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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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ich wollte Euch nur besser sehen, das ist alles.«
    »Warum?«
    Er wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Schließlich konnte er ihr ja nicht einfach sagen, dass er sich wahnsinnig in sie verliebt hatte. »Wie heißt Ihr?«, platzte er heraus.
    »Challice D'Arle. Und du?«
    Challice. »Natürlich«, sagte er und verdrehte die Augen. »Ihr musstet ja so einen Namen haben.« Er starrte sie an. »Mein Name? Der geht Euch nichts an. Diebe stellen sich ihren Opfern nicht vor.«
    Sie hob die Augenbrauen. »Opfer? Aber ich bin kein Opfer, zumindest nicht mehr. Du hast das durch die Rückgabe der Sachen bereits geregelt. Ich glaube sogar«, sagte sie listig, »du bist mehr oder weniger verpflichtet, mir deinen Namen zu nennen, in Anbetracht dessen, was du tust. Und du musst einer von der Sorte sein, der Verpflichtungen ernst nimmt, wie merkwürdig sie auch sein mögen.«
    Crokus runzelte bei ihren Worten die Stirn. Wovon redete sie da? Was wusste sie davon, wie er mit Verpflichtungen umging? Und warum hatte sie Recht? »Mein Name ist Crokus Junghand«, seufzte er. »Und Ihr seid die Tochter der hochgeborenen Familie D'Arle, Ihr seid diejenige, deren Verehrer Schlange stehen, um ihr vorgestellt zu werden. Aber eines Tages werdet Ihr mich in dieser Reihe sehen, Challice, und nur Ihr werdet wissen, wo Ihr mich zum letzten Mal gesehen habt. Es wird eine offizielle Vorstellung sein, und ich werde Euch ein Geschenk mitbringen, wie es sich gehört.« Er starrte sie voll Entsetzen über seine eigenen Worte an.
    Ihre weit geöffneten Augen, in denen ein Gefühl aufleuchtete -ein Gefühl, das zu verstehen er noch nicht einmal hoffen konnte -, hielten seinen Blick fest. Dann begann sie schallend zu lachen. Sie hielt sich sofort eine Hand vor den Mund, warf sich dann auf dem Bett nach vorn. »Du gehst jetzt besser, Crokus. Man könnte mich gehört haben. Schnell - und pass auf den Stolperdraht auf!«
    Mit hölzernen Schritten ging Crokus auf die Schiebetüren zu, die auf den Balkon hinausführten. Ihr Gelächter hatte den letzten Schlussstrich unter all seine Träume gezogen. Er fühlte sich innerlich tot, abgesehen von einem zynischen Auflachen, das in Anbetracht des merkwürdigen Blicks, den sie ihm zuwarf, auch sein eigenes hätte sein können. Die Decken, die sie um sich herumgewickelt hatte, waren herabgesunken, und sie war wieder nackt. Es erstaunte ihn auf eine seltsame Weise, dass sie es anscheinend nicht einmal zu bemerken schien.
    Eine Stimme erklang undeutlich hinter der Tür, die auf den Korridor führte.
    »Nun mach schon, du Narr!«, zischte das Mädchen.
    Alarmglocken schrillten in seinem Kopf, rüttelten ihn auf. Er musste verschwinden, und zwar schnell. Crokus stieg über den Stolperdraht und öffnete die Tür. Er blieb noch einmal stehen, um einen Blick zu ihr zurückzuwerfen, und lächelte, als sie die Decken bis zum Hals hochriss. Nun, das war zumindest eine kleine Genugtuung.
    An der gegenüberliegenden Tür klopfte es.
    Crokus trat auf den Balkon hinaus und kletterte auf das Geländer. Er schaute in den Garten hinunter und wäre fast in die Tiefe gestürzt. Der Wachposten war verschwunden. An seiner Stelle stand eine Frau - und obwohl sie einen Umhang trug, erkannte er sie sofort wieder: Es war die Frau aus dem Phoenix. Sie blickte direkt zu ihm herauf, und ihre dunklen Augen brannten sich tief in sein Inneres.
    Hinter ihm öffnete sich die Zimmertür, und Crokus schüttelte sich. Verdammt sei diese Frau! Verdammt seien alle beide! Er griff nach den Zweigen über seinem Kopf, schwang sich in die Höhe und war außer Sicht.
    Kalam kauerte reglos auf dem Dach, in jeder Hand ein Messer. Um ihn herum herrschte Stille, und die Nachtluft war spannungsgeladen und schwer. Die Minuten verstrichen nur langsam. Gelegentlich redete er sich ein, dass er allein war, dass der Schnelle Ben und der andere Magier das Dach verlassen hatten; dass sie einander irgendwo oben am Himmel jagten, oder in den Straßen und Gassen dort unten, oder auf einem anderen Dach. Doch dann hörte er wieder irgendetwas - einen Atemzug, das Geräusch, mit dem Stoff an Leder scheuerte -, oder er spürte einen Luftzug auf seiner Wange, obwohl die Nacht windstill war.
    Und dann zerbarst die Dunkelheit direkt vor ihm. Zwei Gestalten erschienen, schwebten über dem Dach. Der Assassine hatte den Schnellen Ben gefunden, griff ihn mit einem Blitzstrahl an, der den Magier zu betäuben schien, und stürzte dann auf den benommenen Mann zu.
    Kalam schoss vor,

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