine Augen flackerten unstet, während er seltsam fragende Blicke zu seinen Gefährten hinüber warf. »Ja, ich weiß etwas über deine Bauern ...«, murmelte er unbestimmt.
    »Wieso meine Bauern?«
    »Schon gut, hab ich nur gesagt, weil du so nach ihnen fragst.« Er schaute sich wieder hastig im Lokal um. »Aber hier drin kann ich nicht mit dir darüber sprechen. Zu viele Ohren – du verstehst. Komm mit raus, dann sage ich dir alles!«
    Er stand auf und ging zur Tür, ich folgte ihm.
    Draußen trat er ein paar Schritte vom Eingang weg und winkte mich zu sich heran.
    »Also, was weißt du über die Bauern?«
    »Tja ... das war so ... Am Osttor, da kamen die Bauern, und richtig, einen Wagen hatten sie auch dabei ...«
    Ich hörte ein leises Geräusch hinter mir. Gleichzeitig schoß es mir durch den Kopf, daß Elgor und die anderen durch das Westtor in die Stadt gefahren waren, vielleicht durch das Nordtor, falls es ein solches gab, auf keinen Fall aber konnten sie von Osten gekommen sein. Du hast einen schweren Fehler gemacht, war

Weitere Kostenlose Bücher