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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Sie setzte sich auf. »Sag mir, findest du es nicht auch überaus merkwürdig, dass auf dieser angeblich so leeren Ebene andauernd etwas passiert?«
    »Konvergenz«, sagte Tool. »Macht zieht immer andere Macht an. Das ist kein besonders komplizierter Gedanke, doch wir, die Imass, sind nie darauf gekommen.« Der uralte Krieger wandte der Mandata den Kopf zu. »Wie auch unsere Kinder nicht darauf zu kommen scheinen. Die Jaghut haben die Gefahr nur zu gut verstanden. Deshalb sind sie sich aus dem Weg gegangen, haben sich gegenseitig einem Leben in Einsamkeit ausgesetzt und schließlich eine Zivilisation zu Staub zerfallen lassen. Die Forkrul Assail haben es ebenfalls verstanden, auch wenn sie einen anderen Weg gewählt haben. Was wirklich seltsam ist, Mandata, ist die Tatsache, dass von den drei Gründerrassen ausgerechnet die Imass und ihr Erbe der Unwissenheit die Jahrtausende überdauert haben.«
    Lorn starrte Tool an. »War das ein Versuch, so etwas wie Humor zu zeigen?«, fragte sie.
    Der T'lan Imass rückte seinen Helm zurecht. »Das hängt ganz von Eurer Stimmung ab, Mandata.«
    Sie stand auf und ging hinüber zu ihrem Pferd. »Du kommst mir jeden Tag merkwürdiger vor, Tool«, sagte sie leise, mehr zu sich selbst als zu dem Imass. Das Bild, das sie zuerst gesehen hatte, als sie die Augen geöffnet hatte, kehrte zu ihr zurück - diese verdammte Kreatur und ihr Schwert. Wie lange hatte er so dagestanden? Die ganze Nacht?
    Die Mandata hielt kurz inne, um vorsichtig ihre Schulter zu bewegen. Sie heilte schnell. Vielleicht war die Verletzung doch nicht so schwer gewesen, wie sie zunächst geglaubt hatte.
    Während sie ihr Pferd sattelte, nutzte sie die Gelegenheit, um kurz zu Tool hinüberzusehen. Der Krieger stand da und starrte sie an. Welche Art von Gedanken mochten jemanden beschäftigen, der mehr als dreihunderttausend Jahre überdauert hatte? Oder lebte der Imass wirklich? Bevor sie Tool getroffen hatte, hatte Lorn die Imass immer für Untote gehalten, das hieß, für Wesen, die keine Seele besaßen, und deren Fleisch von irgendeiner äußeren Macht belebt wurde. Jetzt jedoch war sie sich ihrer Sache nicht mehr so sicher.
    »Sag mir, Tool, woran denkst du am häufigsten?«
    Der Imass zuckte die Schultern, bevor er antwortete. »Ich denke an Sinnlosigkeit, Mandata.«
    »Denken alle Imass über die Sinnlosigkeit nach?«
    »Nein. Nur wenige denken überhaupt.«
    »Und warum ist das so?«
    Der Imass neigte den Kopf zur Seite und sah sie an. »Weil es sinnlos ist, Mandata.«
    »Wir sollten zusehen, dass wir weiterkommen, Tool. Wir vergeuden Zeit.«
    »Ja, Mandata.«
    Sie stieg in den Sattel und fragte sich, wie der Imass das wohl gemeint haben könnte.

Viertes Buch - Assassine

    Ich träumte von einer Münze
    mit wechselnden Gesichtern-
    so viele jugendliche Gesichter
    so viele teure Träume,
    und sie rollte und klirrte
    um den vergoldeten Rand
    eines Kelches herum
    der als Schmuckstück gedacht war
     
    Das Leben der Träume
    Ilbares die Hexe
     

Kapitel Elf
    Die Nacht war finster während ich wanderte
    mein Geist nicht gebunden an Erde oder Stein
    nicht verwirrt durch den Baum
    nicht getrieben vom eisernen Nagel
    sondern wie die Nacht selbst
    ein Etwas der Luft
    des Lichtes beraubt,
    so traf ich auf sie,
    auf die Steinmetze, die im Sternenlicht der Nacht
    mit übel zugerichteten Händen
    Steine behauen und meißeln.
    »Was ist mit der Sonne?«, fragte ich sie,
    »Ist nicht ihr Mantel der Offenbarung
    die Wärme der Vernunft in euren Formen?«
    Und einer von ihnen antwortete
    »Keine Seele kann
    den Strahlen der Sonne widerstehen
    und Vernunft nimmt ab
    wo Finsternis fällt -
    daher formen wir Gräber in der Nacht
    für dich und deinesgleichen.«
    »Dann entschuldigt meine Störung«, sagte ich.
    »Die Toten stören niemals«, sagte der Steinmetz,
    »sie kommen lediglich an.«
     
    Armenstein
    Darujhistan
     
    S chon wieder eine neue Nacht, schon wieder ein neuer Traum«, jammerte Kruppe, »und nichts außer diesem dürftigen Feuer, das dem Wanderer Gesellschaft leistet.« Er hielt die Hände über die flackernde, nie verlöschende Feuerstelle, die von einem Älteren Gott geschürt worden war. Es schien ein merkwürdiges Geschenk zu sein, doch er fühlte, dass es eine besondere Bedeutung hatte. »Kruppe möchte die Bedeutung verstehen, denn diese Enttäuschung ist höchst unangenehm.«
    Die Landschaft um ihn herum war völlig kahl; selbst von der umgepflügten Erde war nichts mehr zu sehen, ganz zu schweigen von

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