Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition)
ließ
er sich anmerken.
Ich sagte: "Mein Kollege Jim Field hat hier am Wochenende Modeaufnahmen für eine große Agentur gemacht. Seitdem ist er verschwunden. Dies ist sein Wagen..."
Der Mann musterte uns einige Augenblicke lang.
"Dürften wir jetzt vielleicht auch erfahren, wer Sie sind?"
"Mein Name ist Walter Grenrow. Ich bin der Butler von Lord und Lady Barnstable..."
Tom hob die Augenbrauen. "Wie wäre es, wenn Sie uns Ihrer Herrschaft mal vorstellen würden? Wir hätten da verschiedene Fragen..."
Der Butler zögerte.
Er schien unschlüssig zu sein.
"Alles in Ordnung, Walter?" rief in diesem Augenblick jemand vom Portal herüber. Eine dunkle Gestalt war dort aufgetaucht. Ein hochgewachsener, grauhaariger Mann, der trotz des Lichts, das durch die Fenster fiel, kaum zu sehen war. Zu dunkel war sein Anzug. Er trug eine Fliege, und seine Körperhaltung wirkte ziemlich starr.
"Da ist jemand, der Sie unbedingt kennenzulernen wünscht, Sir!" erwiderte Walter. "Sie können die Hände runternehmen", wandte er sich dann an Tom und mich.
*
Wir wurden in einen weitläufigen Salon geführt. Düstere Landschaftsbilder von gewaltigem Format zierten die hohen Wände.
Auf sehr förmliche Weise wurden wir Sir Wilfried Barnstable und seiner Frau Lady Margret vorgestellt.
"Normalerweise sind wir es nicht gewohnt, um diese Zeit noch Besuch zu empfangen", erklärte uns Sir Wilfried nicht ohne einen gewissen Vorwurf in der Stimme. Er deutete auf eine Sitzgruppe mit zierlich wirkenden Sesseln im Empire-Stil.
Wir setzten uns.
Draußen begann der Regen wieder heftiger zu werden. Erneut grollte der Donner, und grelle Blitze zuckten auf. Ich begann wieder einen leichten Druck hinter der Schläfe zu spüren. Unzweifelhaft die Anwesenheit einer mentalen Kraft von ungeahntem Ausmaß...
Dies ist kein gewöhnliches Gewitter! war mir klar.
"Es ist zwar schon spät, aber im Hause der Barnstables ist man durchaus gastfreundlich - und so wird Walter Ihnen selbstverständlich noch etwas zu Trinken servieren, falls Sie dies wünschen sollten. Ich fürchte nur, daß eine Tasse Tee um diese Zeit Sie später eher schlecht schlafen lassen wird..."
Ich hob die Hände.
"Danke", sagte ich.
Und Tom ergänzte: "Wir möchten Ihnen keine Umstände machen. Es geht um unseren Kollegen Jim Field."
"Nun", erklärte Sir Wilfried etwas gedehnt und sah zu seiner Frau hinüber. Ein Blick, der beinahe hilfesuchend wirkte. "Um ehrlich zu sein, hatten wir nicht viel zu tun mit diesen Mode-Leuten... Wissen Sie, um es ganz offen zu sagen, ich war nie sonderlich begeistert von dem Gedanken, dieses ehrwürdige Gebäude als Hintergrundkulisse für etwas so profanes wie Modefotos zu verwenden. Aber leider bin ich auf derartige Einnahmen angewiesen. Man kann es sich nicht immer aussuchen..."
"Sie habe keine Ahnung, wo Mr. Field jetzt sein könnte?" hakte ich nach.
"Es tut mir leid, Miss Vanhelsing."
"Es ist Ihnen auch nicht seltsam vorgekommen, daß er seinen Wagen hier hat stehenlassen..."
"Miss Vanhelsing, ich kann Ihnen nicht mehr mitteilen, als ich Ihnen bereits gesagt habe."
Ich wandte mich an Lady Margret. "Gilt das auch für Sie, Lady Margret?"
"Nun..."
"Jetzt ist es aber genug!" fuhr Sir Wilfried dazwischen. Sein Gesicht war jetzt rot angelaufen. Die Augenbrauen zogen sich zusammen. Sein Gesicht zeigte einen ärgerlichen Ausdruck. "Ich glaube, es ist besser, wenn Sie unser Haus nun verlassen...."
"So einfach ist die Sache nicht, Sir Wilfried!" erwiderte ich.
"Sie überschreiten das Maß des Zumutbaren, Miss Vanhelsing!"
"Warum sind Sie so aggressiv? Wir fragen lediglich nach dem Verbleib eines vermißten Kollegen. Das ist alles. Und wenn Sie uns diese einfachen Fragen nicht beantworten wollen, dann werden Sie sich gegenüber der Polizei mit Sicherheit weniger zugeknöpft geben können!"
"Polizei?" Das war Lady Margret. Sie schien in diesem Moment aus der Starre zu erwachen, die sie befallen hatte.
"Wilfried, ich..."
"Schon, gut, Darling!" unterbrach Sir Wilfried seine Frau. Lady Margret sah mich an.
"Sie reden von der Polizei?"
"Es wäre doch immerhin möglich, daß Jim Field einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist", erklärte ich ruhig. "Ich bin mir sicher, daß die Polizei das genauso sehen wird..." Lady Margret atmete tief durch.
"Nun, mein Mann ist leicht erregbar, wie Sie vielleicht bemerkt haben..."
"Darling, bitte!"
"...aber was er sagt, ist wahr. Wir haben beide nicht die geringste Ahnung, was mit Ihrem Kollegen geschehen
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