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Die Gabe der Zeichnerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Gabe der Zeichnerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Gabe der Zeichnerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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dem harten Boden schlafen«, flehte er sie an. Die Sklavin blickte ihren Herrn unsicher an.
    Der deutete mit dem Zeigefinger nach unten und äußerte sich wie immer knapp: »So sei es.«
    Ezra bückte sich und kroch unter den langen hohen Zeichentisch an der Wand. Dort standen nur ein paar kleine Holzkästen. Wenn sie diese etwas umgruppierte, könnte sie sich unter dem Tisch ein gemütliches Eckchen einrichten. Sie begann, die Kisten zu verschieben.
    Dunja betrachtete es als sehr günstiges Zeichen, dass Iosefos Einhard nicht über die wahren Familienverhältnisse aufklärte. Sie blickte durch die offen stehende Tür auf das ihnen zugewiesene Bett im winzigen fensterlosen Nebenraum und schwor sich, der ihr zugefallenen neuen Rolle als Ehefrau und Mutter sehr gewissenhaft nachzukommen. Auf ihre Frage nach der Gemahlin des Odo von Metz schüttelte Einhard den Kopf.
    »Gott hat sie bei der Geburt ihres Sohnes leider zu sich genommen«, sagte er.
    Ezra fuhr auf und stieß gegen die Tischplatte. Benommen rieb sie sich den Kopf. Erschien Odos Sohn wohl auch die ungekannte Mutter in seinen Träumen? Als Trösterin, die ihm zusicherte, sie sei an ihrem eigenen, nicht an seinem Leben gestorben? Als Mahnerin, dieses Leben sinnreich auszufüllen?
    Sie kroch unter dem Tisch hervor.
    »Was ist da unten?«, fragte ihr Vater.
    Sie legte beide Hände zum Zeichen des Schlafens an die Wange.
    Einhard bückte sich und lugte unter den Tisch.
    »Er hat sich offenbar eine Schlafhöhle gebaut«, erklärte er freundlich, ohne Ezra anzusprechen. Daran war sie gewöhnt. Als machte ihr Schweigen sie unsichtbar, neigten Menschen, die von ihrer Stummheit erfuhren, meistens dazu, sie als anwesende Person nicht mehr anzusprechen, ja, manchmal nicht einmal wahrzunehmen.
    »Ich werde ihm da einen Strohsack hinlegen lassen«, fuhr Einhard fort und bat Vater und Sohn, ihm zum Badehaus zu folgen. Er drängte ein wenig zur Eile.
    »Wir alle müssen uns für den Gottesdienst vorbereiten«, erklärte er. »Durch eure Reise mag euch entgangen sein, dass wir heute Abschied von Jesus nehmen. Ein Tag der Freude, denn die Büßer erhalten Vergebung. Sie werden als das grünende Holz am Stamm der Kirche endlich wieder zur Kommunion zugelassen, wie ihr wohl wisst.«
    Ezra unterdrückte ein Kopfschütteln. Bei solchen Bemerkungen bedauerte sie, keine Fragen stellen zu können. Weshalb war der Abend vor dem Tod dieses bedeutenden Propheten, den die Christen für Gottes Sohn hielten, ein Freudentag? Sie hockte sich auf den Boden und versuchte, sich selbst die Antwort zu geben: Man feierte den bevorstehenden Tod eines Märtyrers, dem der Weg über die Brücke mit der scharfen Schneide erspart bleiben und der unmittelbar in Gottes Gärten eintreten würde.
    »Die anderen Frauen des Hofs haben leider schon gebadet«, sagte Einhard bedauernd zu Dunja, »aber ich werde die Mägde bitten, Zuber mit Wasser herbeizuschaffen. Der Architectulus möge sich jetzt bitte sputen.«
    Ezra blieb auf dem Boden hocken und schüttelte den Kopf.
    Ratlos blickte Einhard zu Iosefos. Der gab keine Erklärung ab, sondern marschierte einfach davon. Hastig wandte sich Einhard an Dunja und flehte sie beschwörend an: »Der König wünscht wohlriechende Menschen an seiner Tafel!«
    Die Sklavin nickte.
    »Ich werde mich um meinen Sohn kümmern«, sagte sie so leise, dass Iosefos sie nicht hören konnte.
    Der war angenehm über die Weitläufigkeit und Sauberkeit der Badeanlage überrascht sowie über Einhards Mitteilung, dass sowohl die Becken im Freien als auch das Schwimmbad in der Halle mit warmem Wasser aus einer unterirdischen Quelle gespeist wurden.
    »Auch die Fundamente der Holzkirche befinden sich über einer heißen Quelle«, übertönte Einhard das Lärmen der kleinen Gruppe junger Männer, die im Innenbecken herumplanschten. »Erst haben die Kelten dort ihren Badegott Granus verehrt, später die Römer ihren Apoll … «
    Seine Stimme verlor sich, als sein Blick über das Schmutz starrende Leinenhemd des Iosefos und die ebenso besudelten Beinkleider glitt. Er trat vom Beckenrand, rief einen Bediensteten herbei und forderte diesen auf, aus der Kleiderkammer passende Gewandung für den Gast aus Konstantinopel zusammenzustellen.
    »Wo ist dein Sohn?«, wurde Iosefos plötzlich gefragt. Missbilligend starrte er den nackten jungen Mann mit dem langen, nass glänzenden Haar an. Erst auf den zweiten Blick erkannte er Lucas, den Sohn des Odo.
    »Ich kann deinem Sohn Kleidung überlassen«,

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