Die Gärten des Mondes
verbarg. Er bewegte sich von einem Dach zum nächsten, sprang hinab auf die tiefer gelegenen und kletterte zu den höher gelegenen hinauf. Kalam war nicht besonders raffiniert: Wo andere Finessen einsetzten, benutzte er die Kraft seiner Arme und Beine. Das mochte für einen Assassinen ungewöhnlich sein, doch er hatte gelernt, es zu seinem Vorteil zu nutzen.
Sie näherten sich jetzt dem Hafengebiet. Hier waren die Gebäude zumeist einstöckig, dafür waren ihre Grundflächen riesig. Die Straßen waren kaum beleuchtet, abgesehen von den zweiflügeligen Türen zu den Warenhäusern, vor denen gelegentlich noch private Wachen herumlungerten. In der Nachtluft hing der Geruch von Tang und Fisch.
Schließlich machte der Schnelle Ben Halt, schwebte einige Augenblicke über dem Hof eines Warenhauses, und kam dann zu Kalam zurück, der an der Ecke eines nahe gelegenen zweistöckigen Verrechnungsgebäudes wartete. »Es sieht so aus, als wären wir da«, sagte Ben; er schwebte ein paar Fuß über Kalam. »Und was jetzt?«
»Ich brauche eine Stelle mit guter Sicht auf diesen Hof.«
»Dann folge mir.«
Der Magier führte ihn zu einem anderen Gebäude. Sie konnten den Mann jetzt sehen; er hockte auf dem Dach des Warenhauses und spähte hinunter in den Hof.
»Kai, stinkt diese Geschichte eigentlich irgendwie?«
Kalam schnaubte. »Zur Hölle, nein, es riecht verdammt stark nach Rosen hier draußen. Nimm deine Position ein, mein Freund.«
»In Ordnung.«
Rallick Nom lag auf dem Dach, den Kopf über die Kante hinausgeschoben. Unter ihm lag - flach, grau und leer - der Hof des Warenhauses. Direkt unter ihm waren die Schatten undurchdringlich. Schweißtropfen rannen Rallick übers Gesicht.
Aus den Schatten dort unten kam Ozelots Stimme. »Kann er dich sehen?«
»Ja.«
»Und er bewegt sich nicht?«
»Nein. Hör zu, ich bin sicher, dass da mehr als nur einer von ihnen ist. Ich hätte es gespürt, wenn er mich beschattet hätte, aber da war keiner. Das Ganze stinkt nach Zauberei, Ozelot, und du weißt, was ich von Zauberei halte.«
»Verdammt, Nom. Wenn du einfach anfangen würdest, das ganze Zeug zu benutzen, das wir dir geben, wärst du einer der Besten von uns. Aber zum Tor des Vermummten damit. Wir haben Beobachter, und wenn sich da nicht irgendwo ein verdammt guter Magier rumtreibt, entdecken wir auch jede Art von Magie. Sieh's endlich ein«, ein Hauch von Boshaftigkeit schlich sich in Ozelots Stimme, »er ist besser als du. Er hat dich verfolgt. Ganz allein.«
»Und was jetzt?«, fragte Rallick.
Ozelot lachte in sich hinein. »Noch während wir hier miteinander sprechen, wird der Kreis geschlossen. Deine Arbeit ist getan, Nom. Heute Nacht endet der Krieg der Assassinen. In fünf Minuten kannst du nach Hause gehen.«
Hoch über der Stadt schlug ein Dämon mit seinen ledernen Schwingen, und seine grünen Reptilienaugen blickten auf die Dächer unter ihm hinab - Augen, die Magie genauso gut erkennen konnten wie Wärme. Obwohl der Dämon nicht größer als ein Hund war, war seine Macht enorm; sie kam fast der des Mannes gleich, der ihn in dieser Nacht beschworen und gebunden hatte. Auf den Dächern konnte er nahe beieinander zwei Auren erkennen, die eine gehörte einem Mann, der mit Zauberbannen belegt worden war, die andere einem Magier, und zwar einem sehr guten Magier. Um die beiden Männer herum bewegten sich auf einem ungleichmäßigen Kreis aus Dächern Männer und Frauen auf den Mittelpunkt dieses Kreises zu; einige verrieten sich durch ihre Körperwärme, andere durch Gegenstände, die von Zauberei durchdrungen waren.
Bis jetzt war der Dämon gelangweilt und voller Groll auf den, der ihn beschworen hatte, auf den kräftigen Luftströmungen getrieben. Eine einfache Beobachtungsmission, und das für ein Wesen von solcher Macht! Doch jetzt stieg in ihm eine Woge der Blutlust auf. Wenn nur sein Meister schwächer gewesen wäre, so dass er die Fesseln hätte sprengen und auf die Dächer hinabsteigen können - was hätte das für ein Gemetzel gegeben.
Der Dämon schwelgte noch immer in diesen Gedanken, die Augen auf die Szene unter ihm gerichtet, als ihn ein Stiefelabsatz hart an seinem kleinen, runden Hinterkopf traf. Er überschlug sich, taumelte durch die Luft, wandte sich schließlich wutschnaubend dem Angreifer zu.
Einen Augenblick später kämpfte er um sein Leben. Die Gestalt, die auf den Dämon eindrang, besaß eine blendende magische Aura. Die aufbrandenden Energien der beiden kollidierten, schlangen
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