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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Rücken durch die Dachkante gedeckt zu sein. »Ich nicht!«
    »Sie steckt mehr Energie rein«, sagte der Schnelle Ben. »Ich verliere sie immer wieder. Warte, Kai.« Der Magier verstummte.
    Kalams Kopf zuckte bei jedem gedämpften Geräusch hierhin und dorthin. Sein Atem kam schnaufend, seine Hände zuckten. Warte. Ein leises Grollen stieg aus seiner Brust auf. Warten - worauf? Auf ein Messer in der Kehle?
    Urplötzlich explodierte die Nacht in Lärm und Feuer. Die Angreiferin wurde direkt vor Kalam wieder sichtbar, ein Dolch fuhr auf seine Brust zu. Rauch und Funken umtanzten sie, doch sie bewegte sich ungerührt weiter. Kalam drehte sich nach einer Seite weg, versuchte der Klinge auszuweichen. Der Dolch zerfetzte sein Hemd unterhalb der Rippen, bohrte sich tief ins Fleisch und glitt seitwärts weiter. Er spürte, wie ein Blutschwall aus der Wunde schoss, als er der Frau eine Faust in den Solarplexus rammte. Sie keuchte auf, taumelte zurück; Blut tropfte von dem Dolch in ihrer rechten Hand. Zähnefletschend ging Kalam auf sie los. Er ignorierte ihren Dolch und hieb ihr ein zweites Mal die Faust gegen die Brust. Rippen krachten. Seine andere Hand knallte flach gegen ihre Stirn. Die Assassine fiel nach hinten, landete mit einem dumpfen Geräusch auf dem Dach und blieb reglos liegen.
    Kalam ließ sich auf ein Knie sinken. Er atmete stoßweise und keuchend. »Warte, hast du gesagt, verdammt noch mal! Was zur Hölle ist mit dir los, Ben?« Er stopfte ein Stück Stoff in die Wunde unterhalb seines Brustkorbs. »Ben?«
    Es kam keine Antwort. Er spannte sich, dann drehte er sich um und ließ den Blick über die tiefer liegenden Dächer schweifen. Hier i und dort lagen Leichen verstreut herum. Das Dach des Warenhauses, auf dem er zwei Gestalten hatte hinter ihrem Ziel landen sehen, war leer. Leise stöhnend sank er wieder auf die Knie.
    Als die Frau ihn angegriffen hatte, hatte er etwas gehört. Ein Dröhnen, nein, zwei, sehr kurz hintereinander. Ein Austausch von Magie. Ihm stockte der Atem. Gab es noch einen dritten Assassinen? Einen Magier? Der Schnelle Ben hatte der Assassine hier vor ihm Schaden zugefügt, doch jemand anderes hatte Ben Schaden zugefügt. »Beim Vermummen«, flüsterte Kalam und blickte sich um.
     
    Der erste Hinweis für Rallick, dass es Ärger geben könnte, war ein kräftiger Schlag zwischen die Schulterblätter. Er trieb ihm die Luft aus den Lungen und machte ihn für einen Augenblick unfähig, sich zu bewegen. Sein Rücken pochte, und er wusste, dass er von einem Armbrustbolzen getroffen worden war, doch die Rüstung aus Jazeraint unter seinem Hemd hatte dem Einschlag widerstanden. Die Spitze des Bolzens hatte zwar das Eisen durchdrungen, jedoch so viel Wucht verloren, dass sie nicht tiefer eingedrungen war. Obwohl lein Puls in seinen Ohren dröhnte, hörte er die Schritte, die sich ihm von hinten näherten.
    Aus den Schatten unter ihm kam Ozelots Stimme. »Nom? Was ist passiert?«
    Hinter Rallick verstummten die Schritte, und dann erklang das leise Klacken einer Armbrust, die gespannt wurde. Allmählich bekam Rallick wieder Luft, und auch das taube Gefühl wich aus seinem Körper. Seine eigene Waffe lag schussbereit neben ihm. Er wartete.
    »Nom?«
    Ein leises Geräusch erklang hinter ihm und zu seiner Linken. In einer einzigen Bewegung rollte Rallick sich auf den Rücken, packte seine Armbrust, setzte sich auf und schoss. Der Assassine, der weniger als fünfzehn Fuß entfernt war, wurde von der Wucht des Treffers zurückgeschleudert. Seine Waffe flog davon.
    Rallick warf sich zur Seite. Erst jetzt sah er den zweiten Angreifer, ein gutes Stück hinter dem Ersten. Die Gestalt duckte sich und feuerte die Armbrust ab. Der Bolzen traf Rallick rechts oben an der Brust, wirbelte als Querschläger an seinem Kopf vorbei und verschwand in der Dunkelheit. Die Wucht des Aufschlags hatte seinen fechten Arm betäubt. Er kämpfte sich auf die Beine und zog sein Messer; die gekrümmte Klinge blitzte bläulich in der Nacht.
    Der Assassine, der ihm gegenüberstand, machte einen vorsichtigen Schritt vorwärts, wich dann jedoch zur Dachkante zurück und ließ sich dahinter hinunterfallen.
    »Beim Atem des Vermummten«, erklang Ozelots Stimme neben Rallick. Er drehte sich um, konnte jedoch niemanden sehen.
    »Er hat meine Magie gesehen«, sagte Ozelot. »Gute Arbeit, was den Ersten anbelangt, Nom. Vielleicht können wir jetzt endlich feststellen, was das für Leute sind.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Rallick,

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