Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gabe der Magie

Die Gabe der Magie

Titel: Die Gabe der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Duey
Vom Netzwerk:
Buchstaben mit den Augen und
sprach langsam seinen Namen aus, dann ihren eigenen. Der zweite Buchstabe und
der letzte in ihrem Namen waren gleich. Noch einmal sprach sie ihren Namen aus
und schaute auf die Buchstaben. Gab es einen Buchstaben für jeden Laut?
    Sie hatten gerade angefangen zu essen, als
die Tür aufgestoßen wurde. Somiss’ Gesicht war von Gefühlen verzerrt, aber er
sagte kein Wort.
    Sadima stand auf und wollte in die Küche
gehen. Aber sofort erhob sich auch Franklin, und sie prallten mit den Schultern
gegeneinander. Als Somiss wie ein Bulle auf einer zu vollen Koppel durch den
kleinen Raum schoss, setzte sie sich rasch wieder hin. Schließlich begann er zu
sprechen.
    »Mein Vater ahnt irgendetwas. Also musste
meine Mutter behaupten, ich sei verschwunden, vielleicht nach Yamark oder
Thereistine, da sei sie sich nicht sicher. Ich kann nur hoffen, dass er ihr
geglaubt hat.« Somiss bedeckte den Mund und das Kinn mit einer Hand. Seine
Augen huschten von der Decke zu Franklins Gesicht und wieder zurück. »Sie sagt,
sie kann das Risiko, mir zu helfen, nicht mehr tragen, nicht nach dem heutigen
Tag. Er wird ein Dutzend Leute abstellen, sie zu beobachten.« Er atmete aus und
ließ die Schultern sinken. »Wir sind gerade erst am Anfang«, sagte er, und
seine Worte klangen gedämpft. Dann hob er den Blick. »Sie hatte nur einige
Münzen in ihrem Zimmer. Ich habe die Miete damit bezahlt. Es ist nicht ein
einziges Kupferstück übrig, um Essen oder sonst irgendetwas zu kaufen.«
    »Ich kann arbeiten«, sagte Franklin.
    »Wo?«, fragte Somiss, als ob ihn dieser
Hoffnungsschimmer beleidigt hätte. »Und wer wird die Abschriften anfertigen?
Wenn ich das alles erledigen soll, dann werde ich für nichts mehr sonst Zeit
haben.«
    Sadima sah Franklin an. Ihre Blicke
suchten einander, und die Frage in seinen Augen war mehr als deutlich. Sie
nickte. »Ich will dir was zeigen«, sagte er zu Somiss.
    Somiss sah ungläubig zu, wie Franklin eine
Reihe Buchstaben niederschrieb und Sadima den in Tinte getauchten Federkiel
entgegenstreckte. Sie kopierte die Buchstaben, dann schaute sie Somiss an und
hoffte, er wäre ebenso erfreut über ihre Anstrengungen wie Franklin. Aber er
wirkte keineswegs beglückt, sondern verblüfft.
    »Sie kann lesen?«, fragte er, als ob
Sadima überhaupt nicht mit am Tisch säße. »Das ist gegen den alten Erlass,
Franklin, es sei denn, sie ist königlicher Abstammung, und du hast es bislang
nicht für nötig gehalten, mir davon zu erzählen.«
    Franklin schüttelte den Kopf. »Sie kann
nicht lesen. Aber sieh nur, wie gut sie abschreiben kann. Somiss, das ist ihr erster Versuch heute, an diesem Morgen.
Ich woll te sehen, ob sie es kann, um dir die Last des Abschreibens
abzunehmen … und mir selbst auch.«
    Somiss starrte ihn an. »Und sie hat keine
Ahnung, was sie geschrieben hat?«
    Franklin schüttelte den Kopf. »Ich könnte
es ihr beibringen und …«
    »Nein«, unterbrach ihn Somiss. »Das wirst
du nicht. Warum sollten wir das Gesetz des Königs brechen, wenn sie genauso gut
schreiben kann, ohne etwas zu verstehen?« Er drehte sich zu Sadima um. »Ich verbringe
die Hälfte meiner Zeit damit, Abschriften anzufertigen, um vergleichen zu
können, damit zu arbeiten und sie aufzuheben, sodass die Ergebnisse nicht
verloren gehen. Das Gleiche macht Franklin.« Sein Gesicht verdunkelte sich.
»Das kostet jeden Monat einige Münzen, Franklin, wie auch das Papier und die
Gebühr für die Aufbewahrung beim Geldwechsler.«
    Sadima starrte die beiden an. Somiss klang
wie ein besorgtes Kind. Franklin streckte die Hand aus und legte sie ihm auf
die Schulter. Er murmelte beruhigende Worte, die beinahe väterlich klangen, und
er versicherte Somiss, wie intelligent er sei, wie fähig.
    Irgendetwas regte sich in ihrem Herzen.
    »Mit etwas Übung werde ich in der Lage
sein, die meisten Kopierarbeiten zu
übernehmen, denke ich«, sag te sie sanft.
    Beide drehten sich zu ihr um und sahen sie
an. Somiss suchte ihren Blick.
    »Aber du musst so tun, als ob du unser
Hausmädchen wärst und sonst nichts. Immer. Es ist gegen das Gesetz des Königs,
dass eine Gewöhnliche lesen oder schreiben lernt.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich den Magist rat davon überzeugen
könnte, dass jemand, der so gut schreibt, nicht versteht, was er da kopiert
hat.«
    Sadima nickte. »Ich gebe euch mein Wort«,
sagte sie. »Ich werde niemals etwas verraten.«
    »Und du wirst
trotzdem noch weiter kochen und put zen müssen«, fügte

Weitere Kostenlose Bücher