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Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition)

Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition)

Titel: Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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vorn gedeutet. Aber erst, als wir noch einige hundert Meter näher dran waren, sah ich die Häuser aus dem Schnee auftauchen. Es waren notdürftig wirkende Holzbaracken und vermutlich hatten sie weder fließend Wasser noch WC. Ich entschied mich dafür, mir das jetzt nicht schon in allen schrecklichen Einzelheiten auszumalen. Immerhin sah ich einen Kamin rauchen und das bedeutete, daß es in diesen Baracken sicherlich um einiges wärmer sein würde, als in diesem ungeheizten Lastwagen der Roten Armee, der jetzt stotternd zum Stillstand kam.
    "Das klang so, als hätten Sie den Treibstoff bis zum letzten Tropfen verbraucht...", meinte Tom.
    Um Sergejs Lippen spielte ein müdes Lächeln. "Tut mir leid, Tom, aber ich kann über so etwas schon lange nicht mehr lachen."
    Wir stiegen aus.
    Dämmerung hatte sich grau über das unermeßlich weite Land gelegt. Und der Wind, der von Norden her wehte war mörderisch kalt. Ich kam mir vor wie ein einziger Eiszapfen. Sergej deutete auf die Baracke ganz links und meinte:
    "Dort werden Sie wohnen... Erwarten Sie allerdings keinerlei Luxus!"
    "Wir werden schon zurechtkommen!" erwiderte ich. In einer der Holzhäuser öffnete sich jetzt knarrend eine Tür und zwei Männer kamen hinaus ins Freie. Sie wirkten ziemlich aufgeregt und redeten aufgeregt auf Sergej ein. Sie sprachen Russisch, und daher verstand ich natürlich kein Wort.
    Tom und ich wurden nur kurz gemustert.
    Es mußte etwas geschehen sein, was wichtiger war, als der Besuch zweier Journalisten aus London.
    "Dawai! Dawai!" war einer der Männer zu hören, während er wild mit den Armen herumwedelte. Seine Augen waren geweitet. Der Schrecken stand ihm ins Gesicht geschrieben.
    Ich sah Tom an.
    "Was ist geschehen?"
    "Ich werde nicht so richtig schlau aus dem, was gesagt wird..."
    Sergej atmete tief durch, während die beiden anderen bereits wieder auf dem Weg ins Haus waren.
    Sein Gesicht machte einen sehr ernsten, ja fast verstörten Eindruck. "Sie können ja schon mal Ihre Sachen in die Baracke bringen", murmelte er.
    "Was ist los?" fragte ich.
    Sergej druckste etwas herum. Aus irgendeinem Grund wollte er nicht gleich raus mit der Sprache. Dann sagte er schließlich: "Es hat einen unserer Leute erwischt... Ich verstehe das nicht..."
    Er schüttelte den Kopf, wischte sich kurz über die Augen.
    "Was?" hakte ich nach.
    Sergej musterte mich einen Moment.
    Dann preßte er heraus: "Es kommt schon mal vor, daß einer unserer Leute den Wilderern in die Quere gerät. Die machen dann mitunter kurzen Prozeß... Aber daß jemand von uns durch die Pranke eines Tigers erschlagen wurde..." Sergej schüttelte noch immer fassungslos den Kopf. "Das ist noch nie geschehen!"
    *
    Wir folgten Sergej, der mit den anderen Wildhütern in die Baracke ging. Etwas widerstrebend ließ er es geschehen. Im Moment schien er nicht die Kraft für einen wirksamen Widerspruch zu haben.
    Und sowohl Tom als auch ich wollten unbedingt mit eigenen Augen sehen, was los war.
    In der Baracke herrschte das weiche, matte Licht einiger Petroleumlampen. Mit der Stromzufuhr bis hier her schien es nicht soweit her zu sein, obwohl es fertig installierte Glühbirnen gab, auf die sich die Wildhüter aber offenbar nicht verlassen wollten.
    Der Raum war karg eingerichtet. Ein Tisch, mehrere Stühle. In einer Ecke befand sich eine Pritsche.
    Und dort lag der Tote, umringt von den anderen Wildhütern. Tom stellte sich dazu. Da er etwas größer war als ich, konnte er den Männern über die Schultern sehen. Er wandte den Kopf schnell wieder ab.
    "Es sieht furchtbar aus, Patti", sagte er.
    "Wirklich eine Tigerpranke?" fragte ich. Tom nickte. "Gut möglich."
    "Dann starb dieser Mann auf dieselbe Weise wie Sir Malcolm!"
    "Eine Parallele, die zufällig sein kann."
    "Glaubst du?"
    Wir sahen uns an. Unsere Blicke verschmolzen für einige Momente miteinander. Er strich mir zärtlich eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht. Sein Lächeln war matt und wirkte angestrengt.
    Das Gemurmel, das nun unter den Männern entstand, die um den Toten herumstanden, ließ uns aufhorchen. Ich verstand so gut wie nichts davon, aber die Aufregung, die unter diesen Männern herrschte, war unverkennbar.
    Und ein Wort bekam ich trotz alledem mit.
    Ein Wort, für das es keine Übersetzung gab, nur umständliche Umschreibungen.
    Ein Wort, das mit furchtsamer, leicht vibrierender Stimme ausgesprochen wurde.
    "Uksaki!"
    *
    "Es tut mir leid, daß Ihr Eintreffen hier unter einem derart ungünstigen Stern zu

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