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Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition)

Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition)

Titel: Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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versuchen diese Geschöpfe mit unseren bescheidenen Mitteln zu schützen..." Sergej lachte heiser.
    "Wie viele Wildhüter gibt es in diesem Gebiet?"
    "Ein paar Dutzend. Jedenfalls sind wir den Wildererbanden hoffnungslos unterlegen. Die sind in jeder Beziehung besser ausgerüstet, besser bewaffnet, haben mehr Benzin im Tank... Was glauben Sie, wie sparsam wir mit letzterem sein müssen!
    Und unsere Fahrzeuge fallen schon auseinander, wenn man sie scharf ansieht. Ausrangiertes Armee-Gerät. Seit neuestem haben wir von der Regierung sogar ein Kettenfahrzeug bekommen. Aber wir setzen es nur selten ein..."
    "Warum?"
    "Treibstoffmangel. Wir müssen genau damit haushalten, und wenn wir nicht durch Spenden aus dem Ausland unterstützt würden, sähe es ganz finster aus..."
    Er sah Tom an und meinte dann: "Können Sie sich wohl kaum vorstellen, Towarisch Hamilton?"
    "Nennen Sie mich Tom."
    "Wie Sie wollen!"
    Jetzt mischte ich mich ein. "Sie sagen immer noch Towarisch?"
    "Ja, und?"
    "Das bedeutet doch Genosse!"
    "Richtig." Er zuckte die Schulter. "Der Kommunismus ist zwar vorbei, aber es gibt alte Gewohnheiten..."
    "Verstehe."
    "Außerdem ist Moskau ziemlich weit entfernt - wenn Sie verstehen, was ich meine."
    "Ich glaube schon."
    "Ich wußte gar nicht, daß Sie auch Russisch gelernt haben!" lachte er.
    Ich sah ihn an und erwiderte: "Glasnost, Perestroika, Wodka, njet - ich denke, daß ist schon annähernd mein gesamter russischer Wortschatz, Towarisch!"
    Sergej zwinkerte mir zu. "Beachtlich!" meinte er lachend.
    "Um noch mal auf die Tiger zurückzukommen", meinte ich dann nach einer kurzen Pause. "Wenn es nur noch vierhundert Exemplare des Amur-Tigers gibt, dann..."
    "...ist diese Art im Grunde schon ausgestorben. Das wollten Sie doch sagen, oder?"
    "Ja."
    "Sie haben vollkommen recht, Patricia. Und das gilt leider nicht nur für diese Tierart. Die Tier und Pflanzenwelt Sibiriens ist in Gefahr, auch wenn es auf den ersten Blick so scheint, als wäre dies ein unermeßlich großes und weitgehend unberührtes Land... Wissen Sie, früher gab es hier viele Pelzfarmen, auf denen Hermeline und andere Pelztiere gezüchtet wurden. Aber viele dieser Farmen mußten schließen, weil im Westen die Nachfrage nach Pelzen dramatisch eingebrochen ist. Und nicht wenige der arbeitslosen Pelzfarmer sind jetzt in den Reihen der Wildererbanden aktiv, die das Gebiet durchstreifen und auf alles schießen, was Geld bringt. Am lukrativsten ist natürlich der Tiger, aber es gibt noch andere Arten, die sich gewinnbringend auf dem Schwarzmarkt verkaufen lassen. Vom lebenden Tier bis hin zum Präparat aus zermahlenen Knochen - es gibt nichts, womit nicht gehandelt würde. Ein Handel, dessen Gewinnspannen fast so groß wie die im Drogenhandel sind ..."
    "Was sind das für Leute, die diesen Handel steuern?" fragte Tom.
    "Eine Art Mafia. Ein Tigerfell zum Beispiel dürfte ja gar nicht ausgeführt werden - und doch geschieht es. Da verdienen viele mit..."
    "Auch Leute in höchsten Positionen?"
    "Was soll ich dazu sagen, Tom? Ich will hier noch 'ne Weile meinen Job machen können..."
    "Ich verstehe", murmelte Tom.
    Ich blickte derweil aus dem vereisten Fenster des Militärlasters. Es zog durch die vielen kleinen Ritzen. Und die Heizung schien defekt zu sein. Oder es war dermaßen kalt, daß sie praktisch wirkungslos blieb. Ich fragte mich, wie Sergej in der weißen Einöde seinen Weg finden konnte, denn von einer Straße oder etwas ähnlichem war weit und breit nichts zu sehen.
    Es war schon so etwas wie blanke Ironie, überlegte ich. All diejenigen, die glaubten, etwas für den Tierschutz zu tun, indem sie keine Pelzmäntel mehr trugen oder sogar gegen die Verwendung von Pelzen protestierten, trugen indirekt dazu bei, daß hier in Sibirien immer mehr Pelzzüchter zu Wilderern wurden und die letzten Amur-Tiger dadurch in eine immer verzweifeltere Lage gerieten.
    "Wir haben schon Wilderer erwischt, die mit Kalaschnikow-Sturmgewehren auf Jagd gingen!" berichtete uns Sergej später irgendwann, als wir schon mindestens zwei Stunden durch diese Landschaft aus Schnee und Eis fuhren.
    "Das hat mit dem, was ich unter Jagd verstehe nichts mehr zu tun", meinte er und die Erbitterung war seinen Worten dabei anzumerken. "Das ist nichts weiter als pure Schlächterei! Und in ein paar Jahren gibt es den Amur-Tiger nur noch ausgestopft in den Trophäensammlungen arabischer Ölscheichs und taiwanesischer Banker!"
    *
    "Dort hinten ist es!" hatte Sergej gesagt und dabei nach

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