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Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition)

Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition)

Titel: Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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    Ich wußte, was dieses eigentümliche Gefühl bedeutete.
    "Ist es hier?" fragte Tom leise. "Hier, ganz in der Nähe?" Er faßte mich bei den Schultern.
    Ich schluckte.
    Dann sah ich auf.
    "Ja", murmelte ich kaum hörbar. Meine Stimme war nicht mehr als ein Hauch. Aus einiger Entfernung drang ein barscher Ruf. Ein Karussellbesitzer wies einige seiner Helfer zurecht, die seiner Meinung nach wohl nicht sorgfältig gearbeitet hatten.
    Ich wandte den Kopf, blickte über die dunklen Konturen eines Kinderkarussells, dessen Beleuchtung längst schon abgeschaltet war. Die Kids konnten dort tagsüber auf geflügelten Pferden, Einhörnern und Sauriern reiten, deren große Bambi-Augen herzerweichend waren.
    Jetzt, im fahlen Licht des Mondes, wirkten diese Fabelwesen ganz anders...
    Wie schattenhafte Umrisse von unheimlichen Monstren. Geisterhaft, gespenstisch...
    Aber das Schlimmste schien mir das zu sein, was man nicht sehen konnte und was irgendwo in den dunklen Ecken und Winkeln lauern mußte. Es war dort... Ich war überzeugt davon. Ich machte einen Schritt auf das Karussell zu, stieg die Holzstufen empor und ließ den Blick schweifen. Tom folgte mir und trat neben mich.
    "Patti..."
    Ein knarrendes Geräusch ließ mich herumfahren. Der Puls schlug mir bis zum Hals, mein Herz raste wie wahnsinnig. Ich zitterte am ganzen Körper und blickte in die großen Augen eines gesattelten Dreihornsauriers von der Größe eines Kalbs.
    Ich wich zurück, spürte Toms Arme um meine Schultern. Hatte sich da nicht etwas bewegt? Ich starrte der Saurierfigur entgegen. Für den Bruchteil eines Augenblicks glaubte ich, im Mondlicht ein Flimmern sehen zu können, wie ich es bereits am Nachmittag wahrgenommen hatte. Ich strecke die Hand aus und deutete neben den Saurier.
    "Da...", flüsterte ich.
    "Ich sehe dort nichts!"
    Tom ließ mich stehen und machte ein paar Schritte vorwärts
    - direkt auf den Saurier zu.
    "Tom, nicht..."
    "Patti, da ist nichts zu sehen", erklärte er.
    *
    "Hey, was machen Sie da!"
    Wir drehten uns herum. Ein Mann mit breiten Schultern und einer in den Nacken geschobenen Baseballmütze näherte sich uns mit gerunzelter Stirn und mißtrauischem Blick. Er stemmte die kräftigen Arme in die Seiten.
    Tom ließ noch einen kurzen Blick schweifen, dann trat er neben mich.
    "Was machen Sie?" knurrte der Mann mit der Baseballmütze.
    "Das ist nämlich mein Karussell, und ich habe es nicht gerne, wenn da jemand herumfingert..."
    "Es war nicht unsere Absicht...", beeilte ich mich, aber unser Gegenüber fuhr mir grob über den Mund.
    "Ich wette Sie sind hier, um sich ein Souvenir mitzunehmen. Da wären Sie nicht die ersten..."
    "Sie irren sich!"
    "...aber ich muß Sie enttäuschen! Ich habe an diesen Fabeltieren alle beweglichen Teile so befestigt, daß Sie schon mit sehr gutem Werkzeug unterwegs sein müßten, um Erfolg zu haben." Er lachte heiser. "Und danach sieht es mir bei Ihnen beiden nicht aus..."
    "Wir sind von der Presse", sagte Tom gelassen.
    "Ja, und ich bin der Weihnachtsmann!" Ich holte meinen Presseausweis hervor, ging ein paar Schritte auf den Mann mit der Baseballmütze zu und hielt ihm das Dokument entgegen. Ob er bei diesen Lichtverhältnissen etwas darauf sehen konnte, wußte ich nicht. "Mein Name ist Patricia Vanhelsing, und dies ist mein Kollege Tom Hamilton."
    "Was Sie nicht sagen!"
    "Wir arbeiten für die LONDON EXPRESS NEWS!" Unser Gegenüber verzog das Gesicht zu einer
    geringschätzigen Grimasse.
    "Tut mir leid für Sie, aber ich lese grundsätzlich nur die Sun."
    Ich ließ mich von seiner herablassenden Art nicht beeindrucken und erklärte: "Wir recherchieren über die mysteriösen Todesfälle, die es zuletzt auf diesem Jahrmarkt gegeben hat."
    Das Gesicht des Karussellbesitzers veränderte sich. Seine Augen wurden schmal. Das Mondlicht beleuchtete seine Züge. Ein Muskel zuckte unterhalb des linken Auges. Er atmete tief durch, nahm sich die Mütze vom Kopf und strich sich mit einer Geste der Verlegenheit die schütter gewordenen Haare zurück.
    "Da wittern Sie eine Sensation, was?" murmelte er mit ätzendem Unterton. Aber im Klang seiner Stimme war nicht nur Abwehr zu hören, sondern auch noch die deutlich wahrnehmbare Nuance von etwas anderem.
    Angst.
    Irgend etwas von dem, was ich gesagt hatte, schien diesen Mann zu beunruhigen.
    In diesem Augenblick ließ ein schabendes Geräusch uns herumfahren.
    "Was war das?" fragte ich.
    "Vermutlich eine Ratte!" meinte der Karussellbesitzer. Ich sah ihn an

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