Die Gärten des Mondes
nickte.
»Und sag deinem Onkel, es ist eine Klaue in der Stadt.« Die Augen des Jungen weiteten sich.
»Und«, fuhr Rallick fort, »da sind noch andere. Sie kommen vom Himmel herab und töten alles, was in Sichtweite ist.« »Du meinst Onkel Mammot?«
»Sag es ihm einfach. Und hör gut zu, Crokus. Was ich zu sagen habe, ist von Mann zu Mann und bleibt unter uns, verstanden?«
Crokus nickte noch einmal; sein Gesicht war totenbleich.
»Wenn du auf diesem Weg bleibst, wirst du draufgehen. Ich pfeif drauf, wie aufregend das alles scheinen mag - was für dich Aufregung ist, ist für andere Verzweiflung. Hör auf, dich vom Lebensblut der Stadt zu nähren, mein Junge. Es ist keine Heldentat, andere auszusaugen. Habe ich mich verständlich ausgedrückt?«
»Ja.« Crokus' Stimme war nur ein Flüstern.
Rallick ließ den Arm des Jungen los und trat einen Schritt zurück. »Und jetzt verschwinde.« Er schob Crokus auf die Straße hinaus und sah zu, wie der Junge davonstolperte und um eine Ecke verschwand. Er holte tief Luft. Überrascht stellte er fest, dass seine Hände zitterten, als er den Kragen seines Umhangs lockerte.
Murillio trat aus den Schatten. »Ich bin mir nicht sicher, ob es klappen wird, aber es war ein guter Versuch, mein Freund.« Er legte dem Assassinen eine Hand auf die Schulter. »Meister Baruk hat etwas für uns zu tun. Kruppe besteht darauf, dass wir Crokus mitnehmen.«
Rallick runzelte die Stirn. »Mitnehmen? Soll das heißen, dass wir Darujhistan verlassen?« »Ich fürchte ja.«
»Geht ohne mich«, sagte Rallick. »Sag Baruk, du hättest mich nicht gefunden. Die Dinge haben einen kritischen Punkt erreicht -das gilt auch für unsere Pläne.«
»Ist noch etwas anderes passiert, Nom?«
»Hast du die Botschaft gehört, die ich Crokus für seinen Onkel mitgegeben habe?«
Murillio schüttelte den Kopf. »Ich bin erst später dazugekommen. Ich habe nur aus der Entfernung gesehen, wie du den Jungen in die Gasse gezogen hast.«
»Nun«, sagte Rallick, »lass uns reingehen. Das war eine Nacht, die selbst den Vermummten zum Lächeln bringen würde.«
Zusammen verließen die beiden Männer die Gasse. Auf der Straße vor dem Phoenix kroch das Licht der Morgendämmerung durch die sprühenden Nebel des noch immer andauernden Regens.
In der Mitte des Dachs befand sich ein großer Fleck aus Asche und Knochen, der schwach knisterte und gelegentlich einen zischenden Funken ausstieß. Anomander Rake rammte sein Schwert in die Scheide. »Ich habe zwölf von euch ausgeschickt«, sagte er zu der Gestalt im schwarzen Umhang, die neben ihm stand, »aber ich sehe hier nur acht. Was ist geschehen, Serrat?«
Die Tiste Andii war sichtlich erschöpft. »Es war schwere Arbeit, Lord.«
»Ich möchte Einzelheiten hören«, sagte Rake abrupt.
Serrat seufzte. »Jekaral hat ein gebrochenes Genick und drei gebrochene Rippen. Borulds Gesicht sieht schlimm aus - gebrochene Nase, gebrochene Wangenknochen, gebrochene Kieferknochen ...«
»Gegen wen haben sie gekämpft?«, fragte Rake und drehte sich wütend zu seinem Leutnant um. »Hat der Gildemeister sein Versteck verlassen?«
»Nein, Lord. Jekaral und Boruld sind vom gleichen Mann - von einem einzigen Mann - gefällt worden, einem, der nicht zur Assassinen-Gilde der Stadt gehört.«
In Rakes Augen loderte es gefährlich auf. »Eine Klaue?«
»Möglicherweise. Er ist von einem Hohemagier begleitet worden -demjenigen, der uns diesen Korvalah zum Spielen geschickt hat.«
»Der Dämon hatte den Geruch des Imperiums an sich«, murmelte Rake, den Blick auf den schwelenden Fleck gerichtet, der begonnen hatte, sich durch das Dach zu fressen. »Eine von Tayschrenns Beschwörungen, nehme ich an.« Ein wildes Grinsen blitzte kurz auf. »Wie bedauerlich, dass wir heute Nacht seinen Schlaf gestört haben.«
»Dashtal ist von einem vergifteten Bolzen getroffen worden«, sagte Serrat. »Es war einer der Assassinen der Gilde.« Sie zögerte. »Lord, Bruths Feldzug hat uns viel Kraft gekostet. Wir brauchen Ruhe. Heute Nacht sind viele Fehler gemacht worden. Ein paar von der Gilde sind uns durch die Finger geschlüpft, und wenn Ihr meinem Ruf nicht gefolgt wärt, hätten wir bei der Vernichtung dieses Dämons noch mehr Verluste erlitten.«
Rake stemmte die Hände in die Hüften und blickte prüfend zum Morgenhimmel hinauf. Nach einem kurzen Augenblick seufzte er.
»Ach, Serrat. Halte mich nicht für gefühllos. Aber der Gildenmeister muss aufgescheucht werden. Dieser Gilde muss ein
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