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Die Gabe der Magie

Die Gabe der Magie

Titel: Die Gabe der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Duey
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langen, geraden Gang und folgte ihm. Als
ich weiterlief, bemerkte ich, dass das Gestein selbst rauer wurde, als ob diese
Tunnel ausgehöhlt worden wären und keinen magischen Ursprung hätten.
    Ich lief, so weit ich konnte, ehe meine
Furcht über meinen Mut siegte. Dann blieb ich stehen und kehrte um, tastete
nach den Wänden und lief sehr langsam. Endlich, noch immer in den schmalen
Gängen, entdeckte ich eine Kammer mit einem Eingang, der so niedrig war, dass
ich hindurchkriechen musste. Im spärlichen Lichtschein hatte er zunächst wie ein
Schatten im rauen Stein, nicht wie eine Öffnung gewirkt.
    Perfekt.
    Im Innern gab es keinen Feuerschein, aber
es drang so viel Licht von einer der Fackeln im Tunnel herein, dass ich ein
wenig sehen konnte, während ich mit angezogenen Knien dasaß und den Rücken
gegen den kalten Stein lehnte.
    Nach einer Weile schichtete ich die Äpfel,
den Käse und das Brot säuberlich aufeinander. Dann saß ich wieder reglos dort
und brachte es nicht fertig, aufzustehen und den Rückweg fortzusetzen. Ich sog
die mächtige, schwere Stille, die aus dem Gestein sickerte, in mich auf. Und
endlich lächelte ich, als ich hörte, wie mir meine Bauchgedanken die Wahrheit
offenbarten. Ich war glücklich. Diese verdammten Zauberer hatten keine
Ahnung , wo ich steckte.

49
     
    ZWEI TAGE SPÄTER STAND SADIMA ZÖGERND
DRAUSSEN VOR DER TÜR. DANN BETASTETE SIE DIE DUNKELGRAUE Kappe, die sie trug. Rinka hatte sie ihr gegeben und ihr gezeigt,
wie sie ihr Haar zu einem festen Seil zusammenbinden und um den Kopf schlingen
konnte. Franklin hatte sie nicht gebeten, es abzuschneiden, aber sie hatte das
Zwiespältige in seinen Augen gesehen. Irgendwie musste sie ihn dazu bringen,
gemeinsam mit ihr fortzugehen. Somiss würde die Welt nicht retten. Er
interessierte sich zu wenig für irgendjemanden außer sich selbst, um es auch
nur zu versuchen.
    Sadima griff nach der Türklinke und
drückte sie lautlos hinunter. Das Wohnzimmer war leer. Papiere stapelten sich
auf dem Tisch, und Franklins Tintenfässer und Federkiele lagen aufgereiht
daneben. Sie warf einen Blick über den Flur. Beide Schlafzimmertüren waren
geschlossen.
    Das verriet ihr nichts über Somiss, aber
es bedeutete, dass Franklin vermutlich dabei war, die Zukunft vorherzusagen,
oder mit einem geheimen Auftrag unterwegs war. Er hatte eines seiner Hemden
bereitgelegt, um es bei der schmutzigen Arbeit zu tragen, die ihm Somiss zu tun
gab. Wenn er nach Hause kam, zog er sich um, wie Sadima bemerkt hatte, und
dieses Hemd wusch er selbst.
    Sadima huschte in die Küche, um einen
Becher in das Eichenfass zu tauchen. Sie trank einen
Schluck, dann stellte sie das Gefäß auf die Anrichte, beugte sich über das
unbewegte Wasser und versuchte, ihr Spiegelbild zu erkennen. Das Licht war
ungünstig; die Sonne stand schon niedrig am Himmel und fiel in staubigen
Streifen durch das kleine Fenster. Sie wollte die Balkontüren öffnen, aber sie
traute sich nicht. Ließ diese Kappe sie wie einen Jungen aussehen?
    »Sie sieht sehr schön aus.«
    Sadima fuhr zusammen, und als sie sich
umdrehte, wäre sie beinahe in Somiss hineingelaufen. »Ich wollte die Haare
einfach nicht abschneiden. Franklin weiß nichts davon …«
    »Das habe ich mir gedacht«, unterbrach er
sie. Er wedelte mit zwei Blättern Papier in ihre Richtung. »Fertige mir hiervon
zwei Kopien an, und zwar so schnell, wie du schreiben kannst.« Seine Augen suchten
ihren Blick.
    Sadima nickte, und er
legte das Papier auf die Anrich te.
Dann packte er Sadima an den Schultern, zog sie näher und drehte sie herum,
sodass ihr Gesicht von ihm abgewandt war. Er beugte sich vor und flüsterte ihr
etwas ins Ohr, und sie konnte seinen Atem an
ihrem bloßen Nac ken spüren. »Du wirst diese Kappe immer aufbehalten,
wenn du ausgehst?«
    Sadima nickte und zitterte vor Angst und
vor Zorn. Sie versuchte, einen Schritt nach vorne zu machen, um seine Hände von
ihren Schultern zu schütteln, aber er hielt sie fest.
    »Du wirst es nie vergessen?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Gut.« Sie fühlte etwas. Seine
Fingerspitzen? Seine Lippen? Sie strichen über ihren Nacken. Dann ließ Somiss
sie los und machte sich auf den Weg zurück in sein Zimmer. »Sadima?«, sagte er
über seine Schulter hinweg.
    »Ja?«, würgte sie hervor.
    »Wenn du uns
verlässt, wird Franklin sehr traurig sein.«
    Sie lächelte, aber er redete noch weiter.
    »Dafür werde ich sorgen.«
    Sadima blinzelte und stand wie betäubt und
schweigend da, bis sie

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