Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition)
drang zu den Männern herüber. Das schwarze Etwas setzte sich dann in Bewegung. Mit schier
unglaublicher Geschwindigkeit schnellte es davon. Innerhalb eines Herzschlags war es bereits in den nahen Nebelbänken verschwunden.
Ein grimmiges Lachen klang zu den Männern herüber, daß
ihnen das Blut in den Adern gefrieren zu lassen drohte... George trat nach vorn und beugte sich nieder. Er nahm den Stein wieder an sich, der jetzt nur noch schwach leuchtete. Auch Georges Augen wiesen jetzt nur noch einen schwachen Rotstich auf, der mehr und mehr verschwand.
Die anderen näherten sich nur zögernd.
George stieg hinab in die Erdfurche, die sich fast wie ein künstlicher Graben über die Wiese zog. Mit Schaudern blickte er auf die erstarrten Wurzelstränge, von denen jetzt keine Gefahr mehr auszugehen schien.
Dann beugte er sich über Mike.
Ohne Zweifel war er tot. Die Schlingen hatten ihn erwürgt. George stieß eine wütende Verwünschung aus. Dann drehte er sich zu den anderen herum und rief ihnen entgegen:
"Die Gefahr ist noch nicht vorbei... Das Böse scheint die Überhand zu gewinnen!"
*
Wir fuhren einen schmalen, nur notdürftig befestigten Weg entlang, direkt auf eine Gruppe von Bäumen zu. Dahinter tauchte das graue Gemäuer des Landhauses auf, in dem heute der selbsternannte Reverend Brian Meany lebte. Die Aura unvorstellbaren Alters lastete schwer auf diesem Gebäude. Die Mauern schimmerten grünlich durch das Moos, das sich in die porösen Fugen gesetzt hatte. Die dreigieblige Anlage des Hauses war deutlich zu erkennen und mußte ihren Grund haben.
Ich beschloß, Mr. Meany danach zu fragen, sofern er uns überhaupt die Gelegenheit dazu gab, mit ihm zu sprechen. Etwas lenkte meine Aufmerksamkeit von dem Gebäude ab. Eine Bewegung.
Ich blickte seitwärts.
Etwas Dunkles, Schattenhaftes schnellte über die nebelverhangenen Wiesen. Beinahe konnte man auf den Gedanken kommen, daß es sich um eine menschliche Gestalt handelte. Aber dazu war dieses Etwas viel zu schnell. Es schoß förmlich durch die Bänke aus grauem Nebel hindurch, verschwand hin und wieder für Sekundenbruchteile hinter ihnen und erreichte dann die kleine Baumgruppe unweit des Landhauses.
"Tom!" entfuhr es mir.
"Ich habe es auch gesehen", flüsterte er. Und immerhin das beruhigte mich. So war ich mir wenigstens sicher, nicht Opfer meiner Einbildungskraft geworden zu sein.
Im nächsten Moment war der Schatten verschwunden. So sehr ich mich auch anstrengte, ich konnte ihn nirgends mehr sehen.
"Was glaubst du, was das war?" fragte Tom.
"Wenn ich das wüßte..."
Tom fuhr den Wagen an der Baumgruppe vorbei und parkte vor dem imposanten Portal des Landhauses. Wir stiegen aus.
Ich blickte zu der Baumgruppe hinüber. Aber dort war nichts zu sehen. Keine Spur von der schattenhaften Erscheinung.
Aber ich glaubte etwas zu spüren. Die Anwesenheit einer Kraft. Ich fühlte einen geistigen Druck und faßte mir unwillkürlich an die Schläfen. Irgend etwas war hier ganz in der Nähe. Ich wußte es, aber meine Augen sagten etwas anders.
Nebel kroch jetzt bis zum Portal.
Bald würde es ganz dunkel geworden sein. Der Mond war bereits aufgegangen. Als verwaschener Fleck leuchtete er durch die tiefhängenden Wolken hindurch und tauchte alles in ein geisterhaftes, fahles Licht.
Tom hatte eine Kamera dabei.
Schnell machte er ein paar Fotos von dem alten Landhaus. 1589 stand auf dem dicken Sturzbalken über der
Eingangstür.
Wir schritten die Stufen des Portals empor.
In einem der oberen Stockwerke sah ich Licht brennen. Eine schattenhafte Gestalt hob sich dunkel ab.
"Wir werden beobachtet", murmelte ich. Tom ergriff den großen gußeisernen Ring und klopfte heftig.
Keine Reaktion.
Tom versuchte es noch einmal. Oben an dem beleuchteten Fenster war eine Bewegung zu sehen. Die dunkle Gestalt war verschwunden.
"Mr. Meany scheint an einem Interview wohl kein Interesse zu haben", meinte Tom.
"Aber die Möglichkeit, uns vorher anzumelden, hat er uns ja nicht gegeben", erwiderte ich.
Tom klopfte noch einmal.
"Mr. Meany! Sind Sie im Haus? Wir wollen mit Ihnen reden und Ihnen ein paar Fragen stellen!"
Auf der anderen Seite der Tür war ein schabendes Geräusch zu hören. Dann Schritte.
"Sind Sie von der Polizei?" rief eine brüchige Stimme.
"Dann stecken Sie ihren Ausweis bitte unter der Tür hindurch, damit ich ihn überprüfen kann..." Tom zog seinen Presseausweis aus der Jackettinnentasche heraus.
"Vielleicht ist er ja auch damit
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