Die Gärten des Mondes
zurück auf die Anrichte, »werden wir beide hinter die Kulissen dieser irreführenden Spielchen schauen müssen.Oponn oder nicht, wir haben einen gemeinsamen Feind.«
Flickenseel seufzte. »Ich danke Euch. Und - Hauptmann Paran?«
Er beäugte sie argwöhnisch. »Was ist?«
Sic lächelte. »Ich bin sehr froh, dass ich Euch getroffen habe.«
Er machte ein finsteres Gesicht. Sie hatte es schon wieder geschafft.
»Scheint mir eine ziemlich unglückliche Armee zu sein«, sagte Lorn, während sie vor Fahls Nordtor warteten. Einer der Wachposten hatte sich auf der Suche nach einem zweiten Pferd in die Stadt begeben, während die anderen drei in sicherer Entfernung murmelnd beieinander standen.
Toc der Jüngere war abgestiegen. Er trat dicht an sein Pferd heran. »Das ist sie allerdings, Mandata - sehr unglücklich sogar. Als die Zweite und die Sechste Armee aufgelöst worden sind, wurden Posten hin und her geschoben. Niemand, von ganz oben angefangen bis hinunter zu den Grünschnäbeln, die gerade als Rekruten angefangen haben, ist noch dort, wo er vorher war. Überall werden Trupps geteilt. Und jetzt geht das Gerücht, dass auch die Brückenverbrenner in den Ruhestand versetzt werden sollen.« Er blickte zu den drei Soldaten hinüber, sah, dass die Blicke ihrer harten Augen auf ihn und die Mandata gerichtet waren. »Den Leuten hier gefällt das nicht«, sagte er ruhig.
Lorn lehnte sich im Sattel zurück. Der Schmerz in ihrer Schulter war zu einem ständigen, dumpfen Pochen geworden, und sie war froh, dass die Reise zu Ende war - zumindest für den Augenblick. Sie hatten den T'lan Imass seit dem Hügelgrab nicht mehr gesehen, obwohl sie im staubigen Wind über der von der Sonne verbrannten Ebene häufig seine Gegenwart gespürt hatte. In der Gesellschaft von Toc dem Jüngeren hatte sie viel über den nie zur Ruhe kommenden Zorn erfahren, der zwischen den einzelnen malazanischen Streitkräften schwelte.
In Fahl standen zehntausend Soldaten dicht vor einer Revolte; die Spione in ihren Reihen waren brutal beseitigt worden, und jetzt warteten sie nur noch auf ein Wort von Hohefaust Dujek. Hohemagier Tayschrenn machte die Angelegenheit nicht gerade einfacher, indem er Dujeks Offizieren in aller Öffentlichkeit Befehle erteilte, die den Anweisungen ihres Kommandeurs zuwiderliefen. Aber was die Mandata am meisten beunruhigte, war diese vage Geschichte über den Schattenhund, der angeblich mit der letzten überlebenden Kadermagierin der Zweiten Armee gekämpft haben sollte. Die ganze Sache war von einem Geheimnis umgeben, und sie hatte die Befürchtung, dass es etwas Lebenswichtiges war. Den Rest konnte man regeln, vorausgesetzt, sie kümmerte sich selbst darum.
Die Mandata war sehr gespannt auf ihr Treffen mit Tayschrenn und dieser Zauberin. Flickenseel - der Name klang vertraut, weckte Erinnerungen an ihre Kindheit. Und um diese kaum zu erkennenden Hinweise lag ein Mantel der Angst. Doch sie war darauf vorbereitet, damit umzugehen, wenn die Zeit reif war.
Das Tor schwang auf. Sie blickte hoch und sah den Soldaten mit einem Streitross, doch er war nicht allein. Toc der Jüngere salutierte hastig, und die Energie, die hinter dieser Geste steckte, ließ Lorn sich insgeheim die Frage stellen, wem seine Loyalität wirklich galt. Die Mandata saß langsam ab und nickte Hohefaust Dujek zu.
Der Feldherr schien ein Dutzend Jahre gealtert zu sein, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, damals, vor dreizehn Monaten in Genabaris. Ein schwaches Lächeln spielte um Lorns Mundwinkel, als ihr die Szene so richtig klar wurde: die Hohefaust, ein abgekämpfter, müder einarmiger Mann, die Mandata der Imperatrix mit dem Schwertarm in einer Schlinge und Toc der Jüngere, der letzte Repräsentant der Klaue in Genabackis, einäugig und mit halb verbranntem Gesicht. Hier waren sie, die Repräsentanten von dreien der vier Kräfte, über die das Imperium auf diesem Kontinent verfügte, und sie sahen alle furchtbar aus.
Dujek deutete ihr Lächeln anscheinend falsch. Er grinste. »Es tut gut, Euch zu sehen, Mandata. Ich habe gerade die Ergänzung der Vorräte überprüft, als mir Eure Ankunft mitgeteilt wurde.« Während er sie musterte, wurde sein Blick nachdenklich, und sein Grinsen erstarb. »Ich werde Euch einen Denul-Heiler kommen lassen, Mandata.«
»Magie wirkt bei mir nicht, Hohefaust. Das hat sie noch nie getan. Ein normaler Heiler reicht völlig aus.« Sie fixierte Dujek. »Ich gehe davon aus, dass es keinen Anlass für mich
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