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Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition)

Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition)

Titel: Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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endlich hinter uns gelassen hatten, hielten wir uns in Richtung des an der Küste gelegenen
    Scarborough.
    Die letzte Etappe hatte ich gefahren.
    Nun verlangte Tom plötzlich: "Laß mich ans Steuer, Patti."
    "Warum? Fahre ich dir nicht gut genug?"
    "Wie ein Engel. Aber ich kenne mich hier aus..."
    "Ja, ich erinnere mich. Mr. Swann erwähnte da etwas.."
    "Also..." Er sah mich lächelnd an. "Deine Reporterspürnase solltest du nicht mit dem Studium von mehr oder minder aktuellen Straßenkarten verschwenden..." Ich fuhr an den Straßenrand. Eigentlich hatte er recht. Außerdem stand ohnehin wieder ein Fahrerwechsel an. Also tauschten wir.
    "Was sind das für Verwandte von dir, dir hier gelebt haben oder vielleicht immer noch leben?" fragte ich. Er blickte etwas irritiert zu mir hinüber.
    "Du sprachst gegenüber Mr. Swann von ihnen", erklärte ich.
    Er lächelte.
    "Du bist eine gute Zuhörerin."
    "Gehört das nicht zu unserem Job?"
    "Ich denke schon." Ich hatte nicht die Absicht, locker zu lassen. Also hakte ich nach. "Was sind das für Leute?"
    "Sie leben nicht mehr hier."
    Die Straßen wurden immer kleiner. Entweder, Tom kannte sich wirklich sehr gut in dieser Gegend aus und wußte einige Schleichwege, die etwas abseits der großen Straßen herführten oder wir hatten uns hoffnungslos verfahren. Der Regen wurde ziemlich heftig. Die Wischblätter der Scheibenwischer konnte die Feuchtigkeit kaum bewältigen. Die Sicht war schlecht. Grau und abweisend türmten sich die Regenwolken zu gewaltigen, düsteren Gebirgen auf. Fast so, als wollte uns jemand durch diesen Empfang bereits deutlich machen, daß wir hier nicht willkommen waren.
    Nicht mehr lange und es würde auch noch dunkel werden. Ich hoffte nur, daß wir bis dahin eine Unterkunft hatten und nicht noch immer durch diese Ödnis irrten.
    Und dann gab es plötzlich ein unangenehmes Geräusch, so als würde etwas unter dem Aufprall gegen die Stoßstange des Volvo zerbrechen. Ein Laut, wie er beim Zersplittern von Holz entstehen mochte. Und etwas schlug eine Sekunde später unangenehm hart gegen den Unterbodenschutz des Volvos.
    Tom trat auf die Bremse.
    Der Volvo kam augenblicklich zum Stehen. Die Reifen quietschten etwas.
    "Da war irgend etwas auf der Straße", sagte er. "Leider habe ich es bei dem Wetter nicht früh genug sehen können... Ich kann nur hoffen, daß nichts kaputtgegangen ist!"
    "Jetzt ein defekter Wagen! Das hätte uns gerade noch gefehlt!" murmelte ich.
    Tom seufzte.
    "Du sagst es."
    Der Regen prasselte weiterhin mit unverminderter Heftigkeit nieder. Tom schloß seine Jacke und schlug den Kragen hoch.
    "Es hilft wohl nichts! Ich muß mal 'raus, um nachzusehen, was das war!"
    Einen Augenblick wartete er noch, dann öffnete er mit einem Ruck die Tür. Ein Schwall kalter Luft kam vermischt mit einer gehörigen Portion Feuchtigkeit hereingeweht. Der Wind fuhr mir durch das Haar.
    Ich blickte hinaus in den grauen Regen.
    Tom holte irgend etwas unter dem Wagen hervor. Eine Augenblick später saß er wieder neben mir und schlug die Tür zu. Das Haar klebte ihm am Kopf. Das Wasser tropfte ihm von der Nase.
    In der Hand hielt er zwei dicke Rundhölzer, jeweils etwa einen halben Meter lang. Eigenartige, halb menschliche, halb tierische Gesichter waren in das Holz hineingeschnitzt und mit grellen Farben angemalt worden.
    Sie hatten Ähnlichkeit mit Totempfählen.
    "Jemand hat das offenbar auf der Straße verloren!" sagte Tom.
    Ich starrte auf die Pfähle und berührte dann einen von ihnen vorsichtig. Ich nahm ihn an mich, strich mit der Hand über das feuchte, etwas aufgequollene Holz. Unbehagen erfaßte mich. Für Sekundenbruchteile sah ich wieder den Wald vor mir...
    Die Gesichter in den Baumrinden...
    Eiskalt schien sich eine Hand auf meine Schulter zu legen. Ich konnte fühlen, wie sich unwillkürlich eine Gänsehaut auf meine Unterarme ausbreitete.
    Laß die Vision zu und schau hin! sagte ich mir. Ich schluckte.
    Und dann schloß ich die Augen. Ich war am Rande jenes grauenhaften Waldes, dessen Bäume eine unheimliche, groteske Art von Leben entfalteten. Die tentakelhaften Arme griffen nach mir. Die Erde riß auf und die Wurzen züngelten wie gierige Würmer aus den Spalten hervor.
    Ich sah aber auch die Verzweiflung in den Gesichtern, die aus den Bäumen herauszuwachsen schienen. Sie schienen zu rufen... Es klang wie ein Chor verdammter Seelen. Ein Geräusch, das einen schaudern lassen konnte.
    Für den Bruchteil eines Augenblicks sah ich dann noch etwas

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