Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition)
alptraumhafte Situation hingeraten? Oder jemand, der mir in irgendeiner Form nahestand?
Ich fröstelte bei dem Gedanken.
Diese Szene hatte irgend etwas mit meinem Schicksal zu tun. Ich zermarterte mir das Gehirn darüber, worin dieser Zusammenhang bestehen mochte.
Und selbst, wenn man in Betracht zog, daß die Sprache der Träume oft nur symbolhaft war, so war das in diesem Fall kaum eine Beruhigung.
Du wirst bald mehr wissen! sagte eine Stimme in mir. Und ich fürchtete, daß sie recht behalten würde. Du kannst im Augenblick nichts tun, außer abzuwarten und die Augen offenzuhalten, Patti!
Ich seufzte.
Später, wenn ich nach Hause kam, nahm ich mir vor, mit Tante Lizzy über die Angelegenheit zu sprechen. Ich quälte mich weiter durch das Computerhandbuch, dessen unübersichtliches System von Querverweisen dazu gemacht zu sein schien, möglichst viele Menschen vor dem Gebrauch dieses Systems abzuschrecken.
Immerhin schaffte ich es aber noch bis zum frühen Nachmittag, meinen ersten, aus mehreren Agenturmeldungen zusammengeschusterten Artikel mit diesem Programm zu schreiben.
Irgendwann tauchte mein Kollege Jim Field, wie ich sechsundzwanzig Jahre alt und bei der LONDON EXPRESS
NEWS angestellt, vor meinem Schreibtisch auf. Er war flachsblond und das etwas zerbeulte Jackett, das er trug, hatte ein völlig ruiniertes Revers. Jim war Fotograf und trug ständig irgendwelche Kamerataschen um den Hals. Ich hatte oft mit ihm zusammengearbeitet und daher verband uns so etwas wie Freundschaft.
"Hallo, Patti", sagte er.
"Hallo, Jim", erwiderte ich. "Erlaubt dir der Chef neuerdings, erst in der Redaktion aufzutauchen, wenn die ersten schon wieder gehen?"
Jim lachte.
Er setzte sich mit einer Pobacke auf die Tischplatte meines Schreibtischs und strich sich das etwas zu lange, ungebändigte Haar aus dem Gesicht.
"Nein, ich war unterwegs. Im Gegensatz zu dir bin ich nämlich schon im Morgengrauen losgezogen, um den Sonnenaufgang in London einzufangen..."
"Hört sich ja ganz nach brandaktueller Berichterstattung an", erwiderte ich spöttisch.
"Ist für einen Kalender!"
"Das würde ich an deiner Stelle nicht so laut sagen!" sagte ich tadelnd.
Jim zuckte unbekümmert mit den Schultern. "Weshalb nicht. Es sind keine Fotos, für die man sich schämen müßte... Man könnte sogar behaupten, daß sie einen gewissen künstlerischen Wert haben."
"Das behaupten die vom PLAYBOY-Kalender auch immer!" neckte ich ihn. Ab und zu fischte Jim in fremden Gewässern. Bilder für Modekataloge oder Kalender. Unser Chefredakteur Michael T. Swann sagte nichts dazu, solange Jim seine Pflichten für die LONDON EXPRESS NEWS über diesen Nebentätigkeiten nicht vernachlässigte.
"Ach, Patti! Neidest du mir etwa den Erfolg? Dieser Kalender wird mich berühmt machen..."
"Hoffentlich berühmt genug, um Swanns Wutanfall und den Rauswurf bei der NEWS überleben zu können, wenn unser Chef erfährt, daß du so etwas während deiner Arbeitszeit machst." Jim lächelte spöttisch. In seinen Augen blitzte es angriffslustig. Und ich wurde das leise Gefühl nicht los, daß er mich irgendwie aufs Glatteis geführt hatte.
"Swann weiß bescheid", erklärte er.
Ich sah ihn erstaunt an. "Und er hat nichts dagegen?"
"Er hat mir den Auftrag gegeben."
"Was?"
Jim genoß sichtlich meine Fassungslosigkeit. Dann nickte er. "Ja, die LONDON EXPRESS NEWS wird nächstes Jahr einen Kalender mit Fotomotiven aus London und Umgebung herausbringen. Für treue Leser und Abonnenten... Und natürlich auch, weil man die Rückseiten der Fotobögen als Werbefläche nutzen kann. Tja, und da ich in diesem Hause der mit Abstand beste Fotograph bin, hat man mich eben bekniet, diese außerordentlich anspruchsvolle Aufgabe auszuführen... Die Sache hat nur den Haken, daß es ziemlich schnell gehen muß. Ehe sich die Geschäftsleitung zu einem Okay für diesen Kalender durchringen konnte, ist jede Menge Zeit verplempert worden. Und jetzt soll das Ding am besten schon gestern fertig gewesen sein!"
"Typisch!" mußte ich zugeben.
"Ach, ehe ich es vergesse, du sollst übrigens zu Mr. Swann ins Büro kommen..."
Während Jim sich nach der Kaffeemaschine umsah, wandte ich ihm einen ziemlich ärgerlichen Blick zu.
"Ach, und das sagst du mir so nebenbei!"
"Hätte ich es dir nicht sagen sollen?"
"Du weißt genau, wie ungeduldig Swann ist! Der wird vor Wut an die Decke gehen, weil ich noch immer nicht bei ihm aufgetaucht bin..."
"Er wird sich zusammennehmen, Patti. Schließlich
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