Die Gärten des Mondes
sich auf den Weg zur Theke. Als er sich durch die Menge drängte, knallte er einem Jungen den Ellbogen in den Rücken. Der Junge keuchte und schlich verstohlen zurück in die Küche.
Rallick erreichte die Theke, rief Skorb heran und bestellte einen weiteren Krug. Obwohl er nicht hinsah, wusste er, dass der Mann ihn bemerkt hatte. Es war nur ein Gefühl, jedoch eines, dem zu vertrauen er gelernt hatte. Er seufzte, als Skorb den schäumenden Krug vor ihm absetzte. Nun gut, er hatte getan, was Ozelot von ihm verlangt hatte, aber er hatte den Verdacht, dass sein Clanführer noch mehr fordern würde.
Er kehrte zum Tisch zurück und unterhielt sich einige Zeit mit Murillio, überließ seinem Freund dabei den größeren Anteil an dem Bier. Murillio spürte eine zunehmende Anspannung bei Rallick und zog seine Schlüsse. Er trank sein Glas leer und stand auf. »Nun«, sagte er, »Kruppe hat sich davongemacht, Crokus genauso. Und Coll ist wieder mal jenseits von gut und böse. Ich danke dir für das Bier, Rallick. Zeit, ein warmes Bett zu finden. Also dann, bis morgen.«
Rallick blieb noch fünf Minuten sitzen, und nur einmal kreuzte sich sein Blick mit dem des schwarzhäutigen Mannes an der Theke. Dann stand er auf und ging in die Küche. Die beiden Köche verdrehten die Augen und sahen einander an, als er an ihnen vorbeiging. Rallick ignorierte sie. Er kam zur Tür, die in der Hoffnung auf einen kühlenden Luftzug weit offen stand. Das Gässchen dahinter war nass, obwohl der Regen aufgehört hatte. Aus einer im Schatten liegenden Nische in der Mauer gegenüber dem Gasthaus trat eine vertraute Gestalt.
Rallick ging hinüber zu Ozelot. »Das war's. Dein Mann ist der große Schwarze, der sich an seinem Bier festhält. Zwei Dolche, Kreuzschraffuren. Er sieht gefährlich aus; nicht der Typ, mit dem ich mich bereitwillig prügeln würde. Er gehört dir, Ozelot.«
Das pockennarbige Gesicht seines Gegenübers verzerrte sich. »Er ist immer noch drin? Gut. Geh wieder rein. Überzeuge dich davon, dass er dich gesehen hat, Nom, das ist wichtig!«
Rallick verschränkte die Arme. »Ich bin jetzt schon sicher«, sagte er gedehnt.
»Du musst ihn herauslocken und ihn zu Tarlows Warenhaus führen - in den Ladebereich.« Ozelot feixte. »Die Befehle stammen von Vorcan, Nom. Und wenn du rauskommst, dann durch die Vordertür. Keine Fehler, nichts Raffiniertes.«
»Der Mann ist ein Assassine«, sagte Rallick heiser. »Wenn ich nicht raffiniert bin, wird er merken, dass es eine Falle ist, und mich in Sekundenschnelle platt gemacht haben.«
»Du tust, was Vorcan will, Nom. Und jetzt geh wieder rein!«
Rallick starrte seinen Anführer an, um sein Missfallen deutlich zu machen, und kehrte dann in die Küche zurück. Die Köche grinsten ihn an, jedoch nur einen kurzen Augenblick. Ein Blick in Rallicks Gesicht genügte, um jede Art von Heiterkeit ersterben zu lassen. Sie machten sich mit übertriebenem Eifer wieder an ihre Arbeit.
Rallick betrat den Gastraum und blieb wie angewurzelt stehen. »Verdammt«, murmelte er. Der schwarzhäutige Mann war verschwunden. Was jetzt? Er zuckte die Schultern. »Durch die Vordertür.« Er bahnte sich seinen Weg durch die Menge.
In einem Seitengässchen, an dessen einer Seite sich eine hohe Mauer hinzog, lehnte Crokus sich gegen die feuchten Ziegel eines Kaufmannshauses und starrte intensiv ein ganz bestimmtes Fenster an. Es war im dritten Stock, jenseits der Mauer, und hinter seinen geschlossenen Läden lag ein Zimmer, das er sehr gut kannte.
Drinnen hatte während des größten Teils der zwei Stunden, die er hier schon stand, Licht gebrannt, doch seit fünfzehn Minuten war der Raum dunkel. Betäubt vor Erschöpfung und von Zweifeln geplagt, zog Crokus den Umhang enger um sich. Er fragte sich, was er hier eigentlich tat, und das nicht zum ersten Mal. All seine Entschlossenheit rann wie Regen in die Gosse.
Lag es an der dunkelhaarigen Frau im Phoenix? Hatte sie ihn so sehr aus der Fassung gebracht? Das Blut an ihrem Dolch hatte deutlich gemacht, dass sie keinen Augenblick zögern würde, ihn zu töten, um ihr Geheimnis zu bewahren. Vielleicht war es auch die sich drehende Münze gewesen, die ihn so verwirrt hatte. An dem Vorfall war nun wirklich überhaupt nichts Natürliches gewesen.
Was war so falsch an seinem Traum, dem D'Arle-Mädchen vorgestellt zu werden? Das hatte doch nichts mit jener mörderischen Frau im Phoenix zu tun.
»Nichts«, murmelte er. Er machte ein finsteres Gesicht -jetzt fing
Weitere Kostenlose Bücher