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Die Gabe der Magie

Die Gabe der Magie

Titel: Die Gabe der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Duey
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er hinzu. Wieder nickte sie.
    »Ich werde ihr bei den anderen Arbeiten
helfen«, sagte Franklin, und die Wärme in seinen Augen ließ Sadima erröten. Sie
kehrte in die Küche zurück, um das Abendessen zuzubereiten. Während sie die Kartoffeln
briet, saß Somiss am Kopf des Tisches und unterhielt sich gedämpft mit Franklin. Als sie ihm sein Essen brachte, sah er zu ihr auf,
packte sie dann am Handgelenk und schaute ihr in die Augen.
    »Du wirst bei uns bleiben. Aber was auch
immer du lernst, was auch immer wir entdecken, du musst das Geheimnis bewahren.
Nicht nur, was das Schreiben betrifft, sondern alles . Kein Wort jemals,
zu niemandem. Bei deinem Grab. Du musst es schwören.«
    Sadima sah Franklin an. Er lächelte
glücklich, dann senkte er rasch den Blick. In diesem Moment begriff Sadima
etwas Wundervolles. Er hatte Angst davor gehabt, dass Somiss sie wegschicken
könnte. Er wollte unbedingt, dass sie blieb.
    »Ich schwöre es«, sagte Sadima und drehte
sich wieder zu Somiss um.
    »Kein Wort zu niemandem.«
    Er streckte die Hand aus, um ihre Wange zu
berühren. »Bei deinem Leben«, sagte er.
    »Bei meinem Leben«, wiederholte Sadima,
ohne zu zögern, und sie sah, wie Franklin wieder lächelte.
    Somiss erhob sich und ging durch den Flur
in sein Zimmer. Kaum dass er verschwunden war, umarmte Franklin sie, hob sie
hoch und wirbelte sie herum. »Wir werden die Welt verändern«, flüsterte er ihr
ins Ohr, als er sie wieder absetzte. Sein Gesicht leuchtete vor Hoffnung und
Glauben. »Die Armen werden essen«, sagte er. »Die Kranken werden geheilt. Keine
Frau wird mehr sterben müssen wie deine Mutter.« Sein Gesicht leuchtete von
innen heraus. »Keine Quacksalber mehr, Sadima. Diese Magie wird Wirklichkeit .«
    Dann beugte Sadima den Kopf zurück, und er
küsste sie.
     

26
     
    KOMMT NÄHER«, SAGTE FRANKLIN, UND WIR ALLE
TRATEN EINEN SCHRITT AUF IHN ZU. ICH KONNTE ESSEN riechen
– gebratenes Fleisch, Obst, Pasteten. Der
ganze Raum roch nach Celi as Küche am Morgen des Winterfestes. Mir war
wieder schwindelig; meine zerschundenen Füße fühlten sich leicht und doch auch
merkwürdig auf dem Stein an. Ich musste immer wieder bittere Spucke runterschlucken,
die sich in meinem Mund sammelte. Es hatte Rangeleien gegeben, um die
Reihenfolge auszuhandeln, in der wir uns aufstellten, und wir alle schwankten
und hatten Schwierigkeiten, das Gleichgewicht zu halten, so schwach waren wir –
alle, außer Gerrard.
    Ich stand breitbeinig beinahe am Ende der
langen, ungleichmäßigen Schlange und versuchte, mich wieder zu sammeln und
einen klaren Kopf zu bekommen. Ich musste lernen, wie man Nahrungsmittel
erschuf – ich musste einfach. Ich glaubte Gerrards Worten und meinen
eigenen Augen: Somiss hatte genau das gemeint, was er gesagt hatte, und
Franklin konnte oder wollte uns nicht helfen. Mir stiegen die Tränen in die
Augen, und ich wandte mich ab, um mein Gesicht vor den anderen zu verbergen.
    Als ich mich zurückdrehte, bemerkte ich,
dass Levin rechts hinter seinem Zimmergefährten stand. Der große, blonde Junge hielt sich sehr aufrecht und steif, und über seine
Wangen liefen die Tränen.
    Ich sah, wie sich Levin zu ihm beugte.
»Alles in Ordnung, Luke?« Der Junge nickte. Levins Augen wanderten über mein
Gesicht, dann wandte er den Blick ab. Ich biss mir auf die Lippen und guckte
wieder nach vorne, gerade als Franklin seine Hand hob und eine vage Geste in
Richtung der Fackeln machte, die hoch an den Wänden eingelassen waren. Sie
flackerten, und es war plötzlich taghell.
    Ich blinzelte und hob die Hand, um sie
über die Augen zu legen. Nichts wirkte real. Franklin sah uralt aus. Der
Edelstein funkelte, als das tanzende Licht über die Facetten huschte, und die
Decke war viel höher, als ich gedacht hatte. Und dann trieben meine Gedanken in
alle Richtungen wie trockene Blätter im Wind. Nachdem ich so lange im
Dämmerlicht gewesen war, schien mir das Licht unerträglich.
    Ich rieb mir die Augen, verengte sie zu
Schlitzen und hielt nach den anderen Jungen rings um mich herum Ausschau.
    Sie standen in kleinen Grüppchen beisammen
und bildeten einen unregelmäßigen Halbkreis um den Edelstein. Sie alle sahen krank und verängstigt aus, schwankten
auf den Beinen und leckten sich über die Lippen. Unwillkürlich berührte ich
mein eigenes verfilztes Haar. Wir waren verdreckt, unsere Augen rot gerändert.
Will und seine drei Zimmerkameraden starrten mit dummem Gesichtsausdruck auf
den riesigen Edelstein, aber ihre Augen

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