Die Gärten des Mondes
sind.«
»Nun gut. Ich habe deine Macht gespürt, Magier. Sie besitzt eine bemerkenswerte Signatur.«
Der Schnelle Ben war verblüfft. »Aber ich habe um diesen Ort einen Schild aufgebaut«, sagte er.
»Ja. Ich war auch überrascht, Magier. Normalerweise kann ich dich nicht finden. Es scheint, als hätte es Sprünge im Schild gegeben.«
Der Schnelle Ben dachte über ihre Worte nach. »Sprünge«, entschied er für sich, war nicht das richtige Wort - doch das konnte Leida nicht wissen. Sie hatte seinen Aufenthaltsort gefunden, weil sie das war, was er vermutet hatte, eine Figur des Seils. Die Schatten-Sphäre war - wie kurz und fein auch immer - mit seinem Fleisch und Blut verknüpft gewesen. Doch nur ein Diener des Schattens besaß die nötige Empfindsamkeit, um diese Verbindung aufzuspüren. Der Magier trat zu Kalam hinüber und legte dem stämmigen Mann die Hand auf die Schulter.
Kalam warf ihm einen überraschten Blick zu.
»Sie hat Recht, Kalam. Es sind Sprünge aufgetreten, und sie ist offensichtlich ein Naturtalent in Sachen Magie. Komm schon, mein Freund, das Mädchen hat gefunden, was wir gesucht haben. Lass uns gehen.«
Leida zog sich die Kapuze wieder über den Kopf. »Ich gehe nicht mit euch«, sagte sie. »Ihr erkennt den Mann sofort, wenn ihr ihn seht. Ich habe den Verdacht, dass er die Aufgabe hat, seinen Beruf deutlich sichtbar zur Schau zu stellen. Vielleicht erwartet euch die Gilde bereits. Wie auch immer, sucht das Phoenix.«
»Und was zur Hölle hast du vor?«, wollte Kalam wissen.
»Ich werde einen Auftrag des Sergeanten zu Ende führen.« Sie drehte sich um und verließ die Hütte.
Kalams Schultern sackten herab; er stieß einen tiefen Atemzug aus.
»Sie ist das, wofür wir sie gehalten haben«, sagte der Schnelle Ben ruhig. »So weit, so gut.«
»Mit anderen Worten«, brummte der Assassine, »wenn ich sie angegriffen hätte, wäre ich jetzt tot.«
»Genau. Wir werden sie außer Gefecht setzen, wenn die Zeit reif ist. Aber im Moment brauchen wir sie noch.«
Kalam nickte.
»Zum Phoenix?«
»Verdammt richtig. Und wenn wir dort sind, werde ich mir als Allererstes was zu trinken genehmigen.«
Der Schnelle Ben lächelte. »Einverstanden.«
Rallick blickte auf, als der stämmige Mann das Gasthaus betrat. Seine dunkle Hautfarbe wies ihn als Südländer aus, was an und für sich nichts Ungewöhnliches war. Was jedoch Rallicks Aufmerksamkeit erregte, waren die Messer mit Horngriff und Silberknauf, die in seinem engen Gürtel steckten. Diese Waffen waren alles andere als typisch für einen Südländer, und in die Knäufe war ein gekreuztes Muster geprägt, das jeder aus dem Gewerbe als das Zeichen eines Assassinen erkennen konnte.
Der Mann kam in den Schankraum stolziert, als gehöre er ihm, und keiner der Einheimischen, die er beiseite drängte, schien es auf einen Streit ankommen lassen zu wollen. Er erreichte die Theke und bestellte ein Bier.
Rallick studierte den Schaum in seinem eigenen Krug. Offensichtlich wollte der Mann bemerkt werden, und zwar speziell von jemandem wie Rallick Nom, einem Assassinen der Gilde. Doch wer war dann der Köder? Das passte alles nicht zusammen.
Ozelot, sein Clanführer, war genau wie alle anderen in der Gilde davon überzeugt, dass die Klauen des Imperiums in die Stadt gekommen waren und nun gegen sie Krieg führten. Rallick war sich da nicht so sicher. Der Mann, der da an der Theke stand, konnte ebenso gut aus dem Reich der Sieben Städte stammen wie aus Callous. Er sah nach malazanischen Imperium aus. War er eine Klaue? Und wenn dem so war, warum zeigte er sich dann? Bis jetzt hatte der Feind nicht einen einzigen Hinweis hinterlassen - und erst recht keinen Augenzeugen -, der seine Identität hätte enthüllen können. Die Unverschämtheit, die Rallick jetzt beobachtete, passte entweder überhaupt nicht, oder sie bedeutete eine grundsätzliche Änderung der Strategie. Hatte Vorcans Anweisung, unterzutauchen, dies bewirkt?
In Rallicks Kopf dröhnten die Alarmglocken. Nichts von alledem fühlte sich richtig an.
Murillio lehnte sich zu ihm herüber. »Stimmt etwas nicht, mein Freund?«
»Gildengeschäfte«, erwiderte Rallick. »Hast du Durst?« Murillio grinste. »Das ist ein Angebot, das ich nicht ausschlagen kann.«
Nach einem einzigen, nachdenklichen Blick auf Coll, der schon wieder besinnungslos auf seinem Stuhl hing, verließ der Assassine den Tisch. Was hatte das bloß alles bedeuten sollen, von wegen fünf schwarze Drachen? Er machte
Weitere Kostenlose Bücher