Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition)
ließ oder weil sich bereits die Dämmerung wie grauer Spinnweben über das Land zu legen begann. Es war Einerlei. Ein besonders einladender Ort schien dies jedenfalls auf keinen Fall zu sein. Ich wandte mich dann an Urquart und fragte: "Es soll hier in der Gegend einen Mann namens Meany geben..."
"Schon möglich", knurrte Urquart. "Ist für die Gegend kein ungewöhnlicher Name."
In seinen Augen flackerte es unruhig. Er weicht mir aus!
ging es mir durch den Kopf. Aber ich war nicht gewillt, locker zu lassen.
"Ich spreche von Mr. Brian F. Meany", wurde ich dann deutlich.
Der Blick, mit dem er mich dann bedachte, blieb für mich rätselhaft.
Seine Augenbrauen zogen sich etwas zusammen.
"Wollen Sie auch einen Exorzismus durchführen lassen?" Er lachte heiser und auf eine Art und Weise, die mir nicht gefiel. Bitterkeit und Furcht klangen in seinen Worten mit. Und noch etwas anderes. Ich war mir zunächst nicht darüber im Klaren, was es war.
Dann erkannte ich es.
Grauen! dachte ich.
Das leichte Zittern in der Stimme verriet Urquart. Er wich meinem Blick aus und tat so, als würde er noch einmal überall nach dem Rechten sehen. Er rückte ein kleines, gesticktes Deckchen auf einer Kommode zurecht.
"Kommen öfter Leute deswegen hier her nach Darrenby?" fragte ich und trat etwas näher an ihn heran.
"Ab und zu. Und dem letzten ist es weiß Gott nicht gut bekommen..."
"Wie meinen Sie das?"
"Lesen Sie keine Zeitung, Madam?"
"Nun..."
"Es war ein Mann namens Edgar Blackwell. Er hat hier in diesem Haus gewohnt. Wo auch sonst? Es gibt ja kein anderes Gasthaus im weiten Umkreis... Er muß bei einem dieser seltsamen Rituale, die der Reverend zur Austreibung von Dämonen und bösen Geistern durchführt gestorben sein. Die Polizei war hier..."
"Und?"
Er schluckte und biß sich auf die Lippe. "Ich habe schon viel zuviel geredet" erklärte er dann. "Mit Reverend Meany haben wir nichts zu tun! Gar nichts! Soll er sich zu den Teufeln scheren, die er austreibt..." Urquarts Stimme hatte einen düsteren Klang bekommen. Seine wäßrig-blauen Augen musterten mich jetzt mit einem Ausdruck, der beinahe mitleidig war. Dann zuckte er die Schultern. "Ich schätze, ich kann Sie nicht davon abhalten, ihn in seinem verfluchten Landhaus aufzusuchen..."
"Sie scheinen nicht viel von ihm zu halten!"
"Er ist nicht einmal ein echter Reverend und spielt sich auf wie Gott weiß wer! Immerhin bringt er ein paar Leute nach Darrenby, die hier übernachten. Das ist das einzig Gute an ihm..." Er atmete tief durch. "Wenn ich noch etwas für Sie tun soll, lassen Sie es mich wissen. Unsere Küche ist einfach, aber es ist noch keiner an unseren heimischen Spezialitäten gestorben."
Ohne eine Antwort abzuwarten wandte er sich in Richtung Tür zum Gehen.
Links und rechts des Türrahmens befanden sich auch hier kleine Rundhölzer mit geisterhaften Gesichtern, die uns böse anblickten. Sie fielen einem erst auf, wenn man den Raum betreten und sich umgedreht hatte - genau wie unten im Schankraum.
Als ob sich diese fratzenhaften Gesichter in einem Hinterhalt verschanzt hätten! ging es mir durch den Kopf.
"Warten Sie noch!" rief ich Urquart hinterher. Der Wirt drehte sich nur halb herum. Er zog die Augenbrauen hoch und warf mir einen müden Blick zu.
"Was ist noch?" fragte er.
Ich trat auf ihn zu und deutete dann auf die
grimassenhaften Gesichter zu beiden Seiten der Tür. "Diese Schnitzereien sind mir schon unten im Schankraum aufgefallen. Haben sie irgendeine Bedeutung?" Urquart verzog das Gesicht.
"Sie schützen vor bösen Geistern... Eine Tradition, die hier gepflegt wird..."
"Haben Sie eine Ahnung, weshalb so etwas der Straße herumliegt?" fragte ich.
"Auf der Straße?" echote Urquart.
"Wir sind drübergefahren..."
"Ach, wirklich?"
Er war plötzlich sehr aufmerksam. Unruhe schien ihn erfaßt zu haben. Ich konnte die Ursache dafür allerdings nicht erkennen. Aber, das was ich gesagt hatte, schien irgend etwas in ihm ausgelöst zu haben.
"Wir haben die Hölzer mitgenommen", sagte ich.
"Was haben Sie getan?" Er sah mich ungläubig an, so als hätte ich ein schlimmes Sakrileg begangen. "Wo war das?"
"Kurz vor dem Ortsschild."
Sein Lächeln wirkte gezwungen.
"Sie entschuldigen mich jetzt bitte..."
"Sagen Sie bloß, die lagen auch absichtlich auf der Straße!"
"Es ist leicht, sich über solche Traditionen lustig zu machen, Madam", erwiderte er eisig.
Ich schüttelte den Kopf.
"Das war nicht meine Absicht, Mr. Urquart!" Er schien es
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