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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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sich umeinander wie Tentakel. Der Dämon kämpfte gegen den wilden Schmerz an, der ihn einschnürte, als die Gestalt ihren Angriff verstärkte. Eine brennende Kälte erfüllte den Schädel des Dämons, eine Kälte, deren machtgetränkter Atem ihm fremd war - so fremd, dass der Dämon keine Mittel fand, die er hätte dagegensetzen können.
    Die beiden Kontrahenten stürzten langsam in die Tiefe, während sie miteinander rangen, sich in absoluter Stille mit Kräften duellierten, die für die Einwohner der Stadt unsichtbar waren, während um sie herum weitere Gestalten dem Warenhaus entgegensanken, die Umhänge wie Segel im Wind gebläht, Armbrüste in den Armbeugen, die von Kapuzen beschatteten Gesichter nach unten gewandt und verborgen unter schwarzen Masken. Insgesamt waren es elf, die an dem Dämon und seinem Angreifer vorbeiglitten. Keiner der anderen schenkte ihm in irgendeiner Form Beachtung, und mit dieser Erkenntnis kam eine Empfindung, die der Dämon bisher noch nicht gekannt hatte: Furcht.
    Der Dämon begriff, dass dies nicht einfach nur ein Kampf war, sondern dass es ums Überleben ging, und riss sich von dem Angreifer los. Einen schrillen Schrei ausstoßend, schlug er mit den Flügeln, um Höhe zu gewinnen.
    Die Gestalt folgte ihm nicht, gesellte sich stattdessen zu den anderen und schwebte zusammen mit ihnen schweigend der Stadt entgegen.
    Als die zwölf maskierten Assassinen sich auf den Kreis aus Männern und Frauen herabsenkten - wobei einer sich etwas absonderte und auf eine Stelle oberhalb der zwei Männer im Zentrum des Kreises zuhielt -, zielten sie sorgfältig mit ihren Armbrüsten; dann begann das Massaker.
     
    Kalam starrte auf den Assassinen hinab, der lang ausgestreckt auf dem tiefer gelegenen Dach lag, und fragte sich, was er als Nächstes tun sollte. Warteten sie darauf, dass er die Kontaktaufnahme einleitete? Ein tiefes Grollen entschlüpfte ihm. Etwas stimmte hier nicht. Er konnte es in den Knochen spüren wie Fieber.
    »Verdammt, Ben, lass uns von hier verschwinden!«
    »Warte«, ertönte die körperlose Stimme des Schnellen Ben. »Oh, verdammt«, sagte er dann leise.
    Vor Kalam fielen zwei hell schimmernde Gestalten auf das tiefer liegende Dach, landeten hinter ihrem Ziel.
    »Was zur Hölle ... ?«
    Dann spürte er eine leichte Erschütterung auf den flachen Ziegeln unter seinen Händen. Er rollte sich auf den Rücken, hörte einen Bolzen vorbeizischen. Von seinen Knien eingerahmt, stand eine Gestalt in einem Umhang vielleicht dreißig Fuß von ihm entfernt. Nachdem sie ihn mit der Armbrust verfehlt hatte, stürzte die Gestalt auf ihn zu. Eine zweite landete hinter ihr, dicht am gegenüberliegenden Rand des Dachs.
    Kalam machte sich auf dem schnellsten Weg davon - er ließ sich über die Dachkante fallen.
    Der Schnelle Ben schwebte über ihm. Der Unsichtbarkeitszauber, in den er sich gehüllt hatte, war Magie höchster Stufe, und er war sicher, dass die neuen Angreifer ihn nicht sehen konnten. Er beobachtete, wie die näher kommende Gestalt langsamer wurde und dann vorsichtig zur Dachkante trottete, über die Kalam verschwunden war. Mit blitzenden Dolchen in beiden Händen erreichte dieser neu aufgetauchte Assassine den Rand des Dachs und kauerte sich hin. Der Schnelle Ben hielt den Atem an, als die Gestalt sich nach vorn beugte.
    Kalam war nicht allzu weit entfernt. Er hatte einen Dachbalken gepackt. Als der Oberkörper des Angreifers in Sicht kam und die Sterne über ihm verdeckte, zog er sich mit der Kraft eines Armes hoch und legte dem Assassinen den anderen Arm mit einem schraubstockartigen Griff um den Hals. Er zog den Assassinen zu sich hinunter, während er gleichzeitig das Knie hochriss. Das verhüllte Gesicht des Angreifers machte mit Kalams Knie Bekanntschaft. Es gab ein ekelhaftes Geräusch. Kalam, der immer noch mit einer Hand an dem Balken hing, schüttelte die jetzt schlaffe Gestalt ab und warf sie hinunter auf die Straße.
    Keuchend zog er sich wieder aufs Dach. Am anderen Ende sah er den zweiten Assassinen herumwirbeln. Knurrend sprang Kalam auf die Beine und rannte auf die Gestalt zu.
    Der unbekannte Assassine trat einen Schritt zurück, als wäre er überrascht, dann senkte er eine Hand und verschwand von einem Augenblick zum anderen.
    Kalam kam schlitternd zum Stehen und verharrte geduckt; seine Arme hingen herab.
    »Ich sehe sie«, flüsterte der Schnelle Ben.
    Mit einem Zischen drehte sich Kalam einmal um seine Achse, tänzelte dann zu einer Seite des Dachs, um im

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